Bislang ist noch kein Mensch im Weltall gestorben. Die ersten Flüge zum Mars werden mit hoher Wahrscheinlichkeit One-Way-Missionen sein. Interstellare Flüge, die Jahrhunderte dauern, müssen gezwungenermaßen von mehreren Generationen betrieben werden. So wie in Gen7, wo ihr als mittlerweile siebente Generation mit der Überwachung und Wartung des Raumschiffs betraut seid.

Spielprinzip

Bei Gen7 handelt es sich um ein semikooperatives Legacy-Spiel. Das bedeutet: Das Ergebnis der vorigen Partie bestimmt zum Teil, welche Handlungsmöglichkeiten ich in der nächsten Partie haben werde. Mitunter kann es passieren, dass ich gewisses Spielmaterial nie benötige, weil ich dessen (positiven oder negativen) Trigger nie erreiche.

Wie schon in der Einleitung gesagt, befinden wir uns in einem Raumschiff, das von uns gemeinsam regelmäßig gewartet bzw. repariert werden will. Störungskarten sagen mir, welche Materialien und Arbeitskräfte ich benötige, um den normalen Status wiederherzustellen. Wer brav arbeitet, kann Verdienstpunkte und Offizierssterne sammeln. Am Ende gewinnt, wer den höchsten Rang erreicht hat.

Spielablauf

Das Spiel (die Kampagne) läuft über mehrere Partien, Episoden genannt. Diese sind in Runden unterteilt. Wie viele Runden das sind, wird durch die aktuelle Mission bestimmt. Am Beginn jeder Runde treten neue Aufträge auf den Plan. Wie viele das sind, ist abhängig von Spieler- und Rundenzahl. Welche Handlungsmöglichkeiten die Spieler haben, ist ebenfalls variabel. Maßgebend ist hier jedoch, welche Zahlen sie mit ihren Würfeln (Crew, Roboter) gewürfelt haben.

Wer an die Reihe kommt, muss einen seiner Würfel auf eine Station oder einen ausliegenden Auftrag setzen. Manche Karten verlangen mehrere Würfel, diese muss man alle gleichzeitig setzen. Gegebenenfalls muss man die Zusatzregeln der Station beachten (z.B. „nur Würfel einer Augenzahl”, notwendige Ressourcen für Aufträge im Schiffslager). Da man nicht immer alle geforderten Würfel hat, darf man Mitspieler um Unterstützung bitten. Zudem darf man Dateikarten aus der Hand spielen, die einem das Leben erleichtern. Eine besetzte Station produziert Ersatzteile, lässt Crewmitglieder einschlafen oder aufwachen, aktiviert Roboter ... Nach dem Besetzen von Stationen darf man dazugehörige, private Arbeitsaufträge erfüllen, die man auf der Hand hält. Dafür müssen die entsprechenden Ressourcen im Privatbereich des Spielers vorhanden sein. 

War ein Offizier an der Station eingesetzt, muss eine Schicksalskarte gezogen werden. Dem Offizier werden mehrere Handlungsmöglichkeiten vorgelesen, er entscheidet sich für eine davon. Nun treten die daraus resultierenden Konsequenzen (die dem Offizier natürlich vorher nicht bekannt sind) ein.
Negative Konsequenzen gibt es auf jeden Fall dann, wenn Aufträge nicht erfüllt werden. Private Arbeitsaufträge haben nur für den Besitzer eine Folge, offene Prioritätsaufträge sorgen für eine Verschlechterung des Raumschiffs. Ist hier ein bestimmter Wert überschritten, treten Einschränkungen im Betrieb auf. Das bedeutet erschwerten Nachschub für alle.

Spieletester

20.01.2020

Fazit

Legacy-Spiele sind vor allem für gleichbleibende Spielrunden gedacht. Bei Gen7 werden zum Beispiel Kartenpakete in die nächste Episode mitgenommen, dafür kommen neue hinzu und der Ausgang der vorigen Runde bestimmt den Aufbau für die nächste. Würde man jetzt mit einer anderen Spielrunde von vorne beginnen, müsste man die Kartenpakete dokumentieren, damit die neue Crew wieder das ganze Spielmaterial zur Verfügung hat. Wenn man die Karten etc. dokumentiert, hat man einen Vorteil: Man könnte eine Episode nochmals mitdenselben Vorzeichen spielen, um (hoffentlich) einen besseren Ausgang zu erzielen.

Bis man jedoch ins Spielen kommt, dauert es eine Weile. Ich habe nicht mitgezählt, wie oft ich vor der ersten Partie die Anleitung hergenommen und wieder weggelegt habe, bis am Ende Learning by Doing angesagt war. Selten wird einem der Einstieg so schwer gemacht wie hier, die Anleitung ist eine Katastrophe. Man ist sich auch nicht immer sicher, ob alles korrekt formuliert ist. Etwa steht hier, dass ich die Farben und Wohnräume frei wählen kann. Auf der anderen Seite hat der „Kybernetik”-Spieler (lila Wohnraum) einen Würfel weniger hat, und ich habe nur bei lila einen Würfel weniger in der Box. Also scheint mir doch eine Korrelation zwischen Würfel- und Wohnraumfarben da zu sein. Ob man auch die Charaktere farblich passend nehmen sollte? 

Abbildungen sind in der Spielanleitung rar und helfen einem nicht wirklich weiter, da z.B. Erklärung und Abbildung für unterschiedliche Spielerzahlen sind. Dort liegt dann der Roboterwürfel auch nicht dort, wo es angesagt ist. Und weitere Abbildungen, wie etwa auf der Schachtelrückseite, sind widersprüchlich, der eine Spieler hat nämlich sechs Kolonistenwürfel, ein anderer nur fünf und ein anderer nur vier ... Es gilt auf jeden Fall, viele Regeln zu beachten. Spielübersichten hätten einen Vorteil. Für ein Spiel, das je nach Bezugsquelle an die hundert Euro oder sogar mehr kostet, hätte ich mir diesbezüglich mehr erwartet. 

Wie bereits angesprochen, gibt es unterschiedliche Charaktere. Deren Einfluss auf das Spiel ist jedoch vernachlässigbar. Persönliche Ziele gibt es auch, jedoch sind diese von Anfang an offene Information. Spannung und Überraschungen? Fehlanzeige. 

Anfangs stehen einem nicht alle Würfel zur Verfügung. Mit einer der Aktionsmöglichkeiten kann man sich zusätzliche Würfel holen, die man in weiterer Folge für Aktionen einsetzen kann. Das ist für die Fortdauer des Spiels natürlich praktisch, bedeutet in diesem Moment jedoch einen Tempoverlust. Schnell passiert es, dass es sich negativ auf Bereiche des Raumschiffs auswirkt. Letzteres kann auch passieren, wenn man die Story nicht aufmerksam liest: „einziger Agendapunkt für heute: Offizierssitzung” steht zum Beispiel dort. Es wäre ratsam, dass jeder Spieler einen Würfel zur Sitzung entsendet. Wobei die negativen Effekte am Anfang natürlich weniger schlimm sind als am Ende, der Schwierigkeitsgrad steigt. Denn (Achtung Spoiler): Nicht nur kleine Defekte treten auf, später meutert auch die Besatzung und sogar der Computer des Schiffs wendet sich gegen die Spieler. 

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • umfassendes Spielmaterial

Minus

  • katastrophale Spielanleitung
  • Charaktere haben nur bedingte Auswirkungen auf das Spiel
  • die Spannung fehlt ein wenig

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 bis 100 Minuten
Preis: 90,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2018
Autor: Steve Nix
Genre: Legacy
Zubehör:

Roboterwürfel (12-seitig)
Offizierswürfel (8-seitig)
Kolonistenwürfel (6-seitig)
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