Tortuga 1667

Entgegen der negativen Stereotype waren Piraten gar nicht immer nur brandschatzend und die Zivilbevölkerung mordend unterweges. Sie waren auch echt gut darin, sich gegenseitig in den Rücken zu fallen und Meuterei zu begehen!

Dieses Spiel ist nur auf Englisch erhältlich.

In Tortuga 1667 schlüpfen wir in die Rolle eines mehr oder weniger berühmten Freibeuters. Wir gehören entweder einer englischen oder einer französischen Crew an. Unser Ziel: Natürlich den Goldvorrat unserer Bande aufzubessern.


Flying Dutchman vs. Jolly Roger

Allerdings dürften unsere Charaktere ein wenig zu tief in die Rumflasche geschaut haben. Denn es liegt zwar für jede Piratenbande ein Schiff vor der Küste Tortugas, allerdings haben sich die Crewmitglieder der beiden Banden einfach wild durcheinander auf die Schiffe aufgeteilt. Tatsächlich weiß keiner der Suffköpfe überhaupt noch, wer ein Freund und wer eine Feindin ist.

Denn Tortuga 1667 ist im Wesentlichen ein deduktives Spiel. Das heißt, dass wir zwar natürlich wissen, ob wir selbst der französischen oder der englischen Crew angehören, allerdings können wir von keinem anderen Spielenden mit Gewissheit sagen, auf welcher Seite er oder sie steht. Stattdessen müssen wir die Aktionen der Kollegen beobachten und daraus Schlüsse über die Angehörigkeit des Charakters ziehen.

Besagte Aktionen machen das Herzstück des Spiels aus. Sind wir am Zug, müssen wir genau eine Aktion mit allen Konsequenzen durchführen. Die meisten Aktionen stehen allen Charakteren zur Verfügung. Es gibt aber auch solche, die wir nur tätigen können, wenn unsere Spielfigur auf einem bestimmten Feld des Spielplans steht. Daher noch ein paar Worte dazu:

Auf der Spielmatte befindet sich mittig die Insel Tortuga mit insgesamt neun Feldern. Solange wir hier auf dem obersten Feld stehen, sind wir Gouverneur der Insel. Links und rechts davon befinden sich die beiden Piratenschiffe mit jeweils fünf Feldern. Die oberste Figur auf jedem Schiff ist Kapitän, die danach erster Maat und die letzte Figur der Schiffsjunge. All diese Spezialrollen haben bestimmte einzigartige Aktionen zur Verfügung.

Über die Planke!

Die Aktionen selbst sollten in letzter Konsequenz immer darauf abzielen, das eigene Team dem Sieg näher zu bringen. Und dafür müssen wir Gold sammeln. Auf jedem der beiden Piratenschiffe sowie auf der Insel Tortuga gibt es jeweils eine Schatzkammer für beide Fraktionen. Um jetzt das wertvolle Metall zu sammeln, kann der Kapitän eines Schiffs zum Angriff auf eine spanische Galeere oder das andere Piratenschiff blasen. Ist der Angriff erfolgreich, darf der Kapitän eine Goldtruhe in eine beliebige Schatzkammer seines Schiffes stellen. Das ist der direkte Weg zu Gold.

Gäbe es keine anderen Mittel und Wege, um dem eigenen Team zu helfen, wäre Tortuga 1667 ziemlich witzlos. Gibt es aber – reichlich! In den meisten Fällen wird daher nicht der relativ plumpe Direktangriff gewählt, sondern eine der vielen anderen Möglichkeiten. Zentral für diese sind die Event-Karten. Fünf Events liegen zu jedem Zeitpunkt verdeckt aus. Für eine Aktion können wir eine dieser Karten umdrehen und ausführen, zwei anschauen (ohne sie auszuführen) oder einen Gegenspieler dazu zwingen, eines von zwei Events zu wählen, das dann in Kraft tritt. Außerdem können wir unsere Spielfigur zwischen den verschiedenen Schiffen auf der Spielmatte und Tortuga hin- und herbewegen.

Mit den Spezialrollen kommt aber noch mal bedeutend mehr Vielfalt hinein. Ein erster Maat kann zum Beispiel eine Meuterei ausrufen, der Kapitän einen anderen Spielenden nach Tortuga verbannen, der Schiffsjunge kann in den beiden Schatzkammer auf seinem Schiff Chaos anrichten und der Gouverneur von Tortuga ähnliche Unruhe auf der Insel stiften. Manche dieser Aktionen funktionieren nicht automatisch, sondern verlangen nach einer Abstimmung unter allen Charakteren am betreffenden Ort. All diesen Aktionen gemeinsam ist aber, dass sie einerseits unserem Team zum Sieg verhelfen, andererseits unsere eigene Zugehörigkeit nicht sofort preisgeben sollten.

Eine Partie Tortuga endet, wenn wir beim Aufdecken einer Event-Karte die spanische Galeere erwischen. Das Team, das zu diesem Zeitpunkt die meisten Schätze gesammelt hat, gewinnt! Nimmt eine ungerade Anzahl an Spielenden an der Partie teil, verkörpert einer die niederländische Fraktion. Sie gewinnt, wenn zum Spielende Gleichstand zwischen England und Frankreich herrscht.

Spieletester

22.03.2019

Fazit

Tortuga 1667 ist ein wirklich cleveres Deduktionsspiel, das das Genre um einige neue Kniffe erweitert und ihm somit frischen Wind in die Segel bläst. Tatsächlich war ich positiv überrascht, wie taktisch sich das zweite Spiel der Dark Cities-Reihe spielt. Mit weniger als vier Spielern fallen die Qualitäten des Spiels allerdings leider ein wenig unter den Tisch. Zu viert oder fünft lässt sich Tortuga aber schon recht anständig spielen und ab sechs Spielenden aufwärts blüht das Spiel so richtig auf!

Tortuga 1667 ist ein wirklich schlau durchdachtes, toll gestaltetes Deduktionsspiel, das zusätzlich mit ein paar gänzlich neuen Ansätzen punkten kann. Super gemacht!
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • ungewöhnlich komplexes Deduktionsspiel
  • frischer Wind für's Genre

Minus

  • mit weniger als sechs Spielern nur mit Abstrichen spielbar

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 9
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 20 bis 40 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Verlag: Facade Games
Grafiker: Sarah Keele
Zubehör:

1 Regel
1 Spielmatte
1 Beutel
1 Explosionsmarker
8 Schatztruhen
9 Spielfiguren
9 Spielübersicht/Piraten-Karten
32 Abstimmungskarten
24 Event-Karten
9 Loyalitätskarten

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7195 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2306 Berichte.