In den letzten Monaten wird der Begriff "Lügenpresse" sehr strapaziert. Dabei ist die Presse deutlich vertrauensvoller als etwa das Internet, in dem viele Falschmeldungen (im Englishen "Hoax" genannt) zu finden sind. Im gleichnamigen Spiel Hoax sind es die Spieler, die am laufenden Band falsche Behauptungen aufstellen. Agiere schlau und lass dich nicht erwischen!

Updated remake

Bereits aus dem Jahr 1981 datiert das Original-Hoax, das unter anderem bei Hexagames erschienen ist. 35 Jahre später hat sich das Autorenquartett nochmal zusammengesetzt und am Spielablauf gefeilt. Heraus kam das, was wir euch an dieser Stelle vorstellen wollen: Der grundlegende Spielablauf wurde natürlich beibehalten, jedoch wurde die maximale Spielerzahl halbiert (von zwölf auf sechs).

Ach wie gut, dass niemand weiß...

Es gibt sieben unterschiedliche Charaktere im Spiel, jeder ist mit einer anderen Sonderfähigkeit ausgestattet. Dass jeder Spieler am Beginn einen dieser Charaktere zugelost bekommt, tut in der ersten Zeit nur wenig zur Sache. Es ist nämlich so, dass man seinen Charakter geheimhält und in jedem Spielzug aufs Neue behaupten kann, was man will. Du hast im vorigen Zug vorgegeben, der Butler zu sein? Egal! Diesmal bist du vielleicht der Schwiegersohn, die Ex-Frau... Jeder Charakter darf sich andere Ressourcen nehmen, tauschen etc. Es liegt an den anderen Spielern, im Lauf des Spiels herauszufiltern, wer du wirklich bist. Das geht zum Beispiel mit Hilfe der Aktion "Ermitteln", die man zusätzlich zur vorgeschriebenen Behauptung machen darf. Vorausgesetzt, man kann sie bezahlen.

Auf den Spuren von Sherlock Holmes

Ermittlungen kosten Ressourcen. Dafür bekommt man von einem ausgewählten Spieler dessen richtige Identität sowie drei zufällige Identitäten überreicht. Führt man dies oft genug aus, wird man irgendwann die tatsächliche Identität eines Spielers kennen. Aber Vorsicht: Man darf sich keinerlei Notizen machen!
Auch wenn man die Identität eines Spielers noch nicht kennt, weiß man nach der erstern Ermittlung zumindest, wer er nicht ist. Das ist wichtig für "Jemanden einer Lüge bezichtigen". Man nimmt sich die Hoax-Karte (hat man sie bereits vor sich liegen, darf man die Aktion nicht wählen) und zweifelt den Charakter an, den ein Spieler soeben bei seiner Behauptung genannt hat. Die Spieler stimmen ab, ob der aktive Spieler die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Wird ihm großteils geglaubt, führt er seine Aktion weiter aus. Zweifelt die Mehrheit, muss der Spieler Information preisgeben: Ist er der Genannte oder nicht? Ist er es nicht, darf er den mit dem Charakter verbundenen Vorteil nie wieder nutzen. Dies wird mit einem Marker auf seiner Übersichtstafel markiert. Auch so werden also Informationen gesammelt. Es ist aber eine riskante Vorgehensweise: Hat der Spieler nämlich die Wahrheit gesagt und seine Identität entspricht dem genannten Charakter, hat er auf der Stelle gewonnen.

Sorgfalt zahlt sich aus

Um nicht in das plötzliche Spielende zu geraten, empfiehlt es sich, genügend Ermittlungen anzustellen. Das hat den weiteren Vorteil, dass man einen Spieler beschuldigen kann, ohne von den Mitspielern abhängig zu sein. Außerdem erhält man im Erfolgsfall alle Ressourcen des enttarnten Spielers. Enttarnung ist in diesem Fall relativ zu sehen: Man informiert den angeschuldigten Spieler geheim, welche Identität man bei ihm vermutet. Er sagt nur "ja", wenn man ihn entlarvt hat (womit er aus dem Spiel ausscheidet), oder "nein", wenn man mit seiner Vermutung falsch lag (und man ist selbst aus dem Spiel draußen).
Schafft es ein Spieler auch den letzten Gegner zu eliminieren, hat er das Spiel gewonnen.

Regeln für Fortgeschrittene

Mehr Taktik kommt durch "Immunitäten" ins Spiel. Mit ihnen kann man sich vor Spezialfähigkeiten anderer Charaktere schützen. Soll man z.B. vom Gärtner bestohlen werden, kann man dies durch die Ansage "Ich bin die Köchin und somit immun gegen den Gärtner" (dies ist eine fix vorgegebene Eigenschaft der Köchin) verhindern. Man kann eine solche Immunität nur einmal pro Spielrunde nutzen, dabei darf man aber auch angezweifelt werden. Berechtigte Zweifel ziehen die bekannten Konsequenzen nach sich (Sperre eines Charakters mittels Marker), gesperrte Charaktere kann man weder für Behauptungen noch für Immunitäten nutzen.

Spieletester

04.06.2017

Fazit

Hoax verlangt von den Spielern ein gutes Gedächtnis: Welche Informationen habe ich schon über andere gesammelt? Und fast noch wichtiger: Welche Informationen über mich habe ich weitergegeben? Man macht sich schnell verdächtig, wenn mehrere Spieler genau wissen, dass man definitiv nicht der behauptete Charakter ist. Aber manchmal benötigt man eine Aktion unbedingt, um z.B. bestimmte Ressourcen einzusacken.

Wird man zu sehr in die Enge getrieben, hilft vielleicht nur noch eines: Die Flucht nach vorne! Ich versuche die Mitspieler zu eliminieren, bevor meine Tarnung endgültig auffliegt. Das ist nicht so leicht, da von den sieben möglichen Charakteren höchstens sechs im Spiel sind. Und welche nicht dabei sind, ist für alle ein Geheimnis! Es gilt ständig Informationen zu sammeln. Wer hat bei Anzweiflungen den Daumen gehoben, wer gesenkt? Dieses Wissen lässt in Summe Rückschlüsse über manche Personen zu. Stimmt jemand zum Beispiel immer für Lüge, wenn ein Spieler angezweifelt wird, der vorgab die Köchin zu sein, könnte der Lüge-Abstimmer selbst die Köchin sein... Aber wie gesagt: Nichts Genaues weiß man nicht.

Am Beginn ist es sehr langatmig, weil man außer der Behauptung (die einem üblicherweise Marker bringt) nichts tun kann. Für Ermittlungen fehlen einem noch Marker und Anschuldigungen wären glatter Selbstmord. Leider kommt es immer wieder vor, dass man deshalb aus Jux und Tollerei eine Lügenabstimmung anzettelt, nur um das Gefühl zu haben wirklich zu spielen. Stimmen dann zu viele für "Lüge", aber es war die Wahrheit, ist das Spiel schon vorbei, ehe es in die Gänge kam. Das ist schade, weil es erst im späteren Verlauf so richtig lustig wird.

Die Ausstattung des Spiels überzeugt in ihrer Einfachheit. Die Spielanleitung erklärt alles, was man wissen muss, sehr ausführlich. Wobei gesagt werden muss, dass die Spielvariante mit den Immunitäten nur geringfügige Einflüsse auf das Spielgeschehen hat. Viel zu selten kommt es vor, dass man durch Aktionen der Mitspieler angegriffen wird und sich dann mit der Spezialfähigkeit eines Charakters zur Wehr setzen will oder kann.

Das Spiel kann trotz Remake nicht verbergen, dass seine Idee am Beginn der 1980er-Jahre liegt. Es kommt nur sehr langsam in Fahrt, die Möglichkeit eines extrem frühen Endes lässt den Spielspass nicht unbedingt steigen. Mittlerweile gibt es deutlich bessere Deduktionsspiele am Markt.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • spannend und lustig, wenn man Ermittlungen anstellen kann
  • witzige Intrigen vor Abstimmungen spinnen

Minus

  • ernüchternd, wenn es nach wenigen Minuten "versehentlich" aus ist
  • kommt nur langsam in Gang

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 6
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 10 bis 20 Minuten
Preis: 17,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Bluff, Deduktion
Zubehör:

7 Charakterkarten
7 Verdachtskarten
6 Übersichtstafeln
1 Hoax-Karte
25 Betrüger-Marker
27 Ressourcenmarker
1 Spielanleitung

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