Berserk: War of the Realms

In der Welt Laar geht es heiß her, seit der junge Arhaal auf seinem Feldzug für Gerechtigkeit (jeder Feldzug geschieht natürlich ausschließlich für die Gerechtigkeit...) blöderweise Uggud, das pure Böse, aufgeweckt hat. Auf so eine Gelegenheit hat das Biest nur gewartet, und so regnet es schon bald darauf magische Kristalle.
Es dauerte nicht lange, bis die verschiedenen Völker von Laar die den Kristallen innewohnende Magie meistern. Statt die dadurch gewonnene Macht zu nutzen, um Uggud von seinem finsteren Thron zu stürzen, machen die Magier und Beschwörer aber leider lieber das, was ihrem Eigennutz dient – andere Feldherren unterwerfen. Willkommen im War of the Realms!

Die beiden Reiche und ihre Armeen

Für eine Partie Berserk braucht man nicht unbedingt das mitgelieferte Spielfeld, sondern im Grunde nur Platz – ersteres hat natürlich trotzdem mehr Flair und ist stilistisch passend designed. Das Spiel läuft aber auf einem einfachen Raster mit sechs Zeilen und fünf Spalten, dazu kommen noch etwaige Sonderfelder (etwa für fliegende Einheiten). Die fehlen aber aus unerfindlichen Gründen auf dem Spielbrett sowieso, man kann sich das ganze also auch bequem ohne vorstellen.
Auf diesem Raster positionieren die beiden Feldherren gleich zu Beginn des Spiels ihren gesamten Kampftrupp. Den beziehen wir aus unserem Deck. Ein Deck muss mindestens 30 und darf maximal 50 Karten beinhalten und kann aus beliebig vielen Fraktionen bestehen, im Basisspiel gibt es derer sechs und noch einen Stoß neutrale Karten. (Mit steigender Anzahl der Fraktionen sinkt allerdings unser Startkapital, dazu gleich mehr.) Der Kampftrupp ist allerdings bei weitem nicht das gesamte Deck! Noch vorher zieht jeder aus selbigem fünfzehn Karten. Jede Karte hat bestimmte Kosten in Silber oder Gold. Beide Spieler haben ein bestimmtes Kontingent an Gold und Silber, das sie jetzt zum Rekrutieren ihrer Armee verwenden können. Dabei kann nicht verbrauchtes Gold auch als Silber verwendet werden, andersrum funktioniert das nicht. Die so erkaufte Truppe wird dann nach einem bestimmten Muster auf jene drei Zeilen des Rasters verteilt, die dem entsprechenden Spieler am nächsten sind. Sind alle Einheiten so auf dem Schlachtfeld angekommen, kann das Spiel beginnen.

Gemetzel à la carte

Name und Inhalt von Berserk passen ganz hervorragend zusammen, denn tatsächlich ist das Spiel ein brutales Aufeinandertreffen. Schluss ist erst, wenn eine der beiden Armeen bis auf den letzten Mann vernichtet wurde, es werden keine Gefangenen gemacht. Im Basisspiel verfügen wir für das artgerechte Auseinandernehmen unserer Feinde ausschließlich über Einheiten, in der Anleitung ist aber auch die Rede von Artefakten und Ausrüstungen. Die vermissen wir ein wenig, zwar unterscheiden sich die Einheiten durchaus voneinander, etwas mehr strategische Vielfalt wäre aber trotzdem schön gewesen.

Ist ein Spieler am Zug, kann er beliebig viele Einheiten aktivieren. Das heißt, man kann sie orthogonal um ihren Bewegungswert verschieben und danach eine Aktion mit ihnen ausführen.
Die bei weitem häufigste Aktion ist der einfache Angriff: Einheit A gibt Einheit B eins auf die Glocke. Dafür würfelt der Angreifer einfach mit einem Angriffswürfel, das Ergebnis gibt an, ob es ein leichter, mittlerer oder schwerer Treffer ist, einen Fehlschlag gibt es nicht. Ist die attackierte Einheit nicht erschöpft, darf sie allerdings davor den Verteidigungswürfel verwenden und hat somit die Chance auf einen Block oder sogar einen Konter, was einem leichten Angriff dieser Einheit entspricht. Diese Art zu verteidigen erschöpft den Verteidiger nicht, er kann sie daher beliebig oft anwenden. Außerdem gibt es noch eine besondere Möglichkeit, einen Angriff abzuwehren: Gibt es ein unerschöpftes Monster, das sowohl an Angreifer als auch Verteidiger angrenzt (hier auch diagonal), kann dieses anstelle des eigentlich angegriffenen Kämpfers den Verteidigungswürfel werfen. Das allerdings erschöpft den neu deklarierten Verteidiger.
Neben der einfachen Attacke gibt es Spezialfähigkeiten zuhauf, die meisten davon (auch der Angriff) erschöpfen die entsprechende Einheit. Will ein Spieler keine Karten mehr aktivieren, beendet er seinen Zug. Joa, und das war's dann eigentlich auch schon. Klingt simpel, ist es im Endeffekt auch, taktische Tiefe steckt trotzdem darin. Man kann sich das ein bisschen vorstellen wie eine Mischung aus Schach und Stratego und Magic: The Gathering, von der Komplexität irgendwo dazwischen angesiedelt, vom Spielgefühl deutlich martialischer – dieses Konzept geht durchaus auf.

Die Regel bietet auch eine Variante für vier Spieler an – von der raten wir aber eher ab. Das Balancing geht zu viert nicht mehr gut auf und das Spielfeld wird gar klein. Nett also, dass die Autoren an eine Möglichkeit gedacht haben, auch mit mehr als zwei Spielern antreten zu können, aber ähnlich wie bei anderen Spielen dieses Schlags wie Magic: The Gathering funktioniert das auch hier nur mäßig. Das fällt aber nicht allzu stark ins Gewicht, der Fokus liegt ja eindeutig auf der Duell-Seite. Wir verbuchen das Mehrspieler-Draft-System deshalb mal unter "Zum Herzeigen reicht's".

Kriegswerkzeuge

Unser Zugang zum Material von Berserk ist etwas ambivalent. Alles, was mit Illustration und Grafik zusammenhängt, kann sich durchaus sehen lassen. Die Kartenbilder sind fantasievoll gezeichnet, das Spielfeld stimmig, die Fraktionen wirken in sich wie aus einem Guss. Auch die haptische Qualität passt. Auf der anderen Seite fehlen auf dem Spielfeld für das Spiel wichtige Felder. Die kann man sich noch zurecht denken, also Schwamm drüber, aber spätestens bei der Regel wird es wirklich haglich. Schlechte Gliederung, unvollständige Anleitungen und zu knappes Register machen das Regelstudium zu einem Rätselraten. Das ist enttäuschend, zumal wir von Asmodee besseres gewohnt sind. Mittlerweile hat es immerhin ein von den Autoren bestätiger, aber von Fans erstellter FAQ ins Internet geschafft, den haben wir unten verlinkt. Trotzdem bleibt die Ausarbeitung sehr dürftig, zumal man zum Einsehen des FAQs einen boardgamegeek-Account braucht.

Spieletester

01.01.2016

Fazit

Berserk: War of the Realms ist ein gut durchdachtes Taktikspiel. Die Regeln sind schnell verinnerlicht (wenn man sie denn erst mal verstanden hat), das Deckbuilding funktioniert erstaunlich intuitiv und ein Spiel ist in einer halben bis ganzen Stunde abgewickelt.
Leider gibt es definitiv auch einige Schwachstellen. Fette Minuspunkte gibt's für die grottige Regel, die nicht nur unglaublich lückenhaft in das Spiel einführt, sondern auch noch an etlichen Stellen Zweideutigkeiten aufweist. Diese Probleme lassen sich zumindest von geübten Spielern überkommen, trotzdem ist das eine gehörige und ziemlich unnötige Einstiegshürde – so komplex ist das Spiel nicht, das wäre leicht vieeeel besser gegangen. Außerdem geizt das Grundspiel an Material. Zwar sind grundsätzlich viele Karten dabei, allerdings vermissen wir die in der Regel erwähnten Ausrüstungen und Artefakte schon, diese Abwechslung hätte dem Spiel gut getan. Auch das Spielfeld hätte die Sonderfelder (z.B. für fliegende Einheiten) durchaus vertragen, wenn es denn schon designed beiliegt.

Aufgrund vermeidbarer Fehler kann Berserk nicht auf ganzer Linie überzeugen. Das Spiel als solches funktioniert aber gut, für Deckbuilding-Fans und Fantasy-Liebhaber lohnt ein Blick also durchaus.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 50 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Asmodee
Grafiker: Ivan Sukhovey
Genre: Taktik
Zubehör:

1 zweiteiliges Spielbrett
1 Regel
1 Beispielrunde als Comic illustriert
2 Spielhilfen
4 Spezialwürfel
40 Doppelseitige Wundenmarker
12 Giftmarker
12 Allgemeine Marker
16 Alternierende Werte-Marker
10 Weitere Marker
30 Einheitenkarten "Dark Forces"
30 Einheitenkarten "Fire"
30 Einheitenkarten "Forests"
30 Einheitenkarten "Mountains"
30 Einheitenkarten "Plain"
30 Einheitenkarten "Swamp"
30 Einheitenkarten "Neutral"
33 Einheitenkarten "Multicolor"

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7194 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2306 Berichte.