M.U.L.E. The Board Game

Selbst inspiriert durch Brettspiele wurde nun eins der frühesten Computerspiele nach über 30 Jahren wieder als Brettspiel umgesetzt: M.U.L.E. – The Board Game. Solche Umsetzungen hat es schon öfter gegeben, meist mit gutem Erfolg. Auf der attraktiven Schachtel ist ein Robotermaultier abgebildet, natürlich passend zum Titel. Aber mit Punkten zwischen den Buchstaben geschrieben heißt diese Maschine „Multiple Use Labor Element“: Vielzweckarbeitselement.

So sehr viele Zwecke müssen diese Roboter namens M.U.L.E.auf dem Planeten Irata (Atari rückwärts!) gar nicht mal erfüllen. Sie sollen Rohstoffe verschiedenster Art fördern, daher der Vielzweck, welche die Spieler dann möglichst gewinnbringend zu verkaufen versuchen. Wer letzten Endes das meiste Geld hat, ist der Spielsieger – ganz einfach!

Die einzelnen Spielphasen mit ihren gar nicht mal so sehr vielen Details will ich hier nicht näher beschreiben, das soll der Regel vorbehalten sein. Der Hauptspielplan dient prinzipiell der Verwaltung; die Spieler nehmen davon u. a. Plättchen, die je nach Orientierung auf der eigenen Spielertafel die Förderung verschiedener Rohstoffe ermöglichen. Während immer ersichtlich ist, wie viel Erz, Nahrung oder Energie ein Plättchen produzieren kann, ist die Kristallproduktion, hier Crystite genannt, zunächst unbekannt. Erst wenn ein Spieler das Plättchen als Aktion auf der eigenen Spielertafel umdreht, erfährt er es – außer, er hat schon vorher, auch als Aktion, heimlich darunter geschaut.

Nicht nur diese Unwägbarkeit bietet das Spiel, sondern auch noch die sogenannten Produktionskarten. Diese Ereignisse betreffen alle Spieler. Beispielsweise wird die Förderung eines bestimmten Rohstoffs in dieser Runde erhöht oder alle Rohstoffe aus dem zentralen Laden werden verbrannt (aus dem Laden entfernt). Der Laden ist ein zentrales Element, denn wo kaufen und verkaufen die Spieler ihre Rohstoffe? Im Laden natürlich, und kaufen vor allem dann, und falls vorhanden, wenn man nicht genügend dieser Sorte selber fördert. Wer verkauft, kassiert natürlich entsprechend Geld dafür.

Die Ladenpreise werden durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Für alle Aktionen außer Kauf und Verkauf muss Nahrung gezahlt werden und Rohstoffe zu fördern erfordert Energie. Diese beiden Ressourcen gilt es in erster Linie in wohlausgewogener Balance zu halten bzw. in diese zu bringen. Jedes eigene Plättchen, auf dem gefördert werden soll, erfordert ein M.U.L.E., auch diese sind im Laden zu kaufen. Interessanterweise verbraucht ein M.U.L.E., das Energie fördert, keine Energie – eins der kleinen, schönen Details des Spiels.

Fast alle Vorgänge und Aktionen sind hervorragend symbolisch dargestellt, entweder auf dem Spielplan oder den Übersichtkarten und Spieltafeln der Spieler. Man ist fast versucht, auch Neulingen zu sagen: „Alles steht auf dem Spielplan oder euren Tafeln, lasst uns direkt anfangen“. Ein, zwei Spielrunden sind aber schon nötig, um sich einzufinden, danach kann man sich aber immer mehr nur auf das Spiel an sich konzentrieren, was auch höchst erforderlich ist. Nach sechs spannenden Spielrunden (oder sieben im Expertenspiel) voller Höchstkonzentration haben die M.U.LE.s ihre Dienste getan, aber bis es soweit ist, kann es ein paar Stunden dauern.

M.U.L.E. – The Board Game ist knallhart. Ein hervorragendes Wirtschaftsspiel, über das ich hier nicht knallhart lang, sondern so knallhart kurz wie möglich berichten möchte. In lockerer Aufzählung sollen noch einige Details erwähnt werden. Da in jeder Spielrunde ein bestimmter Prozentsatz eigener Rohstoffe verloren geht (unterschiedlich viel, abhängig von der Rohstoffsorte), empfiehlt es sich, diese nach Möglichkeit auszugeben, anstatt sie ungenutzt zu vergeuden. In jeder Spielrunde wird die Spielerreihenfolge aufgrund des Vermögens neu ermittelt und der letzte Spieler kommt immer in den Genuss einer Sonderzahlung. Der erste Spieler hat die Wahl, welchem anderen er eine gute Ereigniskarte zukommen lässt, während dieser dann eine schlechte Ereigniskarte überreichen darf, auch seinem Wohltäter. Das sollte man sich zwei Mal überlegen, denn Rache ist süß, aber manchmal kann dies trotzdem sinnvoll sein. Wenn den Spielern diese Regel nicht gefällt, lassen sie sie einfach weg.

Der große Variationsreichtum des Spiels erlaubt nicht nur das, sondern bietet auch viele optionale Regeln als Spielmodus, außerdem den Anfänger- und Expertenmodus. Die optionalen Regeln wiederum können teilweise ins Anfänger- und/oder Expertenspiel übernommen werden. Es gibt viele Schräubchen, an denen gedreht werden kann, wirklich klasse!

Spieletester

11.03.2016

Fazit

Die Regeln von M.U.L.E. – The Board Game sind schnell begriffen, diese sind überwiegend gut dokumentiert. Das Spiel selbst ist sehr anspruchsvoll und sehr anstrengend im positiven Sinne, dabei jederzeit spannend. Das reichhaltige Material ist absolut ansprechend und schön gestaltet, da gibt es nichts zu Meckern. Gut dokumentiert sagte ich – trotzdem ist die englische Regel stellenweise etwas hakelig. Dass beispielsweise die im Anfängerspiel erhaltene Sonderkarte nach einmaligem Gebrauch abgeworfen wird und ein paar wenige andere Dinge erfährt man nach Recherche im Internet, heutzutage kein Problem, sollte trotzdem nicht so sein. Auch das äußere Format des Regelheftes ist hakelig – es passt nicht wirklich in die Schachtel, ohne zu verknicken.

Um M.U.L.E. – The Board Game spielen zu können, sollten alle Spieler Englisch zumindest etwas beherrschen, für die Karten, und einer schon gut, für die Regeln. Wer dann bereit ist, ein paar Stunden lang bei höchster Konzentration den Kopf rauchen zu lassen, wird dafür mit einem exzellenten Spielvergnügen belohnt. Der finnische Verlag Lautapelit stellt nach dem hervorragenden Eclipse (2011 – du meine Güte, so lange ist das schon wieder her) mit M.U.L.E. – The Boardgame ein weiteres Mal sein Geschick für hervorragende Spielkost unter Beweis. Wer benötigt das Computerspiel, wofür es keine lauffähigen Maschinen mehr gibt, wenn er ein solches außerordentliches Brettspiel auf den Spieltisch legen kann? Mein Ultimatives Lieblings Eselsspiel (auch wenn der Esel nicht so ganz korrekt ist).

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Unverwüstlicher Spielspaß für Taktik-Fans
  • Sehr gutes Material
  • Gute grafische Darstellung der Spielabläufe

Minus

  • Leichte Regelschwächen

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Besucherkommentare

Tilo | 12.11.2021

Nachdem ich das Spiel gern auf meinem (übrigens noch problemlos laufendem) C64 gespielt habe, werde ich jetzt auch mal das Brettspiel ausprobieren.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 90 bis 180 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Lautapelit
Autor: Heikki Harju
Zubehör:

1 Spielplan
4 Spielertafeln
4 Spielübersichten
67 Karten
213 Holzspielsteine
164 Plättchen und Marker
1 Regelheft

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