Robinson Crusoe - Schatzkiste

Die darin enthaltenen vier Szenarien tragen so verheißungsvolle Titel wie Die Schatzinsel, King Kong – Abenteuer auf der Totenkopfinsel, Wo ist Dr. Livingstone? und Der Naturforscher. Rund um diese vier Abenteuer wartet die kleine – aber sehr feine! – Erweiterung mit diversem Spielmaterial auf, das jenes des Basisspiels teilweise ersetzt und qualitativ aufwertet. Grundsätzlich handelt es sich beim Großteil dieser Bestandteile um Promo-Material, das bisher im deutschsprachigen Raum nicht erhältlich war. Also ist das Wort "Erweiterung" vielleicht nicht ganz richtig gewählt; "Vervollständigung der bestehenden Spielkomponenten" trifft es wahrscheinlich eher. Aber nun zu den Details:

Szenarien-unabhängiges Material

Dabei handelt es sich hauptsächlich um Karten, Marker und Deluxe-Ressourcen, die die Komponenten des Basisspiels sowohl optisch als auch inhaltlich aufwerten. Fanden sich im Grundspiel lediglich einfache farbige Holzwürfelchen für „Fell“ (grau), „Holz“ (braun) und „Nahrung“ (gelb und orange), so enthält die Schatzkiste nun entsprechend ausgeformte Spielklötzchen. So repräsentieren nun zum Beispiel gelbe Bananen die verderblichen und oranger Zwieback die unverderblichen Nahrungsreserven der Abenteurer. Neue Tierkarten (unter anderen der mittlerweile ausgestorbene flugunfähige Dodo!) gestalten die Jagd-Aktion nun abwechslungsreicher, neue Erkundungsplättchen und Treibgut-Karten mildern die Härten des Entdeckerlebens. Zum besten Freund des Menschen – dem „Hund“ aus dem Grundspiel – gesellt sich nun alternativ der „Jagdhund“ und für den Schiffsarzt, den wir auf unserer Fahrt mit der Beagle kennenlernen durften, gibt es nun eine modifizierte Ersatzkarte. Zudem gesellt sich mit dem Schiffsmaat ein neuer Charakter hinzu – wie gewohnt ist diese Charakterkarte beidseitig bedruckt und zeigt auf einer Seite die weibliche, auf der anderen die männliche Form dieser Person.

Vor allem die Charaktere gewinnen durch die Erweiterung in ihren Eigenheiten deutlich hinzu: Für jeden Abenteurer kann nun zu Beginn eines Szenarios eine individuelle Eigenschaftskarte ausgewählt werden. Diese schärft die Persönlichkeit des Charakters und verleiht ihm einzigartige und unverkennbare Wesenszüge. Alle diese Eigenschaften sind im Überlebenskampf auf einsamen Inseln oder in Dschungeldickichten in der einen oder anderen Weise mehr als hilfreich. Allerdings hat jede Medaille auch eine Kehrseite – und daher sei an dieser Stelle erwähnt, dass diese Eigenschaftskarten Titel tragen wie „Trunkenbold“, „Jammerlappen“ und „Faulpelz“. Versteht sich von selbst, dass sich hinter diesen Schlagworten nicht unbedingt ausschließlich positive Charakterzüge verbergen! Wo viel Licht ist, ist schließlich auch viel Schatten...

Zu guter Letzt finden sich im Zusatzmaterial auch zwei Aufklebebögen – mit den darauf aufgedruckten Abziehbildern können die Aktionssteine des Basisspiels beklebt und damit nicht nur farblich, sondern auch optisch den entsprechenden Charakteren zugeordnet werden. Um alle diese Kleber aufbringen zu können, bräuchte es jedoch zusätzliche Aktionssteine. Leider sind diese nicht in der "Schatzkiste" enthalten. Das gibt einen glatten Punkteabzug im Bereich der Ausstattung.

Die vier neuen Szenarien

Das Entdeckerherz schlägt höher! Wer möchte denn nicht Abenteuer auf der berühmten Totenkopfinsel erleben, auf dem der Riesenaffe King Kong sein Unwesen treibt? Wer möchte nicht auf der Schatzinsel auf die Suche gehen nach dem legendärsten Piratenschatz der Geschichte? Wer es jedoch etwas seriöser anlegen möchte, kann sich aufmachen, um den verschollenen Afrika-Forscher Dr. David Livingstone wieder in die Zivilisation zurückzubringen. Oder aber gemeinsam mit Charles Darwin auf große Fahrt gehen.

Besonders erwähnenswert ist das Szenario „Wo ist Dr. Livingstone?“ Dieses weicht sowohl im Aufbau als auch im Spielablauf recht deutlich von den gewohnten Szenarien-Blättern ab und breitet seine vielfältige Geschichte in Form eines Abenteuer-Spielbuches vor den Mitspielern aus. Neben dem Szenarien-Blatt wird eine vierseitige „Zeitung“ mitgeliefert, die tatsächlich wie ein Faksimile einer 150 Jahre alten Gazette aussieht. Toll gemacht! Die „Artikel“ dieser Tageszeitung beschrieben jeweils kapitelweise die Suche nach Dr. Livingstone und spinnen durch zahlreiche den Spielern darin angebotenen Entscheidungsmöglichkeiten den Handlungsfaden immer weiter voran. Ein für ein Brettspiel ungewöhnlicher Ansatz, der jedoch im vorliegenden Fall einwandfrei funktioniert und die Abenteuer in Afrika zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.