Eine völlig unberührte Inselwelt mit zahlreichen fruchtbaren und ertragreichen Gebieten wartet nur darauf besiedelt und von uns genutzt zu werden. Als Anführer einer antiken Zivilisation werden sie dennoch nicht zu Erfolg kommen ohne sich mit den Göttern gütig zu stellen!
Streng genommen ist Deus ein Kartenspiel. Allerdings verbindet es dabei Elemente klassischer Strategiespiele mit Bestandteilen von Deckbaumechaniken. Aber ist das eine wahrhaft göttliche Mischung? Spielprinzip Das Spielfeld besteht aus bis zu sieben Spielplanteilen (je nach Spieleranzahl) auf denen wiederum jeweils sieben kleinere Gebiete abgebildet sind. Man unterscheidet Barbarendörfer, Meere, Gebirge, Sumpf, Wald und Getreideflächen. Den vier zuletzt genannten ist jeweils eine Ressource zugeordnet: Erz, Stein, Holz und Getreide – Die Siedler von Catan, erste Parallelen sind nicht vom Tisch zu weisen. Aber das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Neben den vier Ressourcen kommt noch Gold als harte Währung dazu und selbst mit den gesammelten Siegpunkten lassen sich auch schon im aktiven Spielverlauf neue Bauplätze erschließen. Lediglich die eigenen Handkarten bestimmen den jeweiligen Rundenverlauf. So schlicht und knapp könnte man die Ausgangssituation beschreiben, allerdings sind die Möglichkeiten und die Auswirkungen äußerst vielfältig. Es gibt sechs verschiedene Kartentypen: Schiff, Produktion, Wissenschaft, Handel, Armee und Tempel - wobei die Tempel eine Sonderrolle einnehmen. Der Kartentyp gibt außerdem den zugehörigen Gott und den zu benutzenden Spielstein an (Beispiel: Typ Armee - Gott Mars – Spielstein Männchen). In jeder Runde haben wir die Wahl zwischen nur zwei Optionen: Die Handkarte für ihre Baukosten ausspielen und anlegen, den dazugehörigen Spielstein auf den Spielplan setzen und den Kartentext ausführen oder zu einem Gott zu beten, indem wir eine beliebige Anzahl von Handkarten abwerfen. Der Kartentyp der als letztes abgeworfen wurde, bestimmt den Gott, der angebetet wird und damit den Effekt. Die Anzahl der abgeworfenen Karten symbolisiert die Gebetsintensität, also wie oft der Götteraffix ausgelöst wird. So generiert ein Gebet zu Neptun (Schiff) Gold pro Karte, Ceres (Produktion) erlaubt uns eine Ressource unserer Wahl für jede abgeworfene Karte zu nehmen. Tempel stechen dabei heraus. Sie erbringen dem Spieler erst am Ende des Spiels Siegpunkte, je nach Kartentext. Werden sie oben auf einem Kartenstoß abgeworfen, dienen sie als Götterjoker. Das klingt bis hierhin noch soweit gut verständlich. Ohne weiter ins Detail gehen zu können, die Komplexität entsteht durch die eng verwobenen Effekte jedes einzelnen Spielzugs. Ich will trotzdem ein paar Verknüpfungen in der Spielmechanik erläutern, um eine grobe Vorstellung vermitteln zu können. Jede ausgespielte Karte löst alle Karteneffekte, der vorher bereits gespielten Karten, des gleichen Typs erneut aus. Die Boni vieler Kartentexte werden deutlich aufgewertet, wenn sich mehre Spielsteine auf dem Feld des betroffenen Spielsteins befinden. Man darf nur unterschiedliche Spielsteine auf dem gleichen Feld positionieren. Tempel können Siegpunkte für alles Mögliche erbringen. Beispielweise für gesammelte Ressourcen, wenig Spielsteine auf vielen Gebieten, viele Spielsteine auf wenig Gebieten, möglichst viele Gebiete eines Typs angeschlossen und vieles mehr. Und da waren ja noch die Barbaren…! Somit hat jede Karte und damit jeder gesetzte Spielstein, die je ausgespielt wurden, im Idealfall positive Auswirkungen auf die Endabrechnung. Gleichzeitig versucht man die Mitspieler und ihre Bauausrichtung im Auge zu behalten und am besten zu stören ohne seine eigene Strategie aus den Augen zu verlieren. Bleibt noch die Frage: Wie bekomm ich neue Handkarten? Anders als bei vielen anderen Spielen zieht man nicht am Ende jeder Runde die Hand wieder auf fünf auf. Bei Deus ist das Ziehen an die Göttergebete gekoppelt, die wiederum einen ganzen Zug in Anspruch nehmen. Eine weitere Möglichkeit bilden da einige Kartenaffixe des Kartentyps Wissenschaft. Durch ausspielen bestimmter Karten, darf man direkt Karten nachziehen (Beispiel: Ziehe eine Karte für jedes Gebiet, auf dem zwei oder Mehr Gebäude stehen). Sowas soll (will) alles gut überlegt sein und am besten schon von Beginn an! Spielmaterial Die Ausstattung von Deus entspricht durchaus dem Standard für vollwertige Strategiespiele dieses Umfangs. Spielsteine und Marker sind gut gearbeitet, nur ein wenig sehr schlicht in ihrer Darstellung. Leider sind die Spielertableau etwas anfällig. In meinem Fall rissen zwei von vier beim Aufklappen in der Mitte ein bzw. ab. Die Illustrationen sind, wie so oft, Geschmackssache. Die Kartenmotive sprechen mich durchaus noch an, das Spielfeld, also die einzelnen Gebiete, dagegen sind mir zu homogen bzw. zu digital. Die Anleitung ist kurz gehalten und schlüssig geschrieben, ein paar Beispiele mit entsprechenden Grafiken hätten aber dennoch nicht geschadet.

Spieletester

17.11.2015

Fazit

Deus hat für mich ohne Zweifel tolle Ansätze. Auch die Synergie aus Rundenstrategie- und Deckbaumechanik hat einiges an Reiz und vor allem Tiefe. Für mich krankt das Spiel leider an der mangelnden Balance. Und die zieht sich durch alle Teilbereiche. Die einzelnen Kartentypen sind nicht gleichberechtigt. Selbst Karten des gleichen Typs haben keine annähernd gleich starken Fähigkeiten. Zum Teil sind sie einfach schlecht oder zum aktuellen Spielzeitpunkt völlig unbrauchbar. Gleiches gilt teilweise für die Götterfähigkeit. Dazu schmeißt man sehr viele Karten ab, um möglichst sinnvoll die Götter zu nutzen. Dabei verliert man einige potentiell gute Karten für später, insbesondere Tempel. Beim Nachziehen ist man dann wieder völlig dem Glück überlassen und das kann sehr nachteilig sein – leider wenig taktisch! Insbesondere vor dem Hintergrund der Kartenproblematik wird das Spiel, das so gern von Runde eins bis zur letzten Runde durchgeplant werden möchte, zur absoluten Glückspartie. Gleich starke Götterboni für weniger Karten oder mehr Handkarten und eine maximale Abgabe pro Gebet hätten da schon einiges an Stabilität bringen können. So bleibt es für mich so spaßig wie eine Partie Risiko, also ist es nicht wirklich verkehrt, aber für ein Strategiespiel zu viel geflirte mit Madame Fortuna!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Ralf | 19.11.2015

Hallo,
Deus hat einen Gluecksfaktor. Das macht das Spiel massentauglich aber deswegen nicht schlecht.

Sebastian Michels | 20.11.2015

Nabend,

ich hab als Vergleich eins der massentauglichsten Spiele über Generationen herangezogen, Risiko - das dürfte eigtl als Ritterschlag verstanden werden!

Aber das eben Massentauglichkeit mit Glücksadaption im Umkehrschluss ein gutes Spiele macht, wär mir dagegen völlig neu: Vgl Phase 10 oder Monopoly.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Strategie
Zubehör:

4 Spielertableaus 96 Gebäudekarten (16 je Kartentyp (Schiff, Zivil, Produktion, Wissenschaft, Armee, Tempel)) 100 Gebäude-Spielsteine 7 Tempel-Spielsteine 7 doppelseitig bedruckte Spielplanteile Goldstücke 63x Wert 1, 12x Wert 5, 9x Wert 10 Siegpunktplättchen 24x Wert 1, 9x Wert 3, 9x Wert 5, 17x Wert 10 20 Holzspielsteine (braun) 20 Steinspielsteine (grau) 20 Lehmspielsteine (rot) 20 Getreidespielsteine (gelb) 1 Startspielerkarte

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