Heim Wintersport Spiele

Ich präsentiere:
DIE SCHLECHTESTEN SPIELE ALLER ZEITEN!!!

In meiner nunmehr knapp 35jährigen Spielerkarriere habe ich schon so manchen Titel durchlitten, von dem ich mich gefragt habe, wie so etwas je einen Verlag finden konnte. Und dabei ist es zudem noch egal auf welchem Niveau man sich wiederfindet, mit schöner Regelmäßigkeit springen Spiele aus irgendeiner unbeleuchteten Ecke, die einen Tiefpunkt ausloten, von dem ich nicht mal wusste, dass so tief unten überhaupt noch Leben möglich ist.

Und doch: Wenn ich eine geistige Reise durch die Untiefen der Spielgeschichte starte taucht irgendwann zwischen all den Fußballfiebers, Heiratsfähigs, Dante's Infernos oder Mont-Saint-Michels ein ganz bestimmtes Titel-Duett aus meiner Kindheit auf, gegen das jedes noch so unspielbare Etwas wie ein Anwärter für das Spiel des Jahres wirkt. So sehr ich mich auch dagegen wehre, immer wieder schummeln sie sich in meine Erinnerung, so als wollten sie geradezu, dass ich diese meine Erinnerung mit Euch teile. 
Naja, dem Wunsche kann entsprochen werden: 

Sie sind es, und das mit ziemlichem Abstand: Die schlechtesten Spiele, die mir je untergekommen sind. Diese Spiele haben eine Latte gelegt, die bisher noch niemand zu unterschreiten gewusst hat:

Die HEIM WINTERSPORT SPIELE-Duo Abfahrt und Sprunglauf.

Die Heim Wintersport Spiele wurden irgendwann in den End-70ern oder frühen 80ern (Web-Recherche war vergeblich. Ihr seht, sogar das NETZ verweigert die Kenntnisnahme dieser Spiele!!!) vom österreichischen Skiverband ÖSV in die Läden geworfen (womit wir wahrscheinlich schon die Wurzel des Übels ausgemacht haben dürften). Dort fielen sie offenbar irgendwann mal meinen Eltern auf die Nase respektive Brieftasche, wurden aber nach einmaliger Bespielung dann irgendwo im hintersten Eck des tiefsten Kastens verkramt…
…doch niemand hatte mit ihrem seit Kindesbeinen hoffnungslos vergambelten Sohnemann gerechnet: Ich förderte die Spiele zu Tage und in meiner kindlichen Naivität wollte ich sie auch unbedingt spielen, vor allem deshalb, weil ich damals noch begeisterter Verfolger des Skizirkus war (Und damit Ihr das jetzt zeitlich einordnen könnt: Damals waren es noch Leute wie Pirmin Zurbriggen, Leonhard Stock und Günther Mader, die über die Pisten wedelten.). Jahrelang hatten die lieben Eltern ein weiteres Spiel verhindert (hätte mir zu denken geben sollen…), doch eines nachmittags habe ich es dann doch geschafft.

Schlagartig wurde mir klar, warum die Dinger keiner mehr spielen wollte. Und gleich ist es Euch auch klar:

Sprunglauf:

Beginnen wir mit dem Sprunglauf:

Das Spiel enthält einen Spielplan, der für den Spielverlauf ungefähr so notwendig ist wie ein toter Fisch zum Geocachen:

Um mal zu wissen, wie der Sprung aussehen wird, ist der Absprung essentiell. Dazu würfelt man einen Würfel. Anschließend greift man zu sogenannten Weitenwürfeln: Diese sind normale Sechsseiter, allerdings mit dem Wert ½ anstelle einer 6. Je nach dem Ergebnis des Absprungwürfels würfelt man nun eine bestimmte Anzahl dieser Würfel und – ebenfalls bestimmt vom Ergebnis des Absprungwürfels – addiert oder subtrahiert man den Wert aller Weitenwürfel zum bzw. vom Wert „90 Meter“.
Es folgt die Bestimmung der Haltungsnoten. Diese ermittelt man mit – Ihr habt es sicher erraten - Würfeln. Fünf Würfel mit Haltungsnoten werden gewürfelt, der Höchste und der niedrigste Wert entfernt, der Rest gilt.

Haltungsnoten und Sprungweite ergeben einen Punktwert. Der Spieler mit dem höchsten Punktewert gewinnt… wenn auch leider nicht die gefühlten zehn Jahre Lebenszeit zurück, die dieses lustlose Herumgewürfle gekostet hat.



Abfahrt:

Wechseln wir nun ins alpine Fach:

Die Piste besteht aus sechs Feldern, die die Spieler nacheinander abfahren (was bedeutet, dass der Plan in diesem Teil unseres dynamischen Duos zwar nicht zwingend notwendig ist, aber zumindest eine Existenzberechtigung hat). Der Fahrer betritt eines der Felder und ermittelt die Rennzeit, indem er (*seufz*) zwei Zeitwürfel und einen normalen Sechsseiter würfelt, aus dessen Ergebnissen errechnet wird, wie viel Zeit der Fahrer gewinnt oder verliert. Nach Feld 6 wird das Ergebnis aller Felder von der Zeit 2:00:00 abgezogen bzw. hinzuaddiert. Der Spieler mit der besten Zeit gewinnt.
Eine kleine Spezialität aber hat das Spiel noch zu bieten: Den Risikowürfel. Er kann die Zeit erheblich verbessern oder verschlechtern, hat aber auch eine böse, böse Seite mit der Aufschrift „Sturz“. Dieser Würfel wird auf Feld 5 gewürfelt, auf Feld 2 hat der Spieler die WAHL ob er den Würfel einsetzen will.
Hoppla!!! Eine Entscheidungsmöglichkeit? Wie kommt die denn da rein? Aber sogar über diese muss ich leider noch meckern, denn diese „Entscheidung“ macht am ENDE des Rennens Sinn, nicht zu BEGINN, Himmelherrgottsakra!!!

Spieletester

27.05.2014

Fazit

Ja, diese Spiele gab es wirklich.
Ja, sie sind so langweilig wie sie klingen.

Dagegen ist Feste Druff ein Meisterwerk der Innovation, Das ran Bundesliga Spiel ein Musterbeispiel für Steuerbarkeit, Tatort: Titanic ein Ausbund an Spannung.

Ich denke, dass bereits durch das Lesen der Beschreibung klar wird, wo hier das Problem liegt: Beide Spiele sind schlichtweg nichts anderes als „Höchste Augenzahl“ mit Plot (und ein bisschen mehr Würfel), und das ist nun mal ein System, das sich heute beinahe schon zur Bestimmung des Startspielers verbietet, als eigenständiges Spiel aber schon in den 70ern/80ern nicht durchgegangen ist. Verschlimmert wird das ständige „Würfel und schau“ noch durch die andauernde Herumrechnerei der Siegpunkte bzw. Rennzeiten. Es ist in Ordnung, wenn man Skirennstimmung damit etablierte, dass man am Ende des Laufes eine Rennzeit rausbekommt, aber während meines Zuges möchte ich bitte von derartigem Herumgerechne verschont werden wenn’s möglich ist. (Und wenn nicht… dann auch!!!)

Überzeugt jedenfalls waren die Jungs von Ihren Produkten: Die Anleitung überschlägt sich mit Vorschlägen bezüglich Weltcup oder Vierschanzentournee. Als ob jemals jemand diese Spiele ein zweites mal gespielt hätte…
Der Titel Abfahrt entblödet sich sogar nicht, auf dem Wertungsblock (ja, das Ding hat einen WertungsBLOCK!!!) „Abfahrt / Slalom / Riesenslalom“ zu schreiben. Sehr sinnvoll, wenn sich diese drei Disziplinen spielerisch NICHT UNTERSCHEIDEN…

In den Läden gibt es die beiden Spiele schon seit 30 Jahren nicht mehr, und das ist auch GUT SO!!! Sollte man im Zuge eines Flohmarktbesuchs oder einer ebay-Surfings auf diese beiden Titel treffen, so gebe ich hiermit den dringenden Rat, diese beiden Spiele weiträumig zu umfahren.

Einfach nur unglaublich…
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 8
Alter: ab 8 Jahren
Genre: Würfeln
Zubehör:

Jeweils 1 Spielplan, 1 Anleitung, 4 Spielfiguren und ein Satz Würfel

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