Bruxelles 1893

Brüssel im Jahr 1893: Victor Horta entwirft die ersten Gebäude in der heute Jugendstil genannten Formgebung. Rasch breitet sich der Trend in ganz Europa aus. Im Spiel Bruxelles 1893 werden wir selbst zu Architekten, die es mit Unterstützung ihrer Gehilfen zu Ruhm und Anerkennung bringen wollen. Dies erreicht man aber nicht nur durch den Bau imposanter Gebäude, sondern auch durch die Pflege sozialer Kontakte.

Der Spielplan ist zweiteilig: Während der eine großteils fix ist und als Anzeiger dient, wird der andere variabel aus sechs Streifen zusammengesetzt. Die Streifen sind außerdem doppelseitig, sodass mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden gespielt werden kann. Diesen Streifen kommt im weiteren Verlauf große Bedeutung zu: In Verbindung mit den Börsenkarten legt der Startspieler nämlich fest, in welchem Bereich des zusammengesetzten Spielplans die Spieler in dieser Runde aktiv werden können. Aktiv werden heißt: Man setzt einen Assistenten gemeinsam mit etwas Geld auf ein Feld und führt die Aktion des Feldes aus. Mit etwas Glück ist man am Rundenende Höchstbietender und erhält einen Bonus; später mehr dazu.

Mit Hilfe der Aktionen kann man zum Beispiel Kunstwerke erschaffen. Da man nicht nur zum Zeitvertreib arbeitet, möchte man Kunstwerke auch verkaufen – dies ist ebenfalls eine Aktionsmöglichkeit und bringt Geld sowie Siegpunkte. Für die Bestimmung der Einkünfte wird ein sehr interessantes System angewandt: Ein 3x3 Felder großer Marker wird auf einer Matrix bewegt. Je mehr Kunstwerke ein Spieler besitzt, desto weiter darf er den Marker vor dem Verkauf verschieben. Wie hoch der Verkaufserlös schlussendlich ist, wird von der Farbe des Kunstwerks bestimmt. Der Marker besitzt an den Ecken gleichfarbige Markierungen. Die Reihe und Spalte in der der entsprechende Punkt zu liegen kommt bestimmt die Geld- und Siegpunkteinkünfte.
Weitere Aktionsmöglichkeiten sind Theaterbesuche (dort trifft man einflussreiche Persönlichkeiten), Werkstoffeinkünfte oder der Bau eines Gebäudes auf dem privaten Architektentableau. Letzteres wiederum kostet Werkstoffe, spült dafür Siegpunkte und Geld in die Kasse. Sehr gut! Das bringt uns nämlich unserem Ziel näher, das ganz persönliche Meisterwerk zu vollenden. Nach einem Bau darf ich selbst die Baukosten für das nächste Bauwerk festlegen; zwar nur innerhalb enger Grenzen, aber immerhin! Für die Fortdauer des Spiels bringen Bauwerke Vorteile, wenn ein anderer Spieler die Aktion dieses Feldes nutzt. Am Spielende gibt es zudem nochmals Siegpunkte, deren Höhe hängt vom persönlichen Ansehen ab.

Wer möchte, kann aber auch auf dem festen Spielplan aktiv werden. Dies ist kostenfrei (Assistenten sind trotzdem zu setzen, aber es fällt kein Geldbetrag an), jedoch mit Risiko behaftet. Man kann sich hier zum Beispiel Joker-Rohstoffe oder Geld holen, aber auch Aktionen wählen, die am variablen Spielplan nicht mehr verfügbar sind oder Personen aktivieren. All diese Aktionen sind ziemlich mächtig, haben aber ihren Preis: Der Spieler der innerhalb einer Runde die meisten von ihnen nutzt, verliert einen Assistenten.

Will oder kann man keine Aktion mehr spielen, muss man passen. Wer als Erster passt, erhält ein Weltausstellungsplättchen. Dank diesem darf er später im Rahmen der Atelieraktion immer ein zusätzliches Kunstwerk ziehen. Sobald alle Spieler gepasst haben, folgt die Auswertung der Spielpläne. So gibt es etwa eine Bonuskarte für all jene, die am variablen Spielplan in der entsprechenden Spalte das höchste Gebot abgegeben haben. Bonuskarten erlauben sofort im Anschluss eine kleine Aktion, wie das Verschieben seiner Scheiben auf den diversen Anzeigeleisten oder das Zurückholen eines verlorenen Assistenten. Oder man verzichtet auf die Aktion und hebt die Karte als Siegpunkt(e) für das Spielende auf.

Das bringt uns gleich zu einem wichtigen Punkt: Spielende und abschließende Punktevergabe. Nach fünf Runden ist das Spiel vorbei. Bis dahin haben die Spieler einige Punkte gesammelt. Hinzu kommen noch Punkte für Bauwerke, aufgehobene Bonuskarten, übrige Rohstoffe und den Besitz der Startspielerfigur. Wer die meisten Punkte hat, darf sich über den Sieg freuen.

Spieletester

22.04.2014

Fazit

Dreh- und Angelpunkt des Erfolges ist Verfügbarkeit von genügend Spielfiguren. Darum gilt: Auf dem fixen Spielplan einzusetzen ist machtvoll, aber mit dem temporären Verlust von Spielfiguren verbunden. Lieber sollte man taktisch klug auf dem variablen Spielplan agieren. Speziell beim Bau der Gebäude! Diese bringen ja nicht nur Siegpunkte, sondern auch zusätzliche Aktionsmöglichkeiten, wenn ein Mitspieler ein Aktionsfeld mit meinem Gebäude darauf wählt. Bezüglich Ausstattung hat man sich nicht lumpen lassen, alles ist aus stabiler Pappe oder Holz gefertigt. Die Spielanleitung ist ausführlich und lückenlos, am Ende enthält sie den Teil für zwei Spieler. Dort sind die Regeln nämlich eine Spur anders als im oben beschriebenen Spiel zu dritt, viert und fünft: Am Beginn jeder Aktionsphase setzt jeder Spieler einen neutralen Assistenten auf den variablen Spielplan. Dadurch wird der übermäßig große Raum eingeengt und Gebäude gewinnen an Bedeutung. Was mir an Bruxelles 1893 besonders gefällt, sind die vielfältigen Möglichkeiten an Punkte zu gelangen. Macht man sie lieber mit Gebäuden? Mit Kunstwerken? Assistenten (Wappen)? Bonuskarten? Am besten aus einer Mischung all dieser Elemente. Hier das Optimum zu finden bietet Spaß für viele Partien. Probier‘ es einfach mal aus! Es dauert nur rund 25 Minuten pro teilnehmendem Spieler.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 75 Minuten
Preis: 39,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Grafiker: Alexandre Roche
Genre: Taktik
Zubehör:

1 Spielplan, 5 Aktionsstreifen, 1 Bonusstreifen, 5 Architektentableaus 30 Gebäudeplättchen, 26 Persönlichkeitskarten, 25 Bonuskarten, 12 Börsenkarten, 1 Winkel, 1 Ateliermarker, 1 zweiteiliger Zirkel, 6 Zirkelkreissegmente, 35 Assistentenfiguren, 20 Holzscheiben, 30 Kunstwerkplättchen, 5 Weltausstellungsplättchen, 76 Münzen, 45 Werkstoffwürfel, 1 Manneken-Pis-Figur, 1 Spielanleitung

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