Countdown Special Ops

Gefühle, Gefühle, Gefühle…
Das fordert Bruce, die deutsche Modeltrainerlegende, immer wieder wenn er als Jurymitglied bei "Das Supertalent" agiert. Er hat zwar mit dem "ü" seine Probleme und deklamiert daher eher "Gefuhle, Gefuhle, Gefuhle…", meint aber schon das was auch wir darunter verstehen.
Neuerdings gibt es auch in Spieler- und Rezensentenkreisen viel Diskussion zum Thema: Regelwerk raus und Gefühle rein in die Rezension. Das kann ja nicht so schwer sein.

In kooperativen Spielen fühle ich mich üblicherweise recht wohl. Der persönliche Leistungsdruck fällt weg und geteiltes Leid ist gefühltes halbes Leid. Gemeinsam kämpfen wir als gut ausgerüstete Söldnertruppe gegen die bösen Terroristen und versuchen unschuldige Zivilisten und gefangene Geiseln aus der Gefahrenzone zu bringen. Jeder unserer Partie hat unterschiedliche Spezialfähigkeiten. Die sind mitunter auch nötig, in anderen Fällen sind sie nutzlos und wir fühlen uns als Spielball der terroristischen Gewalten.

Die Örtlichkeiten unserer Kämpfe für Gerechtigkeit sind je nach Szenario unterschiedlich. Durch Eingänge betreten wir das Schlachtfeld und hetzen von Raum zu Raum, würfeln um gute Schüsse und nehmen befreite Geiseln unter unsere Fittiche. Jeder von uns kann aber nur eine Geisel im Schlepptau durch die Räume mitnehmen. Zivilisten und Geiseln sterben bei Angriffen noch bevor wir Special Ops überhaupt einen Kratzer abbekommen. Auch wenn wir in einen Raum mit Boobytrap (=Sprengfalle) stolpern erwischt es die Zivilisten zuerst. Aber nicht vergessen, liebe Geiseln, wir kommen in guter Absicht und mit ausschließlich positiven Gefühlen euch gegenüber. Arbeitsunfälle passieren eben. Tote Geiseln sind aber nicht nur ärgerlich sondern reduzieren auch den Erfolg der Operation.

Terroristen, die nicht gleich unschädlich gemacht werden können, schießen zurück und können uns edle Kämpfer verletzen. Manche sind sogar in der Lage einen "Freund" zur Hilfe zu holen. Bewaffnet bis an die Zähne taucht so einer aus dem Nichts am Schauplatz des Geschehens auf und mischt gleich mit.

Gemeinsam wurschteln wir uns im Blindflug durch die Räume. Nur Jill, die intelligente Späherin, kann einen Gegner in einem angrenzenden Raum erkennen. Das kostet aber Energie, die dann zum Schießen fehlt. Schießen bringt Treffsicherheit, Übung macht eben doch den Meister, und gesteigerte Treffsicherheit lässt die Terroristen auch bei Würfelpech in die Blechkiste springen. Aber wie gesagt: Der gefühlte Einfluss auf das Spielgeschehen ist sehr gering.

Sind die Regeln eines Spiels so umfangreich wie die Job-Descriptions der Special Ops hat der Rezensent nur zwei Möglichkeiten. Er schreibt eine regelüberfrachtete Rezension die keiner mehr lesen mag oder er schreibt über "Gefuhle, Gefuhle, Gefuhle" und sichert sich ein "Drama, Baby" von Bruce.

Hans van Tol, einer der beiden Autoren, erklärt das Spiel im Internet. Ich habe aber das Gefühl er ist mit den Regeln auch nicht in allen Details auf du und du. Das Energiewürfelmanagement wird ebenso häufig wie auch das der Treffsicherheit von ihm selbst nicht genau genug erledigt. Er erklärt und verwendet Regeldetails, die so nicht in der gedruckten Spielregel vorkommen und eigentlich wurschtelt er ähnlich herum wie wir. Aber wie sollen wir Special Ops-Lehrbuben die Geiselnehmer erfolgreich bekämpfen wenn auch der Großmeister himself in Sprengfallen tappt und sich mit blutiger Nase zurückziehen muss?

Spieletester

03.03.2014

Fazit

- Würfelorgie im Nebel: Ich habe den Eindruck, dass Countdown – Special Ops zur Spielemesse in Essen 2013 fertig sein sollte aber eben nicht ganz fertig war. Der Aufbau der Örtlichkeiten ist durchaus clever und auch klar, der Spielablauf jedoch gleicht einer Würfelorgie im Nebel. Will man die Partie in 30 Minuten Echtzeit herunterspielen kommt zu den diffusen Sichtverhältnissen noch der Zeitdruck dazu. Will man die Herausforderung steigern wählt man stärkere Gegner und schwierigere Räumlichkeiten. Und will man ein wirklich gutes Kooperationsspiel spielen wendet man sich Pandemie oder Die Zwerge zu.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 6
Spieldauer: 40 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: The Game Master
Zubehör:

9 runde Holzmarker, 1 Bogen mit Aufklebern für die Holzmarker, 48 Markierwürfel, 6 Spielwürfel, 7 Special Ops Karten, 1 Rundenkarte, 220 Spielkarten (6 Übersichtskarten, 20 Aufgabenkarten, 15 Ortskarten, 45 Zielkarten, 90 Bedrohungskarten, 12 Unterstützungskarten, 16 Karten "gesichertes Gebiet", 6 In- und Exfiltrationskarten, 3 Geschoss-Kontroll-Karten, 7 Karten "persönliche Agenda"), englische Spielanleitung.

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