Yunnan

Das Thema „Seidenstraße“ als spielerisches Grundkonzept für Brettspiele, bei denen Waren über Handelswege möglichst gewinnbringend transportiert werden, hat mit Yunnan einen neuen Ableger. Wer jetzt mit fragendem Gesichtsausdruck dasitzt und sich über diese Aussage wundert, dem sei gesagt, dass die „Tee-Pferde-Straße“ auch gerne als „Südliche Seidenstraße“ bezeichnet wird. Und um genau diesen alten Handelsweg zwischen den chinesischen Provinzen Yunnan und Sichuan im Osten und Tibet und Indien im Westen geht es beim neuen Spiel des Argentum Verlages. Transportiert wird der begehrte Pu´er-Tee mit Pferden, da diese für den beschwerlichen Weg durch die Berge des Himalayas bestens geeignet sind.

Die Spieler beginnen anfangs mit drei Teehändlern und können im Laufe des Spieles bis auf sieben Händler aufstocken. Ihre Aufgabe ist es, den in Pu´er produzierten Tee in die Provinzen zu transportieren und möglichst gewinnbringend zu verkaufen. Je weiter eine Provinz entfernt ist, desto beschwerlicher ist die Reise und umso größer ist der dort erzielte Erlös. Am Ende jeder Runde kann der Gewinn in barer Münze oder in Siegpunkte ausgeschüttet werden. Wenn ein Spieler die Grenze von achtzig Siegpunkten überschreitet, ist das Spiel nach einer anschließenden Schlusswertung beendet.

Jede Spielrunde gliedert sich in eine Biet- und eine Reise-Phase. In der Biet-Phase setzen die Spieler ihre Händler in die fünf Hauptgebäude der Stadt Pu´er, um sich unterschiedliche Vorteile zu sichern. Dies können weitere Händler, mehr Einfluss, Passierscheine und leistungsfähigere Pferde für die Reise und unterschiedliche Bauwerke sein. In den Gebäuden stehen mehrere Felder mit unterschiedlichen Kosten zum Platzieren der Händler zur Verfügung. Wer allerdings die beiden kostengünstigsten Felder eines Gebäudes besetzt, muss damit rechnen, verdrängt zu werden. Ähnlich wie bei der Götterbeschwörung von Kyklades muss sich ein verdrängter Händler ein anderes Gebäude suchen.

Händler können aber außer in Gebäuden auch auf den Marktplatz von Pu´er gestellt werden, von dem aus sie auf Handelsreise in die verschiedenen Provinzen gehen. Spieler, die dringend Geld benötigen, haben die Möglichkeit einen Händler auf eines von zwei Feldern der Bank zu setzen. Wer dies tut, muss seine sämtlichen Händler aus zuvor belegten Gebäuden zurücknehmen und in den Markt setzen. Vor der Auszahlung ist dann aber erst mal Kopfrechnen angesagt. Alle Kosten, die sämtliche anderen Spieler in den Vorteilsgebäuden investieren, werden addiert. Auf einer entsprechenden Leiste wird dann nachgeschaut, wie viel Geld der Bankbesucher erhält.

Es folgt nun die Reisephase, bei der die Händler vom Marktplatz weg in die Ferne geschickt werden oder bereits reisende Händler ihre Reise fortsetzen können. In umgekehrter Spielerreihenfolge dürfen jetzt die eigenen Händler bewegt und so viele Handelsposten, Teehäuser und Brücken gebaut werden, wie Material zur Verfügung steht. Dies alles führt ein Spieler komplett aus, bevor der nächste in der Reihenfolge dran ist. Die Reichweite einer Händlerbewegung ist abhängig von der Anzahl der zu überschreitenden Grenzen, denn dafür ist jeweils ein Passierschein notwendig. Gegnerische Händler mit niedrigerem Einfluss werden aus der Provinz verdrängt, was auch dazu führen kann, dass Händler isoliert dastehen, wenn sie keine eigene Route nach Pu´er vorweisen können. Entsprechende Händler werden dann am Ende der Reisephase nach Pu´er strafversetzt. Haben alle Spieler ihre Reisephase beendet, kommt der Provinzkommissar in die Provinz mit dem höchsten Tee-Erlös und verbannt einen der dortigen Händler mit dem höchsten Einfluss.

Nach der Verteilung von Gastgeschenken werden die Tee-Erlöse unter Abzug der Transportkosten ermittelt. Dieser Rundenerlös bestimmt auch die neue Spielerreihenfolge, in der die Spieler nun ihren Erlös beliebig in Siegpunkte und Geld aufteilen können.

Yunnan endet, sobald ein Spieler mindestens 80 Siegpunkte nachweisen kann oder keine Gastgeschenke mehr auf dem Spielplan ausliegen. Für drei Yuán gibt es dann noch jeweils einen Siegpunkt und deren drei pro Gastgeschenk. Zusätzlich können auch erreichte Fortschritte und Bauwerke Siegpunkte bringen. Wer jetzt die meisten davon aufweisen kann, ist Sieger.


Spieletester

21.03.2014

Fazit

Yunnan ist ein überaus spannendes und abwechslungsreiches Personal-Einsatzspiel, das vor allem von seinen vielen Möglichkeiten lebt. Leider ist es deshalb auch nicht so leicht zu spielen und erfordert eine intensive Beschäftigung mit den Wechselbeziehungen zwischen Bietphase und anschließender Reise. Nur wer rechtzeitig und maßvoll seine Verbesserungen in den Gebäuden plant, wird in der Lage sein, seine Händler gewinnbringend auf Wanderschaft zu schicken. Es gilt ständig den Gesamtüberblick zu behalten, um nicht durch den Kommissar seiner Lorbeeren beraubt oder durch die Gegenspieler übertrumpft zu werden. Auch der Einsatz in der Geldanstalt ist wohl zu überlegen und rechtzeitig durchtzuführen, um möglichst zum richtigen Zeitpunkt reichlich Geld abzuschöpfen. Dieses Gesamtkonstrukt im Spiel macht Yunnan zu einer anspruchsvollen Aufgabe, die nicht mal so eben erledigt werden kann. Ein wenig mehr Zeit und passende Mitspieler, die bereit sind, reichlich Kopfarbeit zu leisten, sind Voraussetzung für einen gelungenen Spieleabend. Wer sich auf das Abenteuer Yunnan einlässt und mit den genannten Randbedingungen leben kann, wird sein Investment nicht bereuen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 28,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Argentum Verlag
Autor: Aaron Haag
Grafiker: Dennis Lohausen
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan 5 Siegpunktmarker 5 Reichweitenmarker 5 Erlösmarker 10 Fortschrittsmarker 5 Reihenfolgemarker 35 Händler 10 Brücken 10 Handelsposten 10 Teehäuser 5 Marker -100 / 0. 1 Rundenmarker 1 Provinzkommissar 14 Gastgeschenke 53 Münzen 1 Spielregel

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