Cornish Smuggler

Dieses Spiel ist nur auf Englisch erhältlich.

Weil Handelsabkommen kompliziert und mühsam zu arrangieren waren und auch die Steuern den Steuerzahlern schon seit längerer Zeit auf den Sack gingen, gab es vor ein paar Jahrhunderten einige Menschen, die sich frei nach dem Motto „Nä, den Mist macht ihr alleine!" einfach über solche Nebensächlichkeiten wie den Rechtsstaat hinweg setzten. Diverse Waren wird man einfach am Schwarzmarkt besser los und dafür kriegt man auch noch mehr Kohle, warum sich also mit der blöden Obrigkeit rumärgern?
Im Grunde also alles wie heute... Damals hatte es nur mehr Flair. Und deswegen ist Cornish Smuggler im Cornwall des 18. Jahrhunderts angesiedelt. Also mal auf in die Welt der Schmugglerei!

Ich will das!

Jeder Spieler startet mit einem recht übersichtlichen Startkapital, bestehend aus etwas Ansehen, Einfluss und Gold und außerdem einem Lager, einem Schiff und einem Handlanger.
Die Spieler können im Uhrzeigersinn eine Aktion ausführen. Will oder kann keiner mehr eine Aktion nutzen, endet der Zug.

Ziel ist es, mit unseren Schiffen Waren einzuschippern und diese dann möglichst gewinnbringend an Land zu verkaufen. Das klingt erstmal leicht, wird aber durch viele Kleinigkeiten und auch ein paar Großigkeiten gewaltig erschwert.

Waren müssen zum Beispiel auf das Schiff passen, die Warenplättchen liegen deshalb in verschiedenen Formen vor – und jedes Schiff hat einen anders geformten Lagerraum. Waren liegen auch in verschiedenen Größen vor, wobei manche Verkaufsstellen ab einer gewissen Warengröße einfach nicht noch mehr zahlen wollen – man sollte also auch noch die richtigen Häfen anlaufen. Oder sogar noch weiter ins Landesinnere gehen, wofür man wiederum ein ausgebautes Netzwerk aus Handlangern braucht. Und ganz grundsätzlich hat man eh schon immer die Wahl aus drei Preisen – viel Gold, aber wenig Ansehen, viel Ansehen, aber wenig Gold, und ein gesundes Mittelmaß. Da fällt die Wahl schon oft schwer. Jede Bewegung (und auch alles andere) kostet etwas und unsere drei Währungen, Gold, Einfluss und Ansehen, sind ständig Mangelware.
Im Großen und Ganzen wäre das Spielgeschehen durch derlei Dinge zwar tricky, aber trotzdem recht linear. Aber da gibt's noch zwei wichtige andere Punkte...

Du kriegst das nicht!

Nachdem wir unser Geld auf illegale Weise beschaffen und es einfach nicht so leicht ist, viele gleich veranlagte Handelspartner zu finden, stellt sich bei einer Partie Cornish Smuggler ziemlich bald ein harter Konkurrenzkampf zwischen den Spielern ein. Jeder will die gleichen Dinge, nämlich die, die viel Kohle bringen, und da hört die Freundschaft dann auf. Mit so genannten Geheimniskarten macht man sich gegenseitig das Leben so schwer wie möglich. Waren verschwinden, Schiffe werden gekapert, der Zoll hat plötzlich ein gaaaanz wachsames Auge auf dich geworfen...

Apropos Zoll, der ist neben der Mitspielerschaft die zweite große Instanz, die allgegenwärtig über das Spielbrett geistert. Schwarze Zollbeamte wandeln durch Cornwall und sind auf der Suche nach Schmuggelware und deren kriminellen Verkäufern – also uns. Und fast jede Transaktion lässt den Zoll auf dich aufmerksam werden. Sogar das an Land gehen mit Gütern lockt die Beamtenschaft an wie der Gestank die Fliegen. Wird man beim Schmuggeln von einem Zollbeamten erwischt, konfisziert dieser sofort alle Waren, derer er habhaft werden kann – und die kriegt man nur mit einem ziemlich schwer auszuführenden Überfall auf das Zollhaus zurück, de facto ist beschlagnahmtes Gut in der Regel herausgeworfenes Geld. Da bleibt einem manchmal nichts anderes mehr übrig, als tief in die Tasche zu greifen und einen der bösen Buben zu bestechen – was abgesehen von der eigenen Unantastbarkeit auch ganz angenehme Effekte auf die Interaktion mit den Gegenspielern haben kann. Im Laufe des Spiels kommen aber immer mehr Zollbeamte auf das Spielfeld, die Bestechung wird immer teurer und auf kurz oder lang wird es richtig schwierig, sich nicht erwischen zu lassen.

Aus jetzt!

Das Spiel endet entweder, wenn der Tracker für die Zollbeamten das Maximum erreicht hat oder die letzte Ware verscherbelt wurde. In beiden Fällen läuft die aktuelle Runde noch zu Ende, dann werden Punkte verglichen. Klarerweise ist uns als Schmuggler nichts so lieb wie Kohle – folglich ist jede Goldmünze einen Siegpunkt wert. Dazu kommt noch das Ansehen und schon ist unser Gesamtscore ausgerechnet.

Spieletester

18.08.2014

Fazit

Dieses ach so friedliche Handelsspiel hat es in Wirklichkeit faustdick hinter den Ohren... Geheimniskarten und bestochene Zollbeamte sorgen gleichermaßen für verschmitztes Lächeln und durch die Zähne vorgestoßene Flüche. Das Schmuggler-Flair, der harte Konkurrenzkampf, die erzwungene Heimlichkeit, die stereotypische Gewitztheit eines Geschäftsmannes usw., das alles vermittelt Cornish Smuggler sehr intensiv. Dieses Spiel verlangt viel von seinen Spielern. Geduld (leider auch und vor allem für das Regelstudium), Stressresistenz, Planungsvermögen und auch die Bereitschaft, über Spiel(er)-Leichen zu gehen. Dafür belohnt es mit einer packenden Schmuggler-Simulation mit schönen Mechanismen, gut verarbeitetem Material und ansprechendem Design und einer fetten Portion Spannung, letzteres vor allem wegen des Glücksmoments beim Ziehen der Geheimniskarten. Der fetteste Minuspunkt ist die Spielregel, die zwar in ihrer Gesamtheit alle Fragen klärt, allerdings an Unübersichtlichkeit kaum zu überbieten ist. Hier muss man einfach durch, aber – es lohnt sich! Denn für jeden, der mit Schicksalsschlägen umgehen und „situationsflexibel" denken kann, vor allem aber für knallharte Geschäftsmänner/frauen, ist die wilde Schmugglerei in Cornwall eine absolute Empfehlung – holt euch das!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 50,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Grafiker: Sam Brookes
Genre: Taktik
Zubehör:

1 Regel 1 Spielbrett 10 Schiffspläne 12 Warenhauskarten 48 Handlangerkarten 60 Geheimniskarten 10 Spielerhilfen (zwei pro Spieler) 5 Schiffmarker (einer pro Spieler) 50 Netzwerkmarker (zehn pro Spieler) 25 Gummiringe um bestochene Zollbeamte kennzuzeichnen (fünf pro Spieler) 10 Zollbeamte-Marker 17 Warenmarker 58 Goldchips 60 Einflussmarker 52 Ansehen-Chips

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