Das magische Auge I

Stereoskopische Bilder erlebten Mitte der 1990er-Jahre einen regelrechten Boom. Möglich wurde das durch neue Technologie, die eine Verwendung von Farbbrillen und ähnlichem überflüssig machte. Nun starrt man einfach auf ein wirres Farbmuster und plötzlich ergibt sich ein dreidimensionaler Eindruck, der Menschen, Tiere und andere Objekte sichtbar macht. Unzählige Bücher überschwemmten den Markt, auch Videos gab es zu kaufen. Was wenige wissen: Auch Spiele gab es zu diesem Thema. So wurden etwa bei Amigo zwei Quartette verlegt, deren Karten „Single Image Stereogramme“ als Motive hatten. Wir haben das erste Quartett unter die Lupe genommen.

Wie bei jedem Quartett gibt es zwei Spielarten: entweder man zieht von seinem Nachbarn eine Karte und hofft so komplette Sets zu bekommen oder man fragt einen beliebigen Spieler gezielt nach einer Karte um selbiges Ziel zu erreichen. Hierzu sei angemerkt, dass laut Anleitung nur bei drei bis sechs Spielern alle Karten von Anfang an im Spiel sind. Zu zweit sind es am Beginn nur 20, nach jeder Fehlfrage wird eine Karte gezogen (die Spielanleitung sagt es zwar nicht explizit, aber hieraus ergibt sich, dass bei der Zieh-Variante auch zu zweit alle Karten ausgeteilt werden müssen). Gewonnen hat stets jener Spieler, der die meisten Quartette bilden konnte.
Auch ein Solospiel ist genannt, hierbei muss man alle Motive erkennen und korrekt zu Sets gruppieren.

Spieletester

25.07.2013

Fazit

Ich weiß nicht, was man sich da in der Spieleredaktion gedacht hat… hat man überhaupt versucht das Spiel mal zu spielen?! Abgesehen davon, dass es Personen gibt die diese stereoskopischen Bilder nicht beherrschen und deshalb vom Spiel ausgeschlossen sind, ist es auch für „Sehende“ eine pure Katastrophe. Angenommen man spielt zu dritt, so bekommt man am Beginn 16 Karten. Die muss ich mir alle mit der speziellen Blickmethode ansehen, wofür wenigstens fünf Minuten zu rechnen sind. Und dann sollte ich mir von jeder Karte merken was darauf zu sehen war – schließlich soll ich ja erkennen, ob ich ein komplettes Set habe oder nicht! Wiederum angenommen man spielt Variante 1, in der eine Karte gezogen wird: Sobald ich eine Karte bekomme, muss ich wieder sehen welches Objekt sich im wirren Muster versteckt. Habe ich nun ein Set? Diese Frage wäre einfach zu beantworten, wenn ich mir all meine Karten gemerkt hätte; und wenn ich wüsste welche Karten die Mitspieler von mir gezogen haben. Ich glaub ich hab jetzt ein Set! Moment, ich muss nur kurz wieder alle Karten ansehen die ich derzeit auf der Hand halte, ich weiß nicht mehr auf welcher Karte die anderen Dinosaurier sind… Denken wir uns in den Ablauf von Spielvariante 2: Wieder muss ich wissen was ich auf der Hand habe (ausgeteilt bekommen, von anderen erhalten oder an andere verloren), damit ich weiß welche Motive ich mir wünschen muss. Und wenn ich glaube ein Set zu haben, muss ich die vier zusammengehörigen Karten auf der Hand erst wieder finden. Ganz zu schweigen vom Problem „Wünsch dir ein Motiv“: Die Motive sind einzig und allein in der Spielanleitung gelistet, erschwerend kommt hinzu, dass manche Karten denselben Namen haben („Spirale von oben“); das ist wirklich ein NoGo. Weiß ein Befragter zwar, dass er die gewünschte Karte hat aber nicht mehr welche es war, beginnt schon wieder die langwierige Suche… Die Abhilfe könnte so einfach sein: Lösungen und die Titel der anderen Motive auf die Karten drucken! Die vielen Wartezeiten würden der Vergangenheit angehören. Die Orientierung der Schrift könnte man auch gleich als Hilfe zur Ausrichtung der Karten verwenden. Derzeit gibt es nämlich nur ein Auge mit einem kleinen Pfeil, das anzeigt wo bei der Karte oben und unten ist; versucht man es im 90 Grad-Winkel dazu, kann man gucken solange man will – man wird nichts sehen (so leider bei uns passiert, weil die Spielanleitung dieses essentielle Detail verschweigt). Auf mich macht es den Eindruck, als wäre man bei Das magische Auge I rasch auf den Marketingzug aufgesprungen, ohne ein zufriedenstellendes Konzept zu haben. Anders kann ich mir die vielen Unzulänglichkeiten des Spiels nicht erklären. Lasst die Finger davon!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 6
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Erscheinungsjahr: 1995
Verlag: Amigo
Genre: Kreativ
Zubehör:

48 Karten, 1 Anleitung

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