Age of Empires III: Das Zeitalter der Entdeckungen

Obwohl Christoph Kolumbus bis zu seinem Tode der Meinung war, er hätte im Jahre 1492 einen Seeweg nach Indien entdeckt, war es doch so, dass er das Tor aufgestoßen hatte zu einem Kontinent, den die Alte Welt bis dahin nicht kannte. Da seine Schiffe nach ihren ersten Entdeckungsfahrten reich beladen gen Europa segelten, weckten diese Fahrten schon sehr bald das Interesse vieler europäischer Königshäuser. Diese rüsteten nun ihrerseits Flotten aus, die die gefahrvolle Überfahrt nach Westen wagen sollten. Die Kolonisierung der Neuen Welt hatte begonnen und sollte im Europa des ausgehenden 15. Jahrhunderts bald zu vielen neuen Konflikten führen!
Das Spielbrett
Das wunderschön ausgestaltete, übersichtlich arrangierte Spielbrett zeigt im linken Bereich die in neun besiedelbare Regionen unterteilten Küstenlandstriche Nord- und Südamerikas und im rechten Bereich diverse Ereignisleisten, auf denen die Spieler ihre Kolonisten platzieren und dadurch unterschiedlichste Aktionen nutzen können.

Die Spielmechanik
Jeder Spieler startet das über acht Spielrunden andauernde Abenteuer mit einer kleinen Gruppe von fünf Kolonisten. Diese werden entsprechend der Spielerreihenfolge auf den Ereignisleisten zum Einsatz gebracht. Haben die Spieler alle ihre verfügbaren Figuren auf den Leisten platziert, werden diese der Reihenfolge nach abgehandelt. Auf diese Art und Weise gelangen Kolonisten in die Neue Welt, besiedeln Regionen, erhalten Zugriff auf Handelswaren, können Gebäude und im weiteren Spielverlauf ganze Städte errichten. Ebenso kann sich durch den gezielten Einsatz eines Kolonisten auf der entsprechenden Ereignisleiste ab der nächsten Spielrunde auch die Spielerreihenfolge ändern.

Neben einer ganzen Horde von Kolonisten, die schon bald durch die neu gegründeten Ansiedlungen wuseln, steht den Spielern auch eine begrenzte Anzahl von Spezialisten zur Verfügung. Bei diesen handelt es sich um Kapitäne, Händler, Missionare und Soldaten, die je nach Art ihrer Spezialisierung diverse Bonuseigenschaften liefern. Kapitäne geben Vorteile auf Entdeckungsfahrten, Händler sorgen für zusätzliches Einkommen, Missionare erhöhen die Anzahl eigener Kolonisten und kampfbereite Soldaten sind unverzichtbarer Bestandteil, will man seine Kolonien erfolgreich verteidigen oder seinen Einflussbereich auf andere Regionen ausdehnen. Die Entwicklung von Spezialisten bedarf des Einsatzes von Kolonisten und ist eine zeitraubende und mitunter auch kostspielige Angelegenheit – eine Investition, die sich jedoch in jedem Falle lohnt!

Ein Wort zum Thema „Soldaten“: Kämpfe und Schlachten spielen bei Age of Empires III eine mehr als untergeordnete Rolle. Der Einsatz kämpfender Einheiten dient in den meisten Fällen nur der Abschreckung und zur Absicherung eigener Regionen. Der Kampfverlauf selbst wird komplett glücksunabhängig abgewickelt: Befinden sich Einheiten verschiedener Spieler in einer Region und wird für diese eine Kampfhandlung angesagt, eliminiert jeder dort anwesende Soldat jeweils eine dort ebenfalls anwesende Figur des Gegners.

Einkommen, Punktewertung und Spielsieg
Ein geregeltes Einkommen ist unerlässlich, um Gebäude zu errichten, die wiederum entweder das eigene Vermögen vermehren oder direkte Siegpunkte beisteuern. Auch bei der Entwicklung von Spezialisten ist ein gefüllter Geldbeutel durchaus hilfreich.

Einkommen
Im Spiel gibt es 13 verschiedene Handelsgüter, die in Form von Markern jeweils mehrfach vorhanden sind. Für Sets solcher Handelsgüter erhält man pro Spielrunde ein fixes Einkommen (für ein Set drei unterschiedlicher Güter eine Dublone, für ein Set aus drei gleichen Gütern drei Dublonen und für ein Set, das aus vier gleichen Handelswaren besteht, sechs Dublonen). Bei erfolgreichen Entdeckungsfahrten fällt natürlich auch die eine oder andere Münze ab und wird gerne genommen. Die Errichtung mancher Gebäude lässt mitunter die Kasse auch ganz kräftig klingeln.

Punktewertung
Am Ende der dritten, der sechsten sowie der achten Runde kommt es zu Zwischenwertungen, die Punkte für jene Spieler bringen, die in den Kolonien der Neuen Welt vertreten sind. Der Spieler mit den meisten Kolonisten in einer Region erhält dafür sechs Siegpunkte, der zweitgereihte Spieler in derselben Kolonie immerhin noch zwei Siegpunkte (bei Gleichständen wird die Punkteanzahl empfindlich reduziert). Der in dieser Region Drittgereihte und alle weiteren Spieler gehen dort vollkommen leer aus!
Einige Gebäude führen ebenso wie manche erfolgreiche Entdeckungsfahrten zum direkten Erwerb von Siegpunkten.

Spielsieg
Nach Ablauf der achten Spielrunde erhält jeder Spieler noch zusätzlich die Anzahl an Siegpunkten gutgeschrieben, die seinem in dieser letzten Spielrunde erhaltenen Handelsgut-Einkommen entspricht (eine Dublone = ein Siegpunkt). Wer auf der Siegpunkte-Leiste dann seine Nase vorne hat, gewinnt das Spiel.

Spieletester

19.12.2013

Fazit

Bei Age of Empires III handelt es sich um ein grundsolides Strategiespiel, dessen einfaches Regelwerk rasch erlernt werden kann und das trotz durchaus überschaubarer Spieldauer ein erfreulich hohes taktisches Potential bietet. Optisch überaus ansprechendes und mannigfaltiges Spielmaterial trägt zur atmosphärischen Ausgestaltung des Spiels bei und lässt die Spieler tatsächlich so etwas wie wagemutigen Entdeckergeist verspüren.

In jeder Runde gilt es, eine Menge essentiell wichtiger Entscheidungen zu treffen, um die Neue Welt nicht nur kurzfristig ausbeuten, sondern deren ertragreiche Regionen tatsächlich längerfristig unter die Verwaltung des eigenen Königreiches stellen zu können. Age of Empires III erfindet das Rad nicht neu, kombiniert jedoch die Vorzüge einiger vergleichbarer Spielkonzepte, fügt diesen eine stimmungsgeladene Atmosphäre bei und gilt zweifellos als eines der Highlights im Bereich des strategischen Worker Placements.

Der Spieltitel sowie das Layout der Schachtel sind nicht nur denkbar schlecht, sondern eigentlich schon fahrlässig falsch gewählt. Während der Titel Age of Empires III eine Verbindung zu einem Computerspiel gleichen Namens assoziiert, mit dem das vorliegende Spiel allerdings nicht wirklich etwas gemein hat, käme dem Betrachter der Schachtelillustration niemals die Idee, ein Spiel vor sich zu haben, dessen Thema im ausgehenden 15. Jahrhundert angesiedelt ist. Es ist nicht nachvollziehbar, welche Überlegungen den Verlag dazu bewogen haben, diese Entscheidungen zu treffen. Hieße das Ding zum Beispiel Aufbruch in die Neue Welt und würde mit einer Covergestaltung aufwarten, die eine kleine Flotte spanischer Karavellen zeigte, träfe das den Kern der Sache schon viel eher.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Xarlos | 20.12.2013

Hochgradig spannendes Spiel mit toller Ausstattung. Mit der Erweiterung kommt u.a. ein neuer Spezialistentyp und das komplette Zubehör für einen sechsten Spieler.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 120 Minuten
Preis: 45,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2007
Verlag: Pro Ludo
Autor: Glenn Drover
Grafiker: Paul Niemeyer
Genre: Strategie
Zubehör:

300 Miniaturen (je Spielerfarbe 30 Kolonisten, 5 Kapitäne, 5 Händler, 10 Missionare, 10 Soldaten), 10 Karavellen, 50 Silbermünzen, 40 Golddublonen, 34 Gebäude-Marker, 46 Handelswaren-Marker, 16 Entdecker-Marker, 16 Entdecker-Karten, 1 Spielbrett, 1 Regelheft (16 Seiten)

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