Crusader Rex

Am 29. Oktober 1187 ruft Papst Gregor VIII. die Gläubigen zum Dritten Kreuzzug auf. Unter der Führung des römisch-deutschen Kaisers Friedrich I. Barbarossa, des Königs Philipp II. von Frankreich und Richard I. Löwenherz brechen die Kreuzfahrer in das Heilige Land auf und stehen dort einem ebenso bemerkenswerten wie unerbittlichen muslimischen Heerführer gegenüber – Sultan Salah ad-Din, genannt Saladin. Das Unternehmen sollte sechs Jahre später am 2. September 1192 mit einem zwischen den beiden gegnerischen Lagern geschlossenen Friedensvertrag enden. Obwohl die Christen Jerusalem nicht erobern, wird die Stadt den christlichen Pilgern wieder geöffnet.
Deus Io vult!
Crusader Rex eröffnet zwei Spielern die Möglichkeit, den Dritten Kreuzzug zu erleben. Ein Spieler übernimmt die Rolle der Franken, sein Widersacher jene der Sarazenen. Jeder Spieler verfügt dabei über 31 sehr benutzerfreundliche kleine Holzblöcke, die aufrecht zwischen den beiden Kontrahenten stehen. Jeder Block repräsentiert eine Kampf-Einheit. Auf der dem sie kontrollierenden Spieler zugewandten Seite sind auf diesen Blöcken sowohl der Name der Einheit, deren Bewegungsweite, Stärke und Initiative sowie deren erlaubte Einsatzorte zu Spielbeginn aufgedruckt. Dem Gegner offenbaren sich diese Informationen erst, sobald diese Blöcke in Schlachten verwickelt werden.

Neben einer Vielzahl historischer Orte und Metropolen sind auf dem Spielplan sieben historisch wichtige Regionen abgebildet – Aleppo, Damaskus und Ägypten (zu Spielbeginn von den Sarazenen kontrolliert) sowie Antiochia, Tripolis, Akkon und Jerusalem (zu Spielbeginn von den Franken kontrolliert). Das sind die sieben Siegpunkte-Metropolen. Der Spieler, der am Ende der letzten Spielrunde vier von diesen Regionen unter seiner Kontrolle hat, gewinnt das Spiel.

Yalla!
Jedes der sechs Jahre, die der Feldzug andauert, zerfällt in sechs Spielrunden und jede davon wiederum in jeweils folgende vier Phasen:

1. Kartenphase: Jeder Spieler bringt eine seiner Handkarten ins Spiel. Diese legen Spielerreihenfolge, Bewegung und Aktionen fest.
2. Bewegungsphase: Der Startspieler führt mit seinen Einheiten alle Bewegungen durch. Danach folgt der Mitspieler.
3. Kampfphase: Feldschlachten und Belagerungen werden in der vom Startspieler festgelegten Reihenfolge ausgefochten.
4. Nachschubphase: Beide Spieler ziehen je einen Block von ihrem Nachziehstapel (am Ende der ersten Spielrunde entfällt dieser Schritt).

Das Salz in der Suppe sind zweifellos die kleinen bunten Holzblöcke (orange jene der Franken, grün jene der Sarazenen), die sich über das Spielfeld bewegen und dabei ganz gehöriges Bedrohungspotential aufbauen, ohne dem Gegner auch nur den kleinsten Anhaltspunkt über deren Stärke und tatsächliche Kampfkraft zu geben. So ist es immer eine heikle Gratwanderung, den richtigen Moment zum Angriff oder Rückzug abzuwarten. Blufft mein Gegner, wenn er mit drei Einheiten Richtung Jerusalem zieht? Möchte er mich lediglich in ein taktisches Geplänkel verwickeln, um unvermittelt in einer weit entfernten Region zuzuschlagen? Oder leitet er womöglich den finalen Schlag gegen meine Truppen ein? Zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen treffen – darum dreht sich alles bei Crusader Rex. Möchte man selbst nicht mit herunter gelassenen Hosen erwischt werden, ist es doch das Ziel, bei seinem Gegner exakt diesen Zustand herzustellen! Ein schwieriges Unterfangen.

In jenen Regionen, in denen - wortwörtlich - verfeindete Blöcke aufeinandertreffen, kommt es zur Schlacht! Die Blöcke werden umgelegt und so können beide Spieler die darauf aufgedruckten Informationen einsehen. Jede Einheit verfügt über Initiative (A, B oder C) sowie einen Kampf-Wert (1, 2, 3 oder 4). Während die Initiative festlegt, zu welchem Zeitpunkt des Kampfes eine Einheit angreift, gibt der Kampf-Wert an, welches Würfelergebnis dem Gegner Verluste zufügt. Beispiel: Im Kampf stehen sich eine „B4“-Einheit der Franken und eine „C2“-Einheit der Sarazenen gegenüber. Die Einheit der Franken greift zuerst an (B) und trifft den Gegner bei einem Würfelwurf von 1-4 (4). Danach folgt die Einheit des Sarazenen (C), die dem Kontrahenten bei einem Würfelwurf von 1-2 (2) Schaden zufügt. Ein Treffer verringert die Stärke der angegriffenen Einheit um eins. Die Stärke (1-4) einer Einheit gibt an, wie viele sechsseitige Würfel diese Einheit im Kampf werfen darf.
Jede Schlacht endet nach drei Kampfrunden.

So werden Runde für Runde Feldschlachten geschlagen, Belagerungen und Ausfälle aus belagerten Festungen durchgeführt und Nachschub nach Palästina gebracht. Während die Franken dabei über tendenziell stärkere Truppen verfügen, sind die Einheiten der Sarazenen schnell und für Überraschungsangriffe geeignet. Werden Blöcke als Ergebnis von Kampfhandlungen eliminiert, sind sie abhängig von ihrer Einheiten-Zugehörigkeit entweder komplett aus dem Spiel (z.B. Angehörige von Ritterorden) oder aber können als Nachschub wieder ins Spiel gelangen. 



Das Spiel ist nur in englischer Sprache erhältlich. Mit Ausnahme des Spielregel-Studiums sind moderate Englischkenntnisse jedoch völlig ausreichend. Die Rezension bezieht sich auf die im Jahr 2011 veröffentlichte zweite Edition.

Spieletester

28.09.2013

Fazit

Hmmm … Die Fragen, welche Art von Spiel man mit Crusader Rex erworben hat und welche qualitativen Ansprüche dieses erfüllt, sind nicht leicht zu beantworten. Das Spielkonzept ist eigentlich recht abstrakt – manche Abläufe erinnern dabei an Schach und Mühle, während sich die Kernmechanik recht ungeniert an Stratego orientiert. Dieses Grundgerüst ist jedoch überaus geschmeidig in das Kreuzzugs-Thema eingebettet und bietet historisch interessierten Spielern eine wirklich gute Atmosphäre.

Für den europäischen Spielkonsumenten ungewöhnlich ist jedenfalls die Abmessung des etwas dünn geratenen Spielbretts (84cm x 43cm), während die 63 handlichen Holz-Spielblöcke (auf denen vor dem ersten Spiel die Einheiten-Aufkleber eigenhändig und mit einiger Sorgfalt angebracht werden müssen) für ein recht ungewöhnliches Flair sorgen. Der knappen Spielanleitung, die vor dem ersten Spiel in ihren Regelfeinheiten etwas unübersichtlich wirkt, merkt man die historischen Recherchen des Spieleautors an. Mit Fußnoten gespickt findet man hier alle möglichen Hintergrundfakten zu den Kreuzzügen.

Crusader Rex richtet sich zweifellos an Liebhaber strategischer Aufgaben, wobei sich die Zielgruppe dann jedoch möglicherweise nicht ganz mit der teilweise auf Würfelglück aufgebauten Kampfsystematik anfreunden wird. Empfehlenswert für alle, die dem Kreuzzugs-Thema etwas abgewinnen können – fehlt den Spielern jedoch dieser Zugang, wird sich ihnen das Potential des Spieles nicht eröffnen.

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Eine kleine Anmerkung zur Geschichte Österreichs und wie es der Legende nach während des Dritten Kreuzzuges zu seinen heutigen Nationalfarben „Rot-Weiß-Rot“ kam: Leopold V., Herzog von Österreich, beteiligte sich im Jänner 1191 an der Belagerung Akkons. In einer heftigen Schlacht verfärbte sich der weiße Habit des Herzogs blutrot. Als er nach dem Kampf seinen Gürtel abnahm, war nur noch dort das ursprüngliche Weiß des Kleidungsstücks erhalten.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Marc Hamar | 29.09.2013

Wunderbar, daß hier auch solche Spiele fachkompetent rezensiert werden; sehr löblich.
Wer Spaß an Strategiespielen und Kosims hat, sollte nicht an den Titeln von Columbia Games vorbeigreifen. Besonders empfehlenswert sind u.a. Hammer of the Scots und Julius Caesar.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 180 Minuten
Preis: 58,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2005
Verlag: Columbia Games
Autor: Tom Dalgliesh
Grafiker: Karim Chakroun
Genre: Strategie
Zubehör:

31 Holzblöcke Franken
31 Holzblöcke Sarazenen
  1 Holzblock Assassine
25 Zug- und Ereigniskarten
  4 Würfel (sechsseitig)
  1 Spielplan 
1 Spielregel (8 Seiten)

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