Dungeon Fighter

Ein trostloser Korridor, gesäumt mit den bleichen Knochen von Menschen, eine aufgebrochene Kerkerzelle, der modrige Gestank von verwesendem Fleisch, ein komisch anmutender Schatten, der vom flackernden Fackellicht an die Wand geworfen wird... ein ganz klassischer Dungeon also. Genau der richtige Ort, um Legenden zu schreiben. Jetzt fehlen nur noch die Protagonisten. Muskelbepackte Krieger, weise Magier und flinke Bogenschützen...

...seid ihr aber leider nicht, solche Helden gibt es schon lange nicht mehr. Stattdessen schlüpfen die Spieler in die Rolle von "zahnlosen Scharlatanen und kurzatmigen Raufbolden ohne Schulabschluss, die mit ihren erlogenen Geschichten über Heldentaten den Bauern das sauer verdiente Geld aus den Taschen ziehen", wie es am Klappentext zu lesen ist. Diese finden sich plötzlich in einem fiesen Dungeon (dt. = Verlies) wieder, denn der König hat beschlossen, diese Entheldung des Landes nicht länger zu tolerieren. "Alsdann ließ er jeden Möchtegernhelden seines Landes ergreifen, dessen er habhaft werden konnte. Er warf das ganze Gesindel portionsweise in eines dieser uralten Labyrinthe. Dort sollten sie sich als wahre Helden erweisen oder mit ihren schimmligen Kadavern das schleimige Moos düngen. Also kämpft oder ... düngt!"

Und so ist das Setting dieses genialen Spiels schon zu Beginn klar definiert. Es liegt nun an der Spielrunde, gemeinsam einen Dungeon mit 3 Ebenen zu durchstreifen und am Ende den sagenumwobenen Endgegner zu besiegen. Das sagt sich leicht, ist aber gar nicht so einfach!

Spielablauf

Zu Beginn wird ein Dungeon aufgebaut. Dabei wird jede der 3 Ebenen durch eine Karte symbolisiert, auf der ein Dungeon mit mehreren Räumen und Gängen zu sehen ist. Anschließend sucht sich jeder Spieler einen Helden seiner Wahl aus und man einigt sich gemeinsam auf einen Schwierigkeitsgrad - zur Auswahl stehen leicht, mittel und beinhart. Vom Schwierigkeitsgrad hängt ab, wie viele Monster der 1., 2., 3. und 4. Stufe im Laufe des Spieles bekämpft werden müssen. Nun wird der Marker für die Heldengruppe auf den ersten Raum gelegt. Der Spaß kann beginnen.

In einem gut organisierten Dungeon findet sich in jedem Raum ein Monster. So auch hier, also ziehen die Spieler vom Monsterstapel einen Kontrahenten, den es zu bezwingen gilt. Aber wie funktioniert eigentlich dieses Kämpfen?

Und hier haben wir nun die Besonderheit dieses Spieles entdeckt. Wieviel Schaden ein Spieler dem Monster zufügt, ist davon abhängig, welchen Ring auf einer Zielscheibe, die waagerecht auf dem Tisch liegt, der Spieler mit dem Würfel trifft. Dabei gilt immer eine Grundregel: der Würfel muss mindestens einmal auf dem Tisch aufkommen, bevor er auf die Zielscheibe weiterspringt. Außerdem können Monster oder Räume den Wurf zusätzlich erschweren. So kommt es zum Beispiel zu einem Würfelwurf, bei dem der Spieler 2 Schritte vom Tisch entfernt, mit geschlossenen Augen und unter dem Bein hindurch versucht, die Zielscheibe zu treffen (wobei der Würfel natürlich immer noch vorher mindestens einmal auf dem Tisch aufkommen muss).
Verfehlt der Spieler die Zielscheibe, erleidet er Schaden in Höhe des entsprechenden Wertes auf der Monsterkarte. Damit aber noch nicht genug: die Spieler haben nur 3 Heldenwürfel, um ihren Gegner zu besiegen! Sind die drei farbigen Würfel der Reihe nach verschossen und das Untier lebt noch, muss man entweder weiße Bonuswürfel verwenden und diese damit dauerhaft verbrauchen oder die ganze Gruppe nimmt den aufgedruckten Schadenswert des Monsters. Beschließen die Helden Zweiteres, erhalten sie nach dem Schaden auch die 3 farbigen Heldenwürfel zurück und können damit die Kreatur attackieren. Auf diese Weise hat man sich nun durch den ganzen Dungeon zu prügeln. Ganz schön hart!

Jeder Held (oder das, was dieser Idee nahe kommt) hat als kleine Hilfe drei Spezialfähigkeiten, die mit etwas Glück bei einem Wurf aktiviert werden können. Dazu muss der geworfene Würfel das entsprechende Symbol aufweisen, die Chance dazu ist fifty-fifty. Diese Spezialfähigkeiten können zum Beispiel den Schaden erhöhen, die Helden heilen, den Gegner in einen Frosch verwandeln usw.

Sinken die Lebenspunkte eines Helden unter 1, wird er spontan ohnmächtig und kann in diesen Kampf nicht mehr eingreifen. Außerdem muss er eine seiner drei Spezialfähigkeiten dauerhaft deaktivieren und 3 seiner ursprünglich 9 Lebenspunkte sind ebenfalls futsch. Kommt es dreimal zu dieser Situation, ist der Held gestorben. Sein Heldenbogen wird auf die Rückseite gedreht (auf dieser ist 'in memoriam heros' zu lesen) und der Spieler muss für den Rest des Spieles seinen verzweifelten Mitspielern über die Schulter schauen. Halb so schlimm, weil diese wegen den gemeinen Würfelwürfen meistens sowieso eine durchaus sehenswerte Show bieten!

Manche Räumlichkeiten des Dungeons bieten noch spezielle Möglichkeiten. So wird in einem Raum mit einem Brunnen nach dem Kampf die gesamte Heldengruppe voll geheilt. Am Ende einer jeden Ebene landet man in einem Shop. Hier kann man sich heilen, weiße Würfel, Gegenstände, Rüstungen und (vor allem) Waffen kaufen. Das kostet natürlich Geld, das man sich zuvor hart erkämpft hat.

Hat die Heldengruppe alle 3 Ebenen überstanden (wovon man nicht ausgehen kann), muss sie sich dem Endgegner stellen. Dieser ist nochmal eine besonders harte Nuss und muss in einem Würfeldurchgang besiegt werden. Das bedeutet, die Spieler dürfen nur einmal alle drei Heldenwürfel verwenden und müssen danach ihre weißen Bonuswürfel verwenden. Ist der Boss danach noch am Leben, verlieren die Helden.

Spieletester

17.06.2012

Fazit

Dungeon Fighter hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Schon das Lesen des Klappentextes und der Anleitung war eine Freude, ganz zu schweigen von den ersten Spielen. Die Grafiken sind ebenfalls amüsant gestaltet und das Gesamtpaket der Austattung insgesamt stimmig. Außerdem ist die Kreation eines völlig neuartigen Party-Spiels gelungen, das wirklich jedem und jeder Spaß macht (zumindest ging es meinen Testrunden ausnahmslos so), aber trotzdem herausfordernd ist, wodurch die Motivation, nochmal zu spielen, erheblich gefördert wird. Einzige Voraussetzung: Man sollte nicht davor zurückschrecken, sich ziemlich zum Affen zu machen, denn das passiert fast garantiert! Wen das nicht stört, dem kann ich ohne zu zögern eine klare Kaufempfehlung machen!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 6
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 34,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Grafiker: Giulia Ghigini
Zubehör:

1 vierteiliger Trefferspielplan, 3 farbige Heldenwürfel, 9 weiße Bonuswürfel, 30 Goldmünzen, 6 schwarze Lebensmarker(Figuren) für die Helden, 1 rote Lebensmarker(Figur) für die Monster, 9 Heldenbögen, 1 Monsterzustandsbogen, 2 doppelseitige Abenteuerpläne, 4 Endgegnerpläne (mit Abenteuerplanrückseite), 1 Heldengruppenmarker, 1 Anführermarker (Besiegt /Unbesiegt-Seite), 1 Truhenmarker, 5 Spezialkräftemarker, 14 Narbenmarker, 1 Turm mit 6 Ebenen, 4 Endgegnerkarten, 53 Ausrüstungskarten, 53 Monsterkarten

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7125 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2304 Berichte.