Confusion

Es scheint eine der großen Künste der Spieleentwicklung zu sein, ein interessantes Thema in einem Spiel einzufangen, ohne dabei so detailliert zu werden, dass sich der Spieler überfordert findet. Erstrecht, da es doch nicht so abstrakt sein sollte, dass das Thema kaum noch merklich ist. Schon seit dem Schachspiel stellen solche abstrakteren Konzepte eine bekannte Form des Strategiespiels dar. Mit Confusion: Espionage and Deception in the Cold War bringt Robert Abbott das Misstrauen und ständige Taktieren im Geheimen zu Zeiten des Kalten Krieges auf ein einfaches Spielbrett. Dabei gelingt es dem Autor, das Gefühl der Spionage und des kritischen Informationsmangels einzufangen, ohne eine simple Spionageabbildung zu bieten.

Wie funktioniert das Ganze? Auf einem quadratischen Spielbrett von 11*11 Feldern werden die Figuren der beiden Spieler aufgebaut. In die Mitte des Brettes wird der Aktenkoffer gelegt. Das Ziel des Spiels besteht darin, den Aktenkoffer mit einem der eigenen Agenten auf die gegnerische Grundlinie zu bringen.
Der Witz dabei ist, dass die Zugmöglichkeiten der Steine eines Spielers nur einem der beiden Kontrahenten bekannt sind - und zwar seinem Gegner. Confusion ist also das Anti-Stratego. Die Spielsteine (Agenten genannt) sind so gefertigt, dass sie auf der Seite, die zu jenem Spieler zeigt, der die Spielsteine steuert, nur Buchstaben und generische Symbole (Pistole, Sonnebrille usw.) tragen. Die Seite dagegen, die zum Opponenten des Spielers weist, zeigt, wie der Agent bewegt werden darf. Diese ist austauschbar und wird vor jeder Partie neu gemischt.
Wenn ein Spieler am Zug ist, kündigt er mit einem Agenten einen Zug an. Sein Gegner sagt ihm dann, ob der Zug legal ist. Ist dies der Fall, wird der Agent entsprechend bewegt. Ist der Zug nicht erlaubt, bewegt der Spieler in dieser Runde keine Figur.
Alle Agenten eines Spielers sind unterschiedlich, so dass er durch Ausschlussverfahren früher oder später herausfindet, welche seiner Figuren welche Bewegungen ausführen darf. Um dies zu erleichtern, sind bei Confusion zwei Mappen mitgeliefert, in denen jeder Spieler mittels abwischbarem Stift (ebenfalls mitgeliefert) markieren kann, was er bereits über seine Agenten weiß.
Um das alles noch spannender zu gestalten, befindet sich in den Reihen jedes Spielers ein Doppelagent. Das ist eine Figur, von der der Gegner jeden angefragten Zug ganz nach seinem Belieben zulassen oder ablehnen kann. Wenn er sich dabei geschickt anstellt, kann er dem Anderen eine sehr nützliche Figur vorgaukeln, die im rechten Moment plötzlich ihr Verhalten ändert.

Confusion: Espionage and Deception in the Cold War erreicht sein Ziel sehr viel besser, als man bei dem abstrakten und ungewohnten Brettspiel zunächst vermuten mag. Beim Spiel kommt wirklich eine Stimmung von Planung und Täuschung auf, die wir mit guten Spionagefilmen assoziieren (auch wenn nichts explodiert). In dieser Hinsicht kann man dem Autor definitiv gratulieren.

Die Spielregeln sind gleich in vier Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch) mitgeliefert. Sie sind teilweise etwas schwierig zu verstehen, weil sie fast keine Abbildungen beinhalten. Manches muss man zweimal lesen. Dafür ist bei vielen Regeln erklärt, was sie bezwecken und für welche Fälle sie wichtig sind. Dadurch, dass man den Sinn der Regeln versteht, kann man sie sich sehr viel besser merken.
Das Regelbuch schlägt auch gleich mehrere alternative Spielweisen vor, auf die man Confusion ebenfalls spielen kann.

Das Spielmaterial ist wechselhaft. Während die Pappteile wirklich schön sind, sind die Agentenspielsteine selbst aus Kunststoff und eher unästhetisch. Ich kann nur hoffen, dass die Spielsteine anderer Ausführungen des Spiels besser gefertigt sind als die meinen. In meinem Satz sind nämlich zwei Spielsteine enthalten, aus denen sich der jeweilige Stein mit dem Bewegungsmuster des Agenten auch mit Gewalt nicht entfernen und austauschen lässt, was das gesamte Spielprinzip zerstört und das Spiel praktisch nutzlos macht.

Spieletester

Fazit

Für jeden, der abstrakte Strategiespiele für zwei Spieler mag, stellt Confusion ohne Frage eine empfehlenswerte Anschaffung dar. Aber man sollte vorher hineinschauen, ob die Spielsteine etwas taugen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 53,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Autor: Robert Abbott
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielbrett, zweimal 13 Spielfiguren, 2 Notizbuch, 2 Stifte

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