Star Trek: Expeditions

Diese Spiel ist nur auf Englisch erhältlich.


Irgendwo in den Weiten des Universums, die ja bekanntlich unendlich sind, dreht der Planet Nibia seine Runden. Dieser Planet begehrt nun Einlass in die Föderation. Die Crew der Enterprise soll die Weichen stellen.
Doch als man ankommt, ist die allgemeine Verwunderung groß: Der Empfang durch die Planetenregierung ist distanziert bis antarktisch-frostig, auf dem Planeten tobt ein Bürgerkrieg zwischen Föderationsanhängern und Rebellen und um den Planeten kreist ein Schlachtschiff der Klingonen, die wieder einmal die bösen Buben sind. Also ein ganz klarer Grund zur Veranlassung…
Die Crew der Enterprise soll’s richten.

Lizenzspiele sind im Allgemeinen ein sicheres Zeichen dafür, dass den Spieler eine mittelschwere Katastrophe erwartet, und besonders Star Trek schien hierfür ein ganz besonderes Schwarzes Loch zu sein. (Die Metapher bemerkt? Gut, gell?): Das Star Trek-Spiel mit Videobeteiligung verursacht schon durch die bloße Erinnerung akute Krampfanfälle, das Star Trek Trading Card Game ist ein Schnarcher vor dem Herrn (wenn man jetzt einfach mal außer Acht lässt, dass ich Trading Card Games sowieso für die Inkarnation des Bösen halte) und dem Vernehmen nach war auch das Star Trek-Rollenspiel eine minutiös errichtete Totalruine (was uns Traveller-Besitzer natürlich aber nicht wirklich aus der Ruhe bringen kann, oder?).

Inzwischen aber haben findige Autoren erkannt, dass man Lizenzspiele auch so gestalten kann, dass es nicht nur für ein paar Deppen interessant ist, die alles kaufen, was die richtige Buchstabenkombination aufweist. Die prominentesten Beispiele dafür sind wohl inzwischen Spiele wie Battlestar Galactica – Das Brettspiel oder Der Herr der Ringe – Der Ringkrieg. Ein sicheres Zeichen: Das dem Spiel zugrundeliegende Franchise ist bekannt, im Moment aber nicht aktuell oder gar besonders hip. Nun ist der Alternate Reality-Star Trek-Film, der das Universum für dieses Spiel bildet, inzwischen zwei Jahre alt, der nächste Teil ist für 2012 (wenn überhaupt) angekündigt, hat noch keinen Titel, der über Star Trek II hinausgeht, und der Erdenker der Geschichte (denn davon, dass Meister Knizia nur das System erdacht hat während andere die Nibia-Story geschrieben haben, darf wahrscheinlich einmal mehr relativ unfallfrei ausgegangen werden) hat sich eine neue Handlung ausgedacht (wenn man annimmt, dass der bzw. die Verantwortlichen über den geplanten Plot des zweiten Filmes nicht mehr wissen als ich.)

Also schlüpfen wir optimistisch in die Rollen der Helden, mit denen wir schon unsere Kindheit verbracht haben. Wenn’s auch die aus der alternativen Realität sind…


Das Spiel:

Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Crewmitgliedes der Enterprise in der Person von Captain Kirk, Mr. Spock, Dr. McCoy oder Lt. Uhura. (Scotty, Chekov und Sulu hat man sich wohl für etwaige Erweiterungen aufgehoben.) Dargestellt werden diese Figuren durch Clixfiguren, deren Sockel die derzeitigen Werte in den Sparten „Technik“, „Wissenschaft“ und „Diplomatie“ angeben. Und wie sich das gehört haben diese Figuren natürlich auch spezielle Fähigkeiten.
Zudem gibt es noch zwei Clixfiguren für das Raumschiff Enterprise und für den Schlachtkreuzer der Klingonen. Schließlich kann es per Definiton kein Knizia-Koopspiel ohne die patentierte „Zwei Figuren ziehen böse aufeinander zu“-Leiste geben, und was bietet sich hier mehr an als eben die beiden Raumschiffe?

Der Spielplan ist in zwei Teile unterteilt: Dem Raumschiff und dem Planeten Nibia. Auf dem Planeten Nibia werden verdeckte Karten verteilt, die von den Spielern während ihrer Erkundungstour aufgedeckt werden.
Teil 2 des Planes repräsentiert die Enterprise und enthält zudem die schon erwähnte Leiste mit den beiden Raumschiffen.
Neben all dem gibt es auch eine Leiste, die die Anzahl der (Nibia-) Tage angibt, die bereits verstrichen sind. Am Ende von Tag 30 ist Schluss, die Enterprise-Crew ist gescheitert.

Die Mission der Enterprise ist in drei „Plots“ unterteilt, für die die Spieler Siegpunkte erwerben müssen, um am Ende erfolgreich zu sein:
Der Diplomatische Plot: Die Regierung muss wieder auf Pro-Föderationskurs gebracht werden.
Der Rebellenplot: Es gilt, den (natürlich von den bösen Klingonen gestützen) Bürgerkrieg zu Gunsten der Föderation zu beenden.
Die Energiekrise: Nibia steht vor einer ökonomischen Katastrophe, die es abzuwenden gilt.

Diese drei Plots werden durch die Karten auf Nibia dargestellt: Neben allgemeinen Ereignissen wie notgei… ähm, sich spontan verliebenden Präsidentengattinnen oder Spionen der bösen Rebellion deckt man hier vor allem Karten auf, die einen der drei Plots benennen. Sobald also z.B. eine „Rebelplot“-Karte aufgedeckt wird, kann dort die entsprechende Mission erfüllt werden. Sind die Spieler erfolgreich, so bestimmt der Grad des Erfolges die Siegpunkte und zudem den Fortgang dieser Mission, das heißt, welche Missionskarte auf die nächste „Rebelplot“-Karte gelegt wird.
Kriterien können Dinge sein wie: Hat man diese Mission vor Tag 10 geschafft? Oder waren mindestens X Crewmitglieder daran beteiligt?


Der Spielzug:

Der Zug eines Spielers beginnt mit dem Ziehen einer Karte. Diese Karte bestimmt zufällige Ereignisse dieser Runde (Die Klingonen greifen an, ein Tag vergeht etc.). Star Trek: Expeditions kann in drei Schwierigkeitsstufen gespielt werden, und die Schwierigkeitsstufe gibt nichts anderes an als die Anzahl der gewerteten Ereignisse.
Zudem bestimmen diese Karten die Anzahl der Aktionen, die der Spieler zur Verfügung hat. Je böser das Ereignis bzw. die Ereignisse desto mehr Punkte erhält der Spieler.
Mit seinen Aktionspunkten kann sich der Spieler über den Plan bewegen, sich heilen, Aktionen seiner Figur setzen, unterstützende Karten oder (zu Spielbeginn auf Nibia verteilte) Gegenstands- bzw. Verbündetenmarker ziehen und/oder ausspielen, vor allem aber Missionen erfüllen oder mit der Enterprise das Klingonenschiff angreifen.



Die Missionen und der Kampf der Raumschiffe:

Missionen und Raumschiffskämpfe funktionieren vom System her gleich:
Man nimmt den Wert, den die Figur in der gefragten Fähigkeit hat bzw. die derzeitige Angriffsstärke des Schiffes, würfelt zwei spezielle Würfel und zählt Boni durch Charaktereigenschaften, Gegenstände und/oder Karten dazu. Es gilt, den auf der Karte angegebenen Wert der Mission oder den derzeitigen Schildwert des gegnerischen Raumschiffes zu erreichen.

Bei einer Mission kann der Spieler noch die Werte seiner Figur zurückdrehen um den Wert des Wurfes zu erhöhen. Diese Möglichkeit wird oft gebraucht wenn es darum geht, eine wichtige Mission trotz schlechten Würfelwurfes eben doch noch zu erfüllen.
Bei Raumschiffschlachten gibt es diese Möglichkeit nicht, dafür gilt hier die Regel, dass der Angegriffene sofort zurückschießt.


Spielende:

Das Spiel endet, wenn die Spieler alle drei Missionen beendet haben. Die Punkte, die die Spieler erspielt haben, werden addiert. Die Punkte, die sich aus dem Kampf der beiden Schiffe ergeben, werden zu den Punkten aus dem Plot addiert oder abgezogen. Ist die finale Punktezahl im positiven Bereich, haben die Spieler gewonnen.
Die Spieler verlieren sofort, wenn der 30ste Tag vergeht oder die Enterprise von den Klingonen zerstört wird.

Spieletester

18.12.2011

Fazit

Gleich vorweg: Großartige Neuerungen für das Genre bringt Star Trek: Expeditions nicht wirklich. Die originellste Idee des Spieles ist noch die, dass die Mission je nach Wertigkeit des Erfolges anders weitergeht.
Bevor man mich aber des Hochniveaujammerns bezichtigt: Star Trek: Expeditions ist ein durchaus brauchbares, unterhaltsames Koopspiel, dass natürlich auch dadurch auffällt, meines Wissens nach das erste brauchbare Star Trek-Spiel zu sein. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es an persönlichen Lieblinge wie Pandemie oder Space Alert nicht herankommt.

Vom System her greift hier einiges ineinander (was es nicht gerade einfach macht, das Spiel zu beschreiben), das Herzstück aber – nämlich die Missionen – läuft brauchbar ab, und die Möglichkeit, Punkte zu opfern um eine Mission doch noch hinzukriegen, halte ich für die wichtigste Option des Spieles. Das Ganze ist also trotz Würfel in einem gewissen Grade beeinflussbar, und nur so funktionieren Koopspiele (gell, Der Hexer von Salem).

Materialmäßig gibt’s nichts zu meckern: 50 Euro Kaufpreis schuldet man dem Kleinverlag Wizkids schon alleine wegen der Clixfiguren. Zudem kann man wohl davon ausgehen, dass Paramount den Namen Star Trek nicht gratis hergegeben hat. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen und ruft natürlich förmlich nach Erweiterungen, auch wenn die Spieleszene an sich wohl leider einen Status erreicht hat, bei dem Spiele nur noch um des Erweiterns willen erweitert werden, was inzwischen dazu führt, dass die meisten Expansions die Spiele nicht besser sondern nur komplizierter machen. Wizkids hat jedenfalls bereits auf der Homepage verlautbart, das Spiel bewusst so aufgebaut zu haben, dass es möglich ist, die Crew der Enterprise auf immer neue Missionen zu schicken. Bei so einer Ankündigung fürchte ich nun, dass man sich nur damit begnügen wird, immer neue Stories zu schreiben und das Spiel kaum zu verändern, was natürlich naheliegend aber nicht wirklich NOTWENDIG ist.
Wie genau es mit dem Spiel weitergeht wird uns doch wohl die Zukunft zeigen.

Parallel zu diesem Spiel brachte Wizkids noch ein weiteres Star Trek -Spiel mit dem Titel Star Trek: Fleet Captains heraus. Eine schnelle Erklärung in den heiligen Hallen von Essen hinterließ den Eindruck eines Twilight Imperium mit aufgeklebtem Star Trek-Thema. Da das Spiel allerdings einen stolzen Preis von 89 Euro hat, gibt es Informationen darüber wohl frühestens nach meinem nächsten Lottogewinn…
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 50,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Wizkids
Autor: Reiner Knizia
Zubehör:

1 Spielplan
6 Clixfiguren
110 Karten
3 Spezielle Würfel
20 Marker
1 Spielanleitung

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