Die Gnome von Zavandor

Mit Die Gnome von Zavandor hat Lookout-Games der Phantasiewelt von Zavandor ein weiteres Bauteil hinzugefügt. Autor Thorsten Landsvogt, dessen Name spätestens seit "test" in der Spielewelt bekannt sein dürfte, hat ein fein abgestimmtes Taktikspiel entwickelt, bei dem eine Prise Glück bei der Entdeckung der Minen dazugehört. Dass dem Glück auch durch das Bezahlen von Bodenproben auf die Sprünge geholfen werden kann, sollte vor allem die Taktiker überzeugen, die in der Regel jedes Glücksmoment kategorisch ablehnen.

Rund um das Minenstädtchen Diamantina gibt es jede Menge Edelsteine zu finden. Und genau diese glitzernden Steine sind bei den Gnomen von Zavandor sehr begehrt. Artefakte, Schmuckstücke und wundersame Maschinen runden den Kampf um die wichtigen Siegpunkte ab. Dabei darf aber auch das Geschehen an der Edelsteinbörse nicht unbeachtet bleiben, wenn windige Händler die Preise durch ihre Aktionen beeinflussen. Es gilt, am Ende der erfolgreichste Gnom des Edelsteinhandels zu werden, doch der Weg dorthin ist nicht leicht und unter Umständen sehr beschwerlich, schließlich schlafen die anderen Gnome nicht.

Witzigerweise gibt es die Stadt Diamantina tatsächlich, wie mir Autor Torsten Landsvogt bei einem Probespiel in Essen 2011 glaubhaft versicherte. Eine Internetsuche ergab dann, dass Diamantina eine Stadt im Bundesstaat Minas Gerais in Brasilien ist, über 40.000 Einwohnern hat und fast 300 km von Belo Horizonte entfernt liegt. Im 17. Jahrhundert wurden in Diamantina tatsächlich die ersten Edelsteine außerhalb Asiens gefunden. Unter dem Namen Arraial do Tijuco entstand es als Lager von Diamantensuchern. Die Entdeckung reicherer Edelsteinvorkommen in Südafrika führte aber ab etwa 1870 zu einem jähen Rückgang der Suchaktivitäten. Dies sorgte letztlich dafür, dass die barocke Architektur der Stadt bis heute erhalten wurde. 1999 ernannte die UNESCO das historische Zentrum der Stadt zum Weltkulturerbe.

Zurück zum eigentlichen Spiel, das nach dem Zusammensetzen des fünfarmigen Spielbrettes und dem Verteilen der verdeckten Schürfrechte in und um Diamantina beginnen kann. Zusätzlich wird einer der Wandergnome auf eines der umliegenden Schürfgebiete gesetzt und auf dem Kursanzeiger werden die Marktwerte der Edelsteine auf deren Startwert eingestellt. Die Edelstein- und Geldkarten werden bereitgelegt, ebenso die beiden Stapel der Schmuckstücke und Artefakte, von denen jeweils drei Karten gezogen und offen ausgelegt werden. Zu guter Letzt werden alle sechs Karten der Tauschhändler bereit gelegt.

Eine Partie verläuft abwechselnd in Aktions- und Schürfrunden. Während der Aktionsrunden hat jeder Spieler-Gnom drei Aktionen, die reihum abwechselnd durchgeführt werden. Zur Auswahl stehen insgesamt acht verschiedene Aktionen, die auf einer separaten Übersichtskarte aufgeführt sind. Zusätzlich zu ihren drei Aktionen dürfen die Gnome bei entsprechendem Goldvorrat beliebig viele Bodenproben aus den Minen nehmen. Mit der Zahlung von 1 Goldstück darf dann ein beliebiges Schürfrecht geheim angeschaut werden. Die einzelnen Aktionen bedürfen einer näheren Betrachtung, da sie den eigentlichen Kern der Gnome von Zavandor ausmachen.

Kauf oder Verkauf von bis zu vier Edelsteinen
Der aktive Spieler kann bis zu 4 Karten einer Edelsteinsorte zum derzeit aktuellen Preis kaufen oder verkaufen. Wichtig hierbei ist die Tatsache, dass danach der Zielpreis des Kursanzeigers beim Kauf um eins nach oben und beim Verkauf um eins nach unten gesetzt wird. Dies hat für die aktuelle Runde noch keine Auswirkungen auf den Kaufpreis, so dass alle nachfolgenden Spieler denselben Preis für ihre Aktion vorfinden.

Zwei Karten eines der verdeckten Stapel ziehen
Hierbei kann sich der Spieler von den Artefakten oder Schmuckstücken die zwei obersten Karten nehmen, anschauen und eine davon wieder verdeckt unter den entsprechenden Stapel legen. Die einbehaltene Karte nimmt er auf die Hand und hat sie somit für sich reserviert.

Schürfrecht kaufen
In Diamantina oder in dem Gebiet mit dem Wandergnom darf ein verdeckt liegendes Schürfrecht für die angegebene Menge an Edelsteinen erworben werden. Dann steigt sofort der Zielpreis um die Anzahl der bezahlten Edelsteinkarten, da die Nachfrage entsprechend steigt. Das erworbene Schürfrecht wird aufgedeckt vor den Käufer gelegt und kommt erst wieder in der Schürfrunde zum Tragen. Diamantina ist der einzige Ort, in dem jederzeit Schürfrechte gekauft werden dürfen, ohne dass der Wandergnom sich dort zwingender Weise aufhält.

Gegenstand kaufen
Einer der offen ausliegenden Gegenstände (Schmuckstück oder Artefakt) oder der Gegenstand, den der aktive Spieler auf der Hand hält, kann von ihm gekauft werden. Die im oberen Bereich der Karte angegebenen Edelsteine müssen bezahlt werden, was den Zielwert entsprechend nach oben hin verändert. Für Schmuckstücke bekommt der Spieler lediglich Siegpunkte, während Artefakte zusätzlich gewisse Vorteile bringen. Da gibt es zum Beispiel den Gnomunculus, der seinem Besitzer in jeder Runde eine zusätzliche Aktion bringt. Der Alchemat kann Gold produzieren und der Konvertor bringt eine bestimmte Menge an Joker-Edelsteinen. Der Absauger kann auch als Schmarotzer bezeichnet werden, kassiert doch sein Besitzer in jeder Schürfrunde von den schürfenden Mitspielern Goldtaler. Zu guter Letzt sei noch das Emeromobil erwähnt, bei dem sein Käufer fünf Rabattmarken dazubekommt, die er bei den Kaufaktionen verwenden kann, um den Kaufpreis entsprechend zu drücken.

Tauschhändlerkarte nehmen oder austauschen
Der Spieler kann mit dieser Aktion eine der noch ausliegenden Tauschhändlerkarten nehmen oder die bereits bei ihm liegende Karte austauschen. Jeder Spieler darf immer nur einen Tauschhändler haben.

Tauschhändlerkarte anwenden
Mit seinem Tauschhändler kann ein Spieler bei der Bank einen oder zwei Edelsteine der auf der Karte abgebildeten Sorte tauschen. Diese Aktion verändert nicht den Zielwert der Edelsteine.

Vier Goldtaler nehmen
Zu guter Letzt kann ein Spieler einfach zur Bank gehen und erhält dort vier Goldtaler.


Nachdem der letzte Gnom seine letzte Aktion ausgeführt hat, folgt die Schürfrunde, in der die Besitzer von Schürfrechten die auf den Plättchen abgebildeten Edelsteine erhalten. Für ein erstes Schürfrecht einer Sorte bekommt man einen Edelstein, für jedes weitere derselben Sorte deren zwei. Für einen Joker gibt es immer nur einen Edelstein einer beliebigen Sorte. Der Zielpreis wird wieder entsprechend angepasst und fällt für jeden geschürften Edelstein um eins nach unten. Ist die Schürfrunde beendet, werden die Preise für die Edelsteine entsprechend dem Anzeiger für die Zielpreise angepasst. Somit sind zu Beginn einer neuen Runde dann wieder aktueller Preis und Zielpreis gleich.

Bevor eine neue Runde beginnt, wird noch der Wandergnom im Uhrzeigersinn in das nächste Schürfgebiet bewegt. Dies geschieht aber nur dann, wenn mindestens ein Schürfrecht im bisherigen Gebiet erworben wurde. Das Spielende ist erreicht, wenn ein Spieler mindestens 20/18/16 Siegpunkte (bei 2/3/4 Spielern) hat. Dann wird die aktuelle Aktionsrunde noch komplett zu Ende gespielt und es gewinnt der Gnom, der dann die meisten Punkte hat.


Spieletester

02.02.2012

Fazit

Die Gnome von Zavandor sind für mich eines der Highlights des Spielejahrganges 2011. Das hochtaktische Spiel verbindet eindrucksvoll die Suche nach den vermeintlich wertvollsten Edelsteinen mit dem Geschehen an der Edelsteinbörse, wo die Preise auch schon mal durch spekulative Gnome stark beeinflusst werden können. Ansonsten begeistert das Landsvogt´sche Spiel, das fast ohne Glücksanteil auskommt, auch Familien, die in gut anderthalb Stunden spielerisch bestens unterhalten werden. Die sehr gut geschriebene Spielanleitung führt ohne große Hindernisse durch das Spiel und lässt keine Fragen offen. Strategiehinweise des Autors runden das sehr gute Gesamtbild ab. Lediglich der hohe Verwaltungsaufwand durch das ständige Ändern des Zielpreises trübt ein wenig den Gesamteindruck. Wer sich aber erst mal daran gewöhnt hat, bei bestimmten Aktionen die aktuelle Preisentwicklung sofort anzupassen, den stört dieses Szenario nicht weiter. Sind die acht möglichen Aktionen in Fleisch und Blut übergegangen, spielen sich die Gnome von Zavandor recht flüssig und bleiben bis zum Schluss spannend und unterhaltsam. Erwähnenswert ist dann vielleicht noch die mit Abstand größte mir bekannte Startspielerfigur, die vom Scheitel bis zur Sohle stolze 15 cm misst. Ersatzweise kann für „Gnomophobe“, wie es die Anleitung auf Seite 1 erklärt, auch eine runde Startspieler-Scheibe benutzt werden.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

nani | 15.06.2012

Wir spielen dieses Spiel häufig in unserer
Gruppe, macht immer wieder Spass.

Thomas S | 14.09.2022

Für mich eins der besten Spiele überhaupt. Wäre schön, wenn es bald auf Board Game Arena erscheinen wird, damit der Verwaltungsaufwand automatisiert wird. Das wäre ein MEGA Spiel dann.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 25,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Lookout Spiele
Grafiker: Klemens Franz
Zubehör:

1 Spielplan mit Kursanzeiger 1 Puzzle-Spielplan aus 6 Teilen 15 Karten mit Schmuckstücken 12 Karten mit Artefakten 6 Karten Tauschhändlern 80 Karten mit Edelsteinen 5 Karten mit Edelsteinjokern 65 Karten mit Goldtalern 24 Plättchen mit Schürfrechten 8 Anzeiger für den Spielplan 10 Rabattmarken 2 Wandergnome 1 Startspielerfigur 1 Startspieler-Scheibe 1 Spielregel

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