Die schottischen Highlands. Wo Männer noch Männer sein können. Auch wenn sie Röcke tragen. Wisst ihr, warum sie Röcke tragen? Vielleicht, um die Folgen nach zu exzessivem Whiskykonsum zu mildern. Aber das ist natürlich nur ein Gerücht...
Schottland und sein Whisky begegnen uns auch im Spiel
Glen More. Hier geht es darum, durch geschicktes Anlegen von Plättchen eine Landschaft zu bilden (
Carcassonne lässt grüßen) und Rohstoffe zu erwirtschaften. Diese Rohstoffe kann man gegen Siegpunkte eintauschen, wenn man die passenden Gebäude anlegt und aktiviert.
Wie funktioniert das mit den ganzen Plättchen? Ganz einfach: Auf einer großen Tafel liegt eine Reihe von Plättchen, am Ende der Reihe stehen die Figuren der Spieler. Der Zugmechanismus ist ein ganz neuer, wenn man den Ausführungen in der Spielanleitung glauben darf. Meiner Meinung nach gibt es die Vorgehensweise schon in einegen anderen Spielen, wie etwa
Jenseits von Theben,
Opera oder
Asakusa: Wer ganz hinten steht, darf ziehen. Und zwar soweit er möchte. Es gibt also keine fixe Spielerreihenfolge, mitunter ist derselbe Spieler mehrfach hintereinander an der Reihe.
Das Plättchen, auf das man zieht, nimmt man an sich und legt es nach den Regeln an. Dabei ist zu beachten, dass man die waagrechte Straße und den senkrechten Fluss fortsetzt. Außerdem muss angrenzend an das neue Plättchen ein Clanmitglied (eine Figur) stehen. Um es noch einen Tick schwieriger zu machen, verlangen einige Plättchen die Bezahlung von Baukosten.
Um Baukosten bezahlen zu können, muss man mal an Rohstoffe kommen. Das passiert beim Anlegen der Plättchen: Manche Plättchen haben eine Sofort-Aktion zur Folge (Einkünfte, neue Figuren,...). In jedem Fall aktiviert das neue Plättchen sich selbst und alle orthogonal und diagonal angrenzenden Plättchen, das heißt, die Standard-Aktion der Plättchen tritt in Kraft. Dies ist zum Beispiel die Rohstoffproduktion. Auf der anderen Seite kann es aber auch die Möglichkeit zum Rohstoffverkauf sein oder die Bewegung der Figuren.
Neben den Einkünften in Form von Siegpunkten (sofort oder am Spielende) gibt es auch Naturaleinkünfte, sprich Whisky. Der ist wichtig bei den Wertungen. Aber nicht nur Whiskey - auch die Anzahl der Clanmitglieder spielt eine Rolle. Jedoch zählen nur solche, die man von der Spielfläche abgezogen hat. Alternativ kann man auch Karten sammeln, die Bonnets (die typischen schottischen Mützen) zeigen. Apropos Karten: auch sie fließen in die Wertung ein. Man bekommt sie, wenn man bestimmte Plättchen sammelt.
Die Plättchen sind in drei Stapel unterteilt. Immer wenn ein Stapel aufgebraucht ist, kommt es zu einer Wertung. Bei den Wertungen gilt für Whiskey, Clanmitglieder und Karten derselbe Schlüssel: Referenzmarke ist der Spieler mit den wenigsten Gegenständen pro Kategorie. Haben die anderen Spieler 1/2/3/4/5+ Gegenstände mehr, so erhalten sie 1/2/3/5/8 Siegpunkte dafür.
Am Spielende, gleich nach der dritten Wertung, gibt es noch eine Punkteverteilung. Jetzt zählen alle verbliebenen Münzen und die Siegpunkte aus Karten. Außerdem gibt es Punkte für die Größe der Gebiete; allerdings entgegengesetzt zur Punktevergabe bei den Zwischenwertungen! Referenz ist der Spieler mit der kleinsten Auslage, für jedes Plättchen das die anderen mehr haben, müssen sie drei Punkte abgeben. Wer nach all der Rechnerei die meisten Punkte hat, gewinnt eine Partie
Glen More.
Von den bei der Endabrechnung zählenden Münzen war bislang noch gar keine Rede. Wie sie im Spiel behandelt werden, möchte ich aber unbedingt erwähnen, da mir das Prinzip sehr gut gefällt:
Anfangs hat jeder sechs Münzen. Außer durch eine Karte (und durch die auch nur einmalig) kann zum Umlaufvermögen nichts hinzu- oder wegkommen. Einzige Funktion des Geldes ist es, im Lager Rohstoffe zu kaufen und verkaufen. Jede Warenart hat hierzu ihre drei Felder. Nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage muss man auf das erste Feld eine Münze legen, um einen entsprechenden Rohstoff zu kaufen, auf das zweite Feld zwei Münzen und auf das dritte Feld drei Münzen. Umgekehrt bekommt ein Verkäufer die Münzen vom höchsten belegten Feld, wenn er einen entsprechenden Rohstoff an die Bank verkauft.
Was ebenfalls bislang unerwähnt blieb: dass das Spiel zu zweit mit einer Krücke auskommen muss. Ein Würfel dient als neutraler Spieler, der ein zufälliges Plättchen am Weg verschwinden lässt. Das funktioniert aber ganz tadellos, auch wenn die Planbarkeit des Spiels darunter leidet.
Insgesamt hat
Glen More einen guten Eindruck bei uns hinterlassen. Zwar sind einige Elemente schon bekannt, aber hier wurde eine sehr gute Mischung aus langfristiger Strategie, kurzfristigen taktischen Überlegungen und Bluff erzeugt. Durch die verschiedenen Glückskomponenten ist der Anspruch mäßig (vier von zehn auf der
alea-Skala), die Altersangabe ab zehn Jahre vielleicht sogar etwas hoch gegriffen.