Expedition Sumatra

Sumatra liegt im Indischen Ozean und ist eine der Hauptinseln Indonesiens. Dort finden sich auch die berühmten Regenwälder, welche einen Rückzugsraum für viele vom Aussterben bedrohte Arten aus Fauna und Flora darstellen. Doch auch diese Regenwälder werden derzeit zunehmend von Brandrodung und Holzkahlschlag bedroht und gleichzeitig damit würde die Vernichtung des Lebensraumes unzähliger Tier- und Pflanzenarten einhergehen.

Mit diesem überaus ernsten und durchwegs realen Hintergrund entwickelt das hier vorliegende Spiel Expedition Sumatra sein durchaus diskussionswürdiges Spielziel. Als Großwildjäger sollen sie nämlich im zeitlichen Wettlauf mit anderen Großwildjägerteams versuchen, einige der seltenen Tiere des Dschungels einzufangen und in Zoos der Nachwelt zu erhalten. Um ihre immer klamme Kasse aufzubessern, können Sie nebenbei auch einige Tiere auf dem Schwarzmarkt verkaufen.

Der Spielplan zeigt eine Insel, welche in ein 7x7 Felder großes Raster unterteilt ist. Ringsherum sind lediglich die unendlichen Weiten des Ozeans. 25 der 49 Felder zeigen Fragmente von Wegen, der Rest der Insel besteht aus undurchdringlichem Dschungel. Zur Vorbereitung des Spiels werden Geländeplättchen auf den durch die Wege vorgezeichneten Positionen ausgelegt. Die Geländeplättchen zeigen auf ihrer Rückseite identische T-förmige Wegkreuzungen, auf Ihrer Rückseite jedoch individuelle Wegführungen sowie teilweise Tier- oder Pflanzenarten, manchmal sogar Symbole, auf welche später in dieser Rezension eingegangen werden wird. Jeder teilnehmende Spieler erhält zudem 2 Lkw´s mit unterschiedlich großen Transportkäfigen, sowie ein Schiff, welches die Insel umrundet, um immer wenn möglich, gefangene Tiere an Bord zu nehmen. Das Schiff stellen sich die Spieler zusätzlich noch einmal aus drei zufällig gezogenen, puzzelartigen Bestandteilen als Spieltableau selbst zusammen. Die Bestandteile stehen dabei für drei möglich Aufträge: zwei davon kommen von Zoos, einer jedoch vom Schwarzmarkt und zeigen die benötigten Tiersorten. Für komplett erfüllte Aufträge winken den Spielern Bonuspunkte.

Die Spielregel liegt in einer neuen und recht interessanten Form vor, einer Art Klapp-Leporello. Dadurch ist man recht schnell an den einzelnen Gliederungspunkten, gleichzeitig fehlt aber die Möglichkeit hin und her zu blättern und zu vergleichen, denn es gibt viele kleine Zusatzregeln. Hat man aber den grundsätzlichen Ablauf verinnerlicht, steht einer schnellen und stimmungsvollen Partie nichts mehr im Wege.

Sind die Spieler am Zug, können sie 4 von 6 möglichen Aktionen wählen, wobei jede Aktion auch mehrmals ausgeführt werden kann. So können Geländeplättchen um eine Kante geklappt werden, wobei ihre Rückseite neue Wege und die Standorte von wilden Tieren oder meist hilfreiche Sonderplättchen offenbart. Weiterhin können die Plättchen an ihrer Position beliebig gedreht werden, um einem LKW die Durchfahrt zu ermöglichen. Ein LKW kann, wenn möglich, beliebig weit auf durchgehenden Wegen fahren, Tiere können aufgeladen bzw. von den LKW´s der anderen Mitspieler gestohlen werden oder das eigene vor der Küste vor Anker liegende Schiff wird ein Feld vor bzw. zurück bewegt. Gleichzeitig bewegt sich aber auch das spielereigene Schiff nach bestimmten Zugregeln rund um die Insel. Deshalb müssen die LKW´s ständig neue Wege durch den Dschungel finden, um zu den Standorten der Tiere zu gelangen, bzw. gefangene Tiere zum Schiff zu bringen. Wurden Plättchen genutzt, indem die Sonderfertigkeit eingesetzt oder das Tier eingefangen wurde, wird es durch ein Austauschplättchen ersetzt. Expedition Sumatra endet, wenn ein Spieler alle drei Aufträge erfüllt hat, der Stapel der Nachziehplättchen erschöpft ist oder das Schiff eines Spielers die Insel umrundet hat.

Das Spiel selbst ist, obwohl die Entscheidungen vorwiegend taktischer Natur sind, sehr glücksabhängig. So weiß man nie, welche Plättchen aufgedeckt werden. Manche der Plättchen sind zudem immens stark und ermöglichen dadurch eine destruktive Spielweise. Bestes Beispiel wäre hierfür das Plättchen „Der Eingeborene“. Diese Punkte hat anscheinend auch der Verlag Igramoon erkannt und bietet deshalb Zusatzregeln zum Download an, um das Spiel taktischer zu machen und den starken Eingeborenen zu entschärfen. Diese Regeln sind sowohl auf der Webseite des Verlages als auch auf BGG zu finden. Gleichzeitig gibt es auf der Webseite von Igramoon ein längeres FAQ, in welchem der Verlag seine Sichtweise zum Spielthema mitteilt.

Spieletester

12.10.2011

Fazit

Selten hat ein Spiel so ein zwiespältiges Gefühl bei mir hinterlassen. So sind Spielplan und die Regel zwar wunderschön gestaltet, allein es ergeben sich ständig Probleme mit deren Handhabung, die gewählten Farben sind viel zu dunkel, manche Symbole auf den Geländeplättchen zu klein. Das Spielfeld bzw. die Insel verändert sich ständig, aber ist das dann wirklich noch der mir suggerierte undurchdringliche Regenwald? Beim Klappen verrutschen andere Plättchen und zeigen dann die darunter liegenden Enden der Wege an, der Memoryeffekt verpufft somit schnell. Aber auch das Thema des Spiels, bedrohte Tierarten für Zoo´s und den Schwarzmarkt (verbergen sich dahinter asiatische Liebhaber sogenannter tierischer Delikatessen?) zu fangen, erweist sich als Thema für ein Familienspiel als zweischneidiges Schwert. Und ein Familienspiel ist Expedition Sumatra definitiv, zu gering der Anreiz für Vielspieler, zu groß der dem Spiel eigene Glücksanteil. So bleibt unter dem Strich ein sehr interessantes, mit vielen gut funktionierenden Mechanismen und tollem Material auftrumpfendes Erstlingswerk eines neuen Verlages für Familien, das aber leider aus oben angesprochenen Gründen deutliche Abzüge in der B-Note bekommt.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Jens | 15.10.2011

Hinweis: Die Erweiterungsregeln sind (schon lange) auf der Verlags-Website zu finden (siehe http://www.igramoon.de/Igramoon_Spieleverlag/Expedition_Sumatra.html), sowie Hintergrundinformationen zum Spielthema (siehe http://www.igramoon.de/Igramoon_Spieleverlag/FragenzumSpielthema.html) ...

Ralf | 16.10.2011

Die Anmerkungen von Jens sind korrekt und ich hatte Tomaten auf den Augen, sorry! Die Rezension ist entsprechend angepaßt worden.

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2010
Verlag: Igramoon
Grafiker: Mariusz Gandzel
Genre: Glück
Zubehör:

1 Spielplan 50 doppelseitige Plättchen 18 Laderäume (zum Zusammenpuzzeln) 4 Schiffe 4 LKW mit großer Ladefläche 4 LKW mit geteilter Ladefläche 38 Tier-Marker (2 Muntjaks, 6 Elefanten, 8 Nashörner, 10 Tiger, 12 Orang-Utans) 4 Aktions-Marker 2 Quickfinder-Spielanleitungen (deutsch und englisch)

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