Dass die Hanse eine mittelalterliche Verbindung von deutschen Kaufleuten war, welche Niederlassungen entlang der Ostsee- und teilweise auch der Nordseeküste gründeten, wird sehr viele Leser mindestens durch das Wissen um die Städtekennzeichnungen bestimmter Nummernschilder von deutschen Autos geläufig sein. Weniger bekannt ist allerdings, wie weit sich dieses Händlernetz nach Nord- bzw. Niederdeutschland hinein erstreckte. So waren neben Hamburg, Rostock und Stralsund u.a. auch Köln, Magdeburg und sogar Berlin Hansestädte. Diese historische Vorlage verarbeitet
Andreas Steding zu einem vielschichtigen und kurzweiligen taktischen Leckerbissen.
Die Spieler schlüpfen in die Rolle von mittelalterlichen Kaufleuten, welche im Wettstreit gegeneinander ihr Ansehen bzw. Prestige z.B. durch das Schaffen von Handelsnetzwerken oder das Entwickeln von Eigenschaften steigern wollen.
Kernstück des Spiels ist ein beidseitig bedruckter Spielplan, dessen Grafik einer mittelalterlichen Karte nachempfunden ist. Über Geschmack lässt sich trefflich streiten, mir persönlich ist er ein wenig zu dröge. Unabhängig davon, ist er sehr funktional und übersichtlich. Aber warum zweiseitig? Auf der einen Seite gibt es eine Karte für 2-3 Spieler, während auf der zweiten Seite eine separate Karte für 4-5 Spieler zu finden ist. Diese beiden Karten unterscheiden sich nicht nur durch ein Mehr an möglichen Handelsverbindungen, auch im Detail wurde Hand angelegt und die Wertigkeit bestimmter Städte verändert. Dafür ein sehr großes Lob an den
Argentum Verlag, solcher Aufwand ist vorbildlich! Zudem gibt es für jeden Spieler ein schön gestaltetes Tableau, welches einem Kaufmannstisch nachempfunden ist. Dieses ist im Spiel der Dreh- und Angelpunkt bei der Planung der eigenen Aktionen.
Jeder Kaufmann hat fünf, auf dem Tableau angezeigte, steigerungsfähige Eigenschaften, welche allerdings zu Beginn des Spiels bei allen Mitspielern gleich sind. So können bei deren Entwicklung z.B. mehr Aktionen ausgeführt werden, man bekommt mehr Siegpunkte für ein funktionierendes Handelsnetz oder man darf höherwertige Handelsniederlassungen gründen. Wird eine Eigenschaft vollständig entwickelt, winken zum Spielende Bonuspunkte.
Ist der Spieler am Zug, muss er seine Aktionen aus fünf möglichen auswählen. Die beiden wichtigsten sind sicher Händlersteine einzusetzen und Handelsrouten einzurichten. Außerdem kann man andere Händlersteine verdrängen, seine eigenen Händlersteine auf dem Spielbrett umgruppieren oder Händlersteine aus der Kasse in den Vorrat legen.
Auf dem Spielplan findet sich eine mittelalterliche norddeutsche Landschaft, samt der zugehörigen Städte und Verbindungswege wieder. Um eine Handelsroute zwischen zwei Städten einzurichten, müssen alle Verbindungspunkte auf dieser Route, immer zwischen zwei und vier Stück, mit eigenen Händlersteinen besetzt werden. Die Steine werden anschließend wieder abgeräumt und einer davon wandert in eine der beiden angrenzenden Städte und wird zur Handelsniederlassung. Er generiert Siegpunkte, wenn auf einem an diese Stadt angrenzenden Weg wieder eine Handelsstraße eingerichtet wird. Alternativ zur Errichtung einer Handelsniederlassung kann auf bestimmten Wegen auch eine der oben genannten Eigenschaften weiter entwickelt werden.
Außerdem sollte man Bonuspunkt trächtige Handlungen nicht außer Acht lassen. So sind an drei Wegen Bonusmarker abzugreifen, welche zusätzliche Aktionen erlauben und außerdem am Ende des Spiels noch Siegpunkte generieren. Eine vollständige Ost-West-Verbindung verspricht ebenfalls einen warmen Siegpunktregen. In bestimmten Orten und auf einer bestimmten Strecke kann man ebenfalls Siegpunkte erzielen. Das Spiel endet sofort, wenn in 10 Städten alle Handelsniederlassungen besetzt sind, der erste Spieler während des Spiels 20 Siegpunkte generiert hat oder alle Bonusmarker aufgebraucht sind.
Am Ende des Spiels werden zu den bereits erhaltenen Punkten noch die Bonuspunkte dazu addiert. So gibt es neben den bereits angesprochenen Möglichkeiten Punkte für das größte, zusammenhängende Handelsnetzwerk und für jede Stadt, in der man die meisten und hochwertigsten Handelsniederlassungen gegründet hat. So kann ein vermeintlich sicher geglaubter Sieg noch rasch ins Wanken geraten.
HansA TeutonicA mixt verschiedene Spielelemente zu einem gut funktionierenden und rund laufenden Gesamtspiel zusammen. Ständig steckt man in einer Zwickmühle. Soll man lieber die Eigenschaften pushen oder das eigene Handelsnetzwerk vergrößern? Soll man an der Ost-West-Verbindung arbeiten oder die anderen Spieler durch schnell generierte Siegpunkte und das damit drohende, rasche Spielende gehörig unter Druck setzen?