Eine Wundervolle Welt

Der Platzhirsch im Genre der Drafting Spiele heißt schon seit vielen Jahren 7 Wonders. Aber immer wieder erscheinen auch neue Spiele, die ihm diesen Platz streitig machen wollen. Einen weiteren und wie ich meine sehr viel versprechenden Versuch unternimmt das vorliegende Spiel.

Die Erde in der Zukunft. Die Ära der reinen Nationalstaaten wurde zugunsten von Länderzusammenschlüsse als Förderation, Union oder Reich beendet. Diese expandierenden Imperien treten in einen gegenseitigen Wettstreit um die effektivste Weiterentwicklung.

Ausgehend von ihrer jeweiligen Imperiums-Startkarte draften die Spieler in jeder der vier Runden einer Partie sieben Mal ihre Entwicklungs-Karten, um diese anschließend entweder einmalig gegen Rohstoffe zu recyceln oder sie mittels recycelter bzw. produzierter Rohstoffe als Gebäudestrukturen zu errichten und damit im Verlauf des Spiels Rohstoffe, Siegpunkte, spezielle Boni oder Anhänger zu gewinnen. Derjenige Spieler, der das effektivste Ressourcenmanagement aufbauen und am Spielende die meisten Siegpunkte sammeln konnte, gewinnt die Partie.

Ablauf

Jeder Spieler entscheidet sich anfangs für eine der Imperiums-Karten. Diese gewähren den Spielern ein gewisses Grundeinkommen in Form von Rohstoffen mit denen anschließend geplant werden kann. Auf der A-Seite (Einsteiger) gibt es unterschiedliche Rohstoffe und zusätzlich eine Bonus Belohnung. Damit sollte die Ausrichtung des eigenen Spiels quasi vorgegeben sein. Die B-Seite der Karten gibt hingegen allen Spielern identische Startressourcen. Wenn man diese Seite nutzt, sollte man schon einige Partien Eine Wundervolle Welt gespielt und genügend Erfahrung gesammelt haben, um die richtige Entwicklungsrichtung zu finden, denn aufgrund der Vielzahl an Gebäudestrukturen kommen nicht immer alle ins Spiel.

4 Runden - 3 Phasen

Jede Partie läuft über genau vier Runden, die jeweils in drei Phasen (Drafting, Planung und Produktion) gegliedert sind. Für die Drafting-Phase erhält jeder Spieler sieben Handkarten. Aus diesen sucht er sich eine aus und legt diese offen vor sich ab. Die restlichen Karten werden an den Nachbarn weitergegeben. In welche Richtung das geschieht, wird durch die jeweilige Runde bestimmt. Vom jeweils anderen Nachbarn erhält jeder Spieler anschließend seine neuen Karten. Dieses Prozedere, auch als Drafting bekannt, wird so lange wiederholt, bis jeder Spieler sieben Karten offen vor sich auszuliegen hat.

In der nun folgenden Planungsphase überlegen sich alle Spieler gleichzeitig, welche ihrer Karten sie aus dieser Auslage in den eigenen Baubereich verschieben, um sie später als Gebäudestruktur zu errichten und welche dieser Karten im Tausch gegen eine auf der jeweiligen Karte verzeichneten Ressource recycelt werden sollen. Diese können anschließend sofort auf passende im Bau befindliche Karten gelegt werden. Ist das nicht möglich, legt man sie auf der eigenen Imperiumskarte ab. Eine Gebäudekarte, auf die die letzte der benötigten Ressourcen gelegt wird, gilt als errichtet und wird sofort dem eigenen Imperium hinzugefügt.

Als dritte Phase folgt die Produktionsphase. In Eine Wundervolle Welt gibt es insgesamt fünf Grundressourcen: Baumaterial (grau), Energie (schwarz), Wissen (grün), Gold (gelb) und Erkundung (blau) sowie Krystallium. Letzteres ist ein spezieller Baustoff, der nur aus den vorgenannten Ressourcen transformiert werden kann. In einer festgelegten Reihenfolge (grau, schwarz, grün, gelb und blau) werden die fünf Abschnitte der Produktion durchlaufen. In jedem dieser Abschnitte produzieren alle bereits errichteten Gebäude der Spielers die jeweiligen Ressourcen, die bei Bedarf wiederum sofort auf im Bau befindliche Gebäudestrukturen gelegt werden können. Derjenige Spieler, der die meisten Ressourcen einer Art produziert, erhält zusätzlich einen Macht-Bonus, der am Spielende weitere Siegpunkte einbringt. Bei der Produktion entstandene, überzählige Würfel, die nicht für den Bau verwendet werden können, werden auf der eigenen Imperiumskarte zwischengelagert. Sobald dort mindestens fünf Ressourcen lagern, verschmelzen diese im Verhältnis 5:1 zu einem Krystallium-Würfel. Werden durch den Einsatz der bei der Produktion erhaltenen Ressourcen weitere Gebäudestrukturen fertig gestellt, so können diese in den Imperiumsbereich verschoben werden und beteiligen sich sofort an den weiteren Produktionen. Im Bau befindliche Gebäudestrukturen, bei denen absehbar ist, dass Sie nicht rechtzeitig fertig werden, können jederzeit für den Recycling-Bonus eingetauscht werden, um so vielleicht doch noch die eine fehlende Ressource für eine andere Struktur zu bekommen.

Nach der vierten Spielrunde endet die Partie und die Siegpunkte werden zusammengezählt, um den Sieger zu ermitteln. Dabei kann es, neben den direkten Siegpunkten für Gebäude, auch Bonuspunkte für die Errichtung bestimmter Strukturen und für die erhaltenen Macht-Boni geben.

Spieletester

22.09.2021

Fazit

Eine Wundervolle Welt ist optisch ein absoluter Hingucker und reizt schon allein dadurch zur näheren Betrachtung und zu einem Probespiel. Die Spielregel ist kurz, einfach und schnell verstanden. So kann die erste Partie auch fast sofort starten. Während dieser merkt man allerdings schnell, dass man dieses Spiel keinesfalls unterschätzen sollte, denn ständig sind wichtige strategische Entscheidungen gefragt.

Ist man zu Beginn einer Partie noch ernüchtert über die geringe Ressourcenmenge, mit der man anscheinend auskommen muss, so wandelt sich dieses Bild im Laufe des Spiels extrem schnell und vielfach häufen sich auf der Imperiumskarte die unverbauten Ressourcen. Deshalb gilt es beim Draften vorausschauend die richtigen Karten auszuwählen, um so möglichst schnell eine gut funktionierende Produktionskette auf die Beine zu stellen, die an die fünf Produktionsabschitte angepasst ist. Allerdings bringen Ressourcen allein keine Siegpunkte und so muss man während des Spiels den besten Zeitpunkt abpassen, ab dem man seine Produktion nicht mehr erweitert, sondern versucht vorrangig siegpunktträchtige Gebäudestrukturen zu bauen und dem eigenen Imperium hinzuzufügen.

Dadurch ergeben sich immer wieder andere herausfordernde Situationen, denn keine Partie ist wie die andere und durch den großen Kartenpool ist zudem immer für Abwechslung und einem hohen Wiederspielreiz gesorgt. Allerdings sollte man beachten, dass der Spielablauf weitgehend solitär und nur wenig interaktiv ist. Zudem wirkt das Spiel recht abstrakt und lässt trotz der wunderschönen und wirklich gelungenen Illustrationen kaum Atmosphäre aufkommen.

In Spielrunden mit drei oder vier Personen läuft das Spiel zur Hochform auf und auch Alleinspieler können im mitgelieferten Solo-Modus prima auf Punktehatz gehen. Das 2-Personen-Spiel fällt demgegenüber deutlich ab, da das Draften in dieser Konstellation nicht wirklich gut funktioniert. Deshalb ist, ähnlich wie schon bei 7 Wonders, ein spezieller Ableger als reines 2 Personen-Spiel durch La Boite de Jeu in Planung.

Unter dem Strich ist Eine Wundervolle Welt ein bis zum Schluss spannender und sehr gut funktionierender taktischer Engine Builder mit einer Prise Set Collection und einem gewissen Glücksfaktor, den ich Euch guten Gewissens ans Herz legen kann!

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • einfaches Spielprinzip, schneller Spieleinstieg
  • grafisch tolle Aufmachung
  • enthält Solomodus mit sechs Soloszenarien
  • Erweiterung und eigene Kampagne schon separat erhältlich
  • steile Lernkurve

Minus

  • sehr solitär mit geringer Interaktion
  • thematisch völlig beliebig
  • nicht zu vernachlässigender Glücksfaktor
  • kaum Kontroll- oder Korrekturmöglichkeiten, falls Spieler Fehler machen
  • bei zwei Spielern funktioniert der Draft-Mechanismus nicht optimal

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 5
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 30 bis 60 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2020
Grafiker: Anthony Wolff
Zubehör:

1 Spielregel
1 Spielplan (aus fünf Teilen bestehend)
5 doppelseitige Imperiums-Karten (Startkarten)
150 Entwicklungskarten
170 Ressourcenwürfel (Kunststoff, 35x weiß, 30x schwarz, 30x grün, 30x gelb, 30x blau, 15x rot)
80 Personenplättchen (40x Armee, 40x Investor)
1 Rundenzähler
1 Wertungsblock

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