Chronicles of Crime

Achtung! Um spielen zu können, ist eine App zwingend erforderlich.
Es ist immer wieder spannend zu beobachten, welche Themen bzw. Spielmechanik-Trends sich für die jeweiligen Spiele-Neuerscheinungen in den einzelnen Jahren herauskristallisieren oder welche bei den Spielern beliebte Mechaniken von den verschiedenen Verlagen in Neuerscheinungen weiterentwickelt werden. So gab es in den letzten Jahren, ausgehend von den realen „Escape the room” - Örtlichkeiten in verschiedenen Städten, eine wahre Schwemme an Escape- bzw. Exit-Spielen, vielfach auch als Serie mit Grundspiel und Erweiterungen.

Schnell merkten die Verlage, dass der kooperative Grundgedanke, das gemeinsame Rätseln und Knobeln bei vielen Spielern hoch im Kurs standen. Davon ausgehend war es nur noch ein kleiner Schritt, um gemeinsam nicht mehr nur zu versuchen, irgendwo zu entkommen, sondern noch eine Schippe drauf zu legen und wirkliche Detektivarbeit zu leisten, um entsprechende Fälle lösen zu können. Über den Umweg Spieleschmiede hat Corax Games das hier vorliegende, ursprünglich bei Lucky Duck Games erschienene, Spiel 2019 für den deutschsprachigen Markt lokalisiert. 

Die Spieler verkörpern eine Ermittlergruppe, die gemeinsam versuchen muss, die ihnen von Scotland Yards´s Kommissaren übertragenen Aufgaben bzw. Kriminalfälle erfolgreich zu lösen. Nach einem ersten kurzen Briefing müssen die unterschiedlichsten Orte aufgesucht und untersucht, etwaige Zeugen bzw. Personen befragt, Gegenstände eingesammelt und untersucht, sowie forensische Spezialisten (Arzt, Wissenschaftler, Hacker und Kriminologe) konsultiert werden. Dabei läuft im Hintergrund die Zeit mit und wenn ihr meint, alle notwendigen Indizien gefunden zu haben, könnt ihr bei Scotland Yard den Fall auflösen. Dazu werden spezielle Fragen gestellt, die beantwortet werden müssen und in Abhängigkeit von der benötigten Zeit und der Richtigkeit der Antworten werden die Ermittlungen von der App bewertet.

Aber wie funktioniert das Ganze bei Chronicles of Crime nun im Einzelnen? Kernstück bzw. Dreh- und Angelpunkt ist die kostenlose App für Android- bzw. ios-Geräte. Diese ist zwingend notwendig und muss vor Spielbeginn auf dem Handy oder Tablet installiert sein. Meistens gibt es beim Missionsbriefing durch Scotland Yard schon die ersten Hinweise zu Orten und Personen. Alle Ortstafeln, Kontakte, Charaktere und Hinweis- bzw. Gegenstandskarten zeigen einen aufgedruckten QR Code, der mit Hilfe der App gescannt werden muss, um damit interagieren zu können. So kann man zwischen den verschiedenen entdeckten Ort hin und her reisen und diesen ggf. untersuchen, kann in einem Multiple Choise Verfahren Charaktere befragen, Hinweise untersuchen oder zu bestimmten tiefergehenden Problemen auch die Forensischen Kontakte aktivieren.

Bestimmte Örtlichkeiten können auch direkt von einem Ermittler untersucht werden. Dazu ist für eine bestimmte Zeit auf dem Gerätedisplay ein gezeichnetes 360° Panorama des Ortes zu sehen. Einer der Ermittler sollte versuchen, seinen Kollegen so schnell wie möglich diesen Ort zu beschreiben und dabei alle Gegenstände zu benennen, die ihm dort ins Auge fallen. Diese Hinweise können aufgeschrieben werden, denn nun müssen alle versuchen, aus dem vorhandenen Stapel der Gegenstandkarten diejenigen Karten heraus zu filtern, die die benannten Gegenstände am genausten beschreiben. So könnte z.B. die Karte Lebensmittel einen angebissenen Apfel beschreiben. Der QR Code der gefundenen Karten wird anschließend gescannt und die App gibt jeweils Hinweise ob der Gegenstand zur Lösung des Falls beitragen kann. Durch diese Mischung aus Befragungen und Untersuchungen werden im Verlauf des Spiels immer mehr Orte und handelnde Personen für den jeweiligen Fall frei geschaltet und eventuell kommt man dadurch der Lösung des Szenarios immer ein Stückchen näher.

Meint das Ermittlerteam, den Fall restlos aufgeklärt zu haben, kann man sich zum Scotland Yard begeben und Bericht erstatten. Dazu werden von der App eine ganze Reihe Fragen u.a. zum Hergang und den Tätern gestellt. Als Antwort müssen die passenden Karten eingescannt werden. Anschließend erhalten die Spieler eine Bewertung, wie gut der Fall von Ihnen gelöst wurde. Auch die benötigte Zeit fließt in diese Bewertung mit ein, denn wie im realen Leben kostet z.B. jeder Ortswechsel Zeit und man sollte es sich deshalb immer gut überlegen, ob man die aktuelle Örtlichkeit auch wirklich mit aller Genauigkeit untersucht und alle anwesenden Personen befragt hat.

Spieletester

01.11.2019

Fazit

Von Chronicles of Crime hatte ich im Vorfeld noch nicht allzu viel gehört. Das Spielmaterial als solches machte bei der ersten Durchsicht auch nicht wirklich etwas her und deshalb ging ich mit eher gemischten Gefühlen in meine erste Partie.

Was dann im ersten richtigen Szenario folgte, hat mich aber richtiggehend umgehauen. Durch die gelungene Verbindung von App und Spielmaterial, den Abwechslungsreichtum und die Möglichkeit, Örtlichkeiten selbst zu untersuchen, gelingt es Chronicles of Crime nahezu problemlos, eine perfekte Atmosphäre zu schaffen und die Spielergruppe ins Spielgeschehen einzubeziehen. Natürlich kann man die einzelnen Szenarien auch allein durchspielen, in einer Gruppe jedoch, in der jeder eine Aufgabe hat, erhöht sich der Spielspass durch die notwendige Kommunikation und Diskussionen noch einmal merklich. Als ideal empfand ich dabei eine Gruppengröße von cirka drei Personen. Hierbei sollten sich aber auch alle Mitspieler auf das jeweilige Szenario und das Spiel selbst einlassen können, da ansonsten das Spielerlebnis ansonsten noch zu Hochform auflaufen kann.

Die App ist sehr gut übersetzt worden und spiegelt auch während der Befragungen im Spiel die unterschiedlichen Charaktere, mit denen man es im Verlauf der Fälle zu tun bekommt, bestens wider. Den enorm hohen Aufwand der, insbesondere auch bei der Lokalisierung, mit Sicherheit getrieben werden musste, kann man hier gar nicht hoch genug würdigen. Die App nimmt man ja leider nur nebenbei wahr, sie ist aber der eigentliche Mittelpunkt und das Merkmal von Chronicles of Crime, welches dieses Spiel aus ähnlichen hervorhebt. Im Grundspiel selbst sind ein kurzes Tutorial und sechs Szenarien in drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden enthalten. Diese spielen allesamt in London. Ein weiteres Szenario erhält man, wenn man die separat erhältliche 3D-Brille erwirbt. Zudem sind mittlerweile schon zwei Erweiterungen erschienen, die nicht nur zusätzliche Charaktere, Gegenstände und Orte ins Spiel bringen sondern auch das Spielerlebnis nochmals verändern.

Natürlich gibt es auch ein paar kleinere Wermutstropfen zu erwähnen. Alle Ereignisse und Geschehnisse in den Szenarien sind aus nachvollziehbaren Gründen gescripted. Übersieht man also an irgend einer Stelle ein Detail, kann es gut möglich sein, dass man in der Story fest hängt und partout nicht weiter kommt. In solchen Fällen sollte man alle bisherigen Erkenntnisse nochmals auf den Prüfstand stellen, um so vielleicht den entscheidenden Fehler zu finden. Dass man ein Smartphone oder ein Tablet besitzen muss, um sich als Detektiv beweisen zu können, sollte hingegen schon im Vorfeld klar sein. Natürlich ist auch hier, wie bei fast allen Detektiv- oder Escape-Spielen der Wiederspielwert nicht besonders groß. Trotzdem ist er in gewissem Maße gegeben, denn zum Einen wird kein Material zerstört und zum Anderen kann man sich, auch aufgrund des recht großen Umfangs eines Szenarios, nach geraumer Zeit wahrscheinlich an viele wichtige Details nicht mehr erinnern.

Ich kann Chronicles of Crime jedem Rätsel- und Krimi-Fan nur wärmstens ans Herz legen. Ein deutliche Weiterentwicklung der bisherigen Escape-Spiele ergänzt durch eine perfekt funktionierenden App, die zusätzlich eine spannende Spielatmosphäre erzeugt. Durch den hohen Interaktionsgrad ist das Spiel auch für interessierte Gruppen bestens geeignet. Absolute Kaufempfehlung! 

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • baut eine grandiose Atmospäre auf
  • sehr gelungene Verbindung von Brettspiel und App
  • hochgradig kommunikativ
  • Erweiterungen schon erhältlich
  • Ortsuntersuchungen können ggf. auf einen Monitor gespiegelt werden
  • 3D Brille kann zusätzlich erworben werden

Minus

  • App und damit Handy oder Tablet zwingend erforderlich
  • Szenarien sind gescripted, d.h. bestimmte Gegenstände oder Personen müssen gefunden bzw. befragt werden
  • zusätzliche Fälle müssen digital oder mit einer Erweiterung gekauft werden
  • es kommt - wie immer in kooperativen Spielen - auf die Spielergruppe an
  • Wiederspielwert gering aber höher als bei vielen Escape-Spielen 

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Preis: 33,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2019
Autor: David Cicurel
Zubehör:

Hinweis-Spielplan

17 Ortstafeln

Vier forensische Kontakte (Spezialisten)

55 Charakterkarten

52 Hinweis- bzw. Gegenstandskarten

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