Entensuppe

Zum Kochen einer ordentlich gewürzten Entensuppe braucht man schon ein wenig Zeit, die 1000 Minuten Spieldauer habe ich allerdings einfach mit folgender Formel hochgerechnet:
Spieldauer = Anzahl der Spiele (53) x 40 Minuten pro Spiel = 2160 Minuten, davon gefallen nicht alle, manche mag man nicht, also ziehe ich etwa 50% ab und dann bleiben, gut gerundet, immer noch 1000 Minuten an Spielspaß.

Entensuppe wartet mit einer Sammlung gelungener Spielideen, alle mit normalem 52er-Blatt spielbar, auf. Manche angelehnt an Poker oder Rommé, andere an Hearts, ein paar Patiencen sind mit dabei und natürlich, als Highlights für mich, Stichspiele. Entensuppe und Addenda haben mich sofort beim Lesen der Spielbeschreibung angesprochen und auch Drakula, das eigentlich ein Legespiel mit 9 Karten ist, zog mich sofort in seinen Bann.

Drakula spielten wir auch gleich als erstes. Es ist ein reines 2-Personen-Spiel mit einem 52er-Blatt und 2 Jokern, die als Vampire ihr Unwesen treiben. Alle 54 Karten werden gut gemischt, jeder bekommt 4 davon und eine wird offen als der "Sargnagel" in die Tischmitte gelegt. Diese Karte markiert das Zentrum eines entstehenden 3x3 - Sarges, den die beiden Spieler durch orthogonales Anlegen von Karten entstehen lassen. Ist der Sarg fertig, wird gewertet. Da jeder Sarg aus 9 Karten besteht, können mit den 54 Karten genau 6 Särge gebaut werden. Danach weiß man, wer eher zum Schreiner taugt.
Aber wofür bekommt man Punkte?
Ein Spieler wertet die Reihen, einer die Spalten. Für einen Spieler zählt jede Dame 10 Punkte und jeder König 0, für den anderen ist es umgekehrt. Vortrefflich läßt sich damit Frau gegen Mann spielen. Jeder Bube zählt ebenso 0, ein As zählt 1 Punkt und die Zahlenkarten entsprechend ihrem Wert. Liegen in einer Reihe oder Spalte 2 Karten der gleichen Farbe (2 Pik oder 2 Karo), dann wird die Summe verdoppelt, bei 3 gleichen wird der Wert vervierfacht, liegen 3 rote oder 3 schwarze Karten in einer Reihe oder Spalte, wird der Wert mal drei genommen. Damit aber noch nicht genug. Die beiden Joker, die Vampire, saugen alles Leben und damit alle Punkte aus der Reihe und der Spalte, in der sie liegen.
(Österreich, 0 Punkte, bekannt aus Fußball und Song Contest).
Nach 6 gebauten Särgen ist das Spiel aus und Sieger ist jener Spieler, der dann die meisten Punkte hat.
Einfach, aber genial. Man sollte meinen, die 4 Handkarten bieten nicht viele Möglichkeiten, doch weit gefehlt. Jede Karte liegt ja in einer Spalte und in einer Reihe. Tue ich mir was Gutes, helfe ich häufig auch dem Gegner. So gilt es stets abzuwägen, was mehr bringt. Auch Wahrscheinlichkeiten spielen eine wesentliche Rolle. Besonders wichtig wäre es natürlich, sich alle bereits gespielten Karten zu merken. Letztlich ist man froh sich gemerkt zu haben, welche Damen und Könige schon gespielt wurden und ob noch saugende Vampire unterwegs sind. Drakula ist wieder mal ein Spielchen, das auch den Schwiegereltern einfach zu vermitteln war und das sie seither nahezu täglich spielen.
Rechts ein Beispiel für einen Sarg mit Kreuz8 als Sargnagel in der Mitte. Der Spieler, der auf die waagrechten Reihen spielt, hat (von oben nach unten) die Punkte 2 / 23 *3 / Null erreicht und wertet 69, der andere Spieler hat von links nach rechts Null / 17 / 19 * 2 erreicht und wertet 38 Punkte.

Gestern am Abend, nach dem Abendessen, hatten wir Gusto auf eine Nachspeise, Entensuppe sollte es sein. Frisch, aus 52 Karten zubereitet, richtete Edith jedem von uns beiden 13 Karten appetitlich an. In dieser Suppe schwimmen keine Trümpfe, kein Stichzwang und kein Farbzwang. Also: Spiel was Du willst, gib zu was Du willst.
Und daraus soll ein Spiel werden?
Wird es, noch ein wenig Geduld.
In der ersten von zwei Runden macht die niedrigere der beiden Karten der angespielten Farbe den Stich. Wurde Farbe zugegeben, wird der Stich verdeckt abgelegt und zählt einen Punkt, wurde eine Fremdfarbe zugegeben, bleibt der Stich offen und zählt 2 Punkte. Danach wird vom verdeckten Stapel nachgezogen. So werden 13 Stiche gespielt, dann ist der Nachziehstapel aus und ab jetzt gewinnt die höhere der angespielten Farbe den Stich.
Soll das schon alles sein?
Nein, natürlich nicht.
Spielt der zweite Spieler eine Karte gleichen Werts, also 4 auf 4 oder Bube auf Bube, sagt er "Quack" und der vorher am Zug gewesene Spieler hat die Möglichkeit, mit einer dritten Karte gleichen Werts, auf "Quack Quack" zu erhöhen. Der zweite Spieler wird nun, wenn er Glück hat, die vierte Karte dieses Werts spielen, und grinsend mit "ENTENSUPPE" alle 4 Karten einstreichen, oder klein beigeben, zumeist in der Farbe der dritten Karte, und die Suppe, die der andere eingebrockt hat, auslöffeln. Wenn alle 26 Stiche gespielt sind, das geht recht flott, werden die farbreinen und die bunten Stiche gezählt und die Punkte notiert. Etwa 5 Partien braucht man, um 100 Punkte zu erreichen.
Natürlich ist es auch hier ausgesprochen hilfreich, wenn man sich gefallene Karten merkt. Besonders wichtig ist der richtige Zeitpunkt für die Umschaltung vom Horten kleiner Karten zum Sammeln der großen Karten. Das As, wie häufig in Kartenspielen, ist in der ersten Runde die niedrigste Karte mit Wert 1, in der zweiten Runde die höchste und sticht, wie gewohnt, auch den König.
Entensuppe schmeckt und sollte auf keiner Speisekarte fehlen.
Auch für Vegetarier uneingeschränkt zu empfehlen.
Wie überhaupt das ganze Buch.


Spieletester

27.10.2009

Fazit

Für die Ausstattung gibt es, wegen ein paar durchaus relevanter Druckfehler, einen Abzug. Aber Leute, kauft das Buch, es lohnt sich. Mehr braucht man nicht im Urlaub zu zweit auf der einsamen Insel.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 7
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 40 Minuten
Preis: 14,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Buch
Zubehör:

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