Viral

Winterzeit ist Virenzeit. Doch weil Kranksein doof ist, spielt in diesem Spiel jeder einen Virus, welcher gerade seinen ersten Patienten infiziert hat. Allerdings haben leider alle Spieler denselben Patienten infiziert und daher werden nur diejenigen, die sich schnell ausbreiten und möglichst viele Organe befallen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Treiben es die Viren allerdings zu bunt, kommt es zu einem Kollaps und das Immunsystem mischt sich auch noch ein.

Spielziel

Nur wer erfolgreich Organe und Körperteile infiziert, erhält Viruspunkte, die man benötigt, um es in der Virenwelt zu Ruhm und Ansehen zu schaffen. Wer nach 6 Runden und einer kleinen Endwertung die meisten Viruspunkte gesammelt hat, war der erfolgreichste Virus und gewinnt das Spiel.

Spielablauf

Das wirklich schöne Spielbrett zeigt unseren Patienten, genauer gesagt seine Organe, welche von den Spielern befallen werden können. Organe gehören dabei jeweils zu einer Körperzone und sind mittels Blutbahnen miteinander verbunden, über welche die Viren durch den Körper wandern können.

Jede Runde wählen alle Spieler verdeckt eine Mutations- und eine Zonenkarte. Danach decken die Spieler ihre Karten gleichzeitig auf und handeln diese, beginnend beim Startspieler der Runde, im Uhrzeigersinn ab. Die Mutations-Karte bestimmt dabei die Aktionen, welche ausgeführt werden können, die Zonenkarte bestimmt die Körperzone, in welcher die Aktionen ausgeführt werden darf. Für die nächste Runde sind diese Karten dann gesperrt, was bewirkt das man z. B. nicht zweimal hintereinander das Gehirn besuchen kann.

Die möglichen Aktionen sind vielfältig, bleiben aber trotzdem einfach verständlich: Neue Viren platzieren, Viren bewegen, gegnerische Viren entfernen, Viren mit Schilden schützen, etcetera.

Im Verlauf des Spiels gelangt man an weitere Mutations-Karten mit neuen Möglichkeiten: Auf einmal kann man ganze Stapel an Viren absorbieren, man kann Organe frühzeitig kollabieren lassen oder wird zum Magnet und kann so andere Viren abstoßen oder anziehen. An dieser Stelle hat das sonst ausgezeichnete Regelheft leider ein paar Lücken und erklärt einige Kombinationen nur unzureichend.

Ist ein Spieler, am Ende einer Runde, mit seinen Viren in allen Organen einer Körperzone vertreten und hält auch die Mehrheit an Viren in dieser Zone, passieren 2 Dinge:
  • Der Spieler erhält wertvolle Viruspunkte. Ausgezeichnet.
  • Der Patient wird auf den Spieler aufmerksam, geht zum Arzt, weshalb dessen Spieler-Marker auf der Forschungs-Leiste in die Richtung der Spritze rückt. Weniger gut. Erreicht der Spieler Marker nämlich die Spritze, wird geimpft und spült einen Großteil der Viren des Spielers aus den Organen.

Spielgefühl und Balance

Wie in vielen Mehrheiten-Spielen, durchlebt man als Spieler(in) auch in Viral Höhen und Tiefen. Mal gewinnt man knapp mehrer Körperzonen, mal geht man komplett leer aus. Als Ausgleich, um das Spiel für alle spannend zu halten, bietet Viral gleich mehrere Aufhol-Mechanismen. Zum Beispiel die Regel, dass bei Mehrheitsgleichständen stets der Spieler mit weniger Punkten gewinnt.

Das Dilemma, dass dem Gewinn von Virus-Punkten, oft auch ein Anstieg auf der unangenehmen Forschungs-Leiste folgt, ist interessant, kommt gut an und hilft ebenfalls das Spiel ausgeglichen zu halten.

Der variable Spielaufbau, Ereigniskarten und neue Mutations-Karten, welche man während des Spiels erhält, sorgen für verschiedene Spielverläufe. Grundsätzlich unterschiedlich spielt sich Viral allerdings von Partie zu Partie nicht und so hat man trotzdem nach cirka 5 Spielen das Gefühl, alles gesehen zu haben.

Die Anleitung spricht davon das Viral für 2-5 Spieler spielbar ist. Empfehlen kann ich es aber nur zu dritt oder zu viert.

Das 2-Spieler-Spiel benötigt ein paar extra Regeln und bringt einen Dummy-Virus ins Spiel, wodurch die Mehrheiten-Wertungen auch zu zweit funktionieren. Viral wird sehr kompetitiv, jede Wertung bleibt ein klarer Erfolg oder Misserfolg und gleichzeitig hat man das Gefühl nicht immer der Grund für den Spielausgang zu sein. Grund dafür sind die vielen Ausgleichsmechanismen, welche im Spiel zu Zweit weit auffälliger sind.

Viral mit 5 Spielern hat ein noch gröberes Problem: Jedem Spieler nur 6 Virus-Plättchen zur Verfügung. Dieser Umstand plus die größere Unberechenbarkeit durch die hohe Spieleranzahl machen viele Aktionsmöglichkeiten im Spiel entweder unbenutzbar, sinnlos oder viel stärker.
Völlig aus der Balance ist die Absorbieren-Aktion: Mit ihr kann man andere Virus-Plättchen für eine Runde aus dem Spiel nehmen, wodurch dem Betroffenen aber schnell mal nur mehr sehr wenig Plättchen übrig bleiben - man „setzt” die Runde also aus. 

Dank der Ausgleichsmechanismen bleibt es zwar auch mit 5 Spielern spannend, man spielt aber in einem Großteil der Runden einfach nicht mit. 20 Punkte nach 2 Runden, und ein Endpunktestand von 26 Punkten nach 6 Runden ergeben kein zufriedenstellendes Spielerlebnis. 

Eine Partie Viral vergeht meist recht schnell, braucht aber trotzdem seine Zeit. Zu Viert haben unsere Spiele immer um 100 Minuten gedauert, was deutlich über der Verpackungsangabe von 60-90 Minuten liegt.

Spieletester

29.05.2018

Fazit

Viral ist ein sehr schön aufgemachtes und thematisch toll umgesetztes Spiel für erfahrene Familien-Spieler. Es biete nette Überlegungen und spannende Momente ohne allzu grübellastig oder strategisch zu werden. Die Regeln sind gut leserlich aufgebaut, halbwegs zügig erklärt, bei manchen speziellen Interaktion weisen sie aber Lücken auf - hier muss man leider im Internet nachlesen oder sich anderweitig einigen.

Für drei bis vier Spieler kann ich Viral sehr empfehlen, zu zweit oder zu fünft würde ich die Finger davon lassen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Sehr gute Austattung und Grafik
  • Thematisch toll umgesetzt
  • Spannend ohne allzu grübellastig zu werden
  • Dank guter Aufholmechanismen kann man fast immer um den Sieg mitspielen

Minus

  • Für 2 oder 5 Spieler nicht zu empfehlen
  • Spieldauer ist etwas länger als notwendig.
  • Anleitung lässt ein paar Fragen offen

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 bis 120 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Mehrheiten
Zubehör:

1 Spielanleitung
1 Spielplan
40 Virusplättchen
1 Startspielermarker
8 Zonenmarker
5 Spielertafeln
25 Basis-Mutationskarten
30 Zonenkarten
22 Mutationskarten
13 Ereigniskarten
4 Übersichtskarten

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7137 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2305 Berichte.