Paper Tales

2010 brachte Autor Masato Uesugi sein Karten-Spiel Vorpals in Eigenregie in Japan heraus.
7 Jahre später hat eben dieses Spiel, dank dem französischen Verlag Catch-Up Games, unter dem Namen Paper Tales, den Sprung nach Europa geschafft.

Spielziel
In Paper Tales gilt es Personen oder Kreaturen zu rekrutieren, Gebäude zu errichten und somit das eigene Königreich auszubauen, was mit Legenden-Punkte belohnt wird. Wer nach 4 Runden die meisten Punkte gesammelt hat ist der Gewinner.

Spielverlauf
Jede Spielrunde besteht aus mehreren kurzen Phasen, welche von allen Spieler gleichzeitig ausgeführt werden.
Der Stapel mit den 81 Einheiten-Karten wird gut gemischt und 5 Karten werden an jeden Spieler / jede Spielerin ausgeteilt. Jeder Spieler erhält außerdem noch 2 Goldmünzen.
Gold stellt die Währung in Paper Tales dar und kann von den Spielern während des ganzen Spiels erhalten bzw. ausgeben werden.

Phase 1 - Rekrutieren
Paper Tales verwendet den inzwischen weit verbreiteten Draft-Mechanismus als zentrales Element: Zwischen Austeilen und Ausspielen von Handkarten gibt es einen zusätzlichen Spielabschnitt - das Draften. Dabei darf jeder Spieler / jede Spielerin nur eine der zuvor ausgeteilten Karten behalten und reicht den Rest an den linken Nachbar weiter. Von den erhaltenen Karten wird wiederum genau eine Karte ausgesucht, der Rest weitergegeben und so weiter, solange bis alle Karten nach diesem Prinzip verteilt sind.
Dadurch sieht jeder Spieler / jede Spielerin eine breite Auswahl an Karten, kann versuchen diese gut zu kombinieren und erhält auch einige indirekte Informationen über die Möglichkeiten seiner Nachbarn.

Phase 2 - Aufstellen
Nach dem Drafting legen die Spieler bis zu 4 Karten vor sich in einem 2x2 Raster aus - 2 Karten vorne, 2 Karten hinten. Für die Dienste dieser Einheiten müssen die Spieler die auf den Karten angegebenen Kosten in Goldmünzen bezahlen.

Phase 3 - Krieg
Nun rücken die Karten in den Mittelpunkt, welche in der vorderen Reihe ausgespielt wurden. Nur von diesen werden nämlich die abgebildeten Schild-Symbole zusammengezählt und mit der Gesamtzahl der Sitznachbarn verglichen. Besitzt man gleich viele oder mehr Schilde wie sein Nachbar, erhält man 3 wertvolle Legenden-Punkte.

Phase 4 - Einkommen
Jeder Spieler erhält 2 Gold. Ausliegende Karten mit dem Einkommen-Symbol können für weiteres Einkommen sorgen.

Phase 5 - Konstruktion
Neben Einheiten kann man in Paper Tales auch Gebäude errichten. Alle Gebäudekarten stehen allen Spielern zur Verfügung, allerdings muss man die geforderten Rohstoffsymbole vorweisen können. Diese werden von Einheiten (wie z.B. dem Holzfäller) oder von bereits erbauten Gebäuden zur Verfügung gestellt.
Gebäude bringen wie Einheiten Vorteile für das weitere Spiel, aber ...

Phase 6 - Altern
.. sie altern nicht. Einheiten hingegen, welche bereits eine oder mehrere Alterungs-Marken haben, sind an ihrem Lebensende angekommen und werden nun abgeworfen. Anschließend wird auf jede verbleibende Einheit eine Alterungs-Marke gelegt. Dadurch ergibt sich, dass Karten meisten nur zweimal benutzt werden können, wodurch den Spielern gleichzeitig Vorausplanung und Flexibilität abgefordert wird.

Nun startet die nächste Runde wieder mit der Phase 1 - Rekrutieren.

Spielgefühl und Vergleich mit der Konkurrenz
Paper Tales bietet ein generisches Thema, wunderschönes Artwork und den inzwischen weit verbreiteten Draft-Mechanismus. Eben diese 3 Eigenschaften treffen auch auf zumindest 2 andere, bereits erschienene und sehr erfolgreiche Spiele zu: 7 Wonders und Sushi Go.

Ein kleiner, erwähnenswerter Vorteil von Paper Tales findet sich gleich beim Spielaufbau: Es wird von einem einzigen Stapel ausgeteilt. Das etwas mühselige Aussortieren von Karten je nach Spieleranzahl oder aktueller Runde wie bei der Konkurrenz fällt komplett weg.

Im Vergleich bleibt Sushi Go weiterhin das einsteigerfreundlichste Spiel, welches am Besten geeignet ist, Gelegenheitsspielern das "Draften" beizubringen.

Während die Regelfülle von 7 Wonders und Paper Tales einander ähnlich sind, zeigt sich im Spiel, dass auch 7 Wonders einen Ticken zugänglicher bleibt.
In Paper Tales weisen Karten etwas mehr Symbolik und Text auf und Kombo-Möglichkeiten springen einem nicht ganz so offensichtlich ins Gesicht. Damit einher kommen aber auch mehr taktische Möglichkeiten und interessante Entscheidungen. Der innovative Kniff in Paper Tales, die Alters-Marken, wird an vielen Stellen spannend eingesetzt oder abgewandelt. So verhindert der Heiler das Altern von Karten, während der Veteran bereits mit einer Alters-Marke ins Spiel kommt.
Durch die Gebäudekarten besitzt das Spiel außerdem eine strategische Tiefe, die es in dieser Form bei den anderen beiden Spielen überhaupt nicht gibt.

Auch zu zweit spielt sich Paper Tales sehr gut - mit wenigen extra Regeln werden der Spaß und die Spannung des Mehrspieler-Spiels aufrecht erhalten.

 

Spieletester

25.11.2018

Fazit

Ich war äußerst positiv überrascht von Paper Tales. Auch wenn auf den ersten Blick nichts grundsätzlich Innovatives geboten wird, hatten meine Mitspieler und ich viel Spaß damit. Bei einer Partie ist es eigentlich nie geblieben - dank dem schnellen Spielaufbau bleibt auch wenig Zeit für Gegenwehr.

Zusammengefasst: Sucht man ein erstes Drafting-Spiel für Gelegenheitsspieler, ist Sushi Go weiterhin die beste Wahl. Will man etwas mehr Herausforderung oder hat sich an 7 Wonders bereits satt gespielt, kann ich Paper Tales, mein aktuelles Lieblings-Draft-Spiel, nur wärmstens empfehlen.

 
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Tolles Draftspiel für Kenner und Vielspieler
  • Schneller Spielaufbau ohne mühsames Aussortieren von Karten
  • Auch gut geeignet für 2 Spieler

Minus

  • Wenig Innovation
  • Nicht ganz so leichter Einstieg dank viel Symbolik und Texten auf den Karten

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Erscheinungsjahr: 2017
Autor: Masato Uesugi
Grafiker: Christine Alcouffe
Genre: Karten
Zubehör:

1 Punktetafel
1 Rundenmarker
5 Spielermarker
30 Goldmarker
30 Zeitmarker
5 Spielerhilfen
25 Gebäude-Karten
81 Einheiten-Karten

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