Dieses Spiel wird mit englischer (und polnischer) Spielanleitung geliefert. Der Spielablauf ist sprachneutral. Die Übersichtskarten gibt es nur auf englisch und polnisch.
Na dann packen wir mal aus!
Die Packung sieht ja schon mal edel aus. Wie es wohl drinnen aussieht? Naja, so ganz kann das Level des Covers nicht gehalten werden. Wir haben eine Reihe von Stanzteilen und Karten, die von durchschnittlicher Qualität sind. Die Spielanleitung ist relativ lang. Ein genauer Blick zeigt aber, dass sechs Seiten für Einleitung, Spielmaterial und Aufbau verbraucht werden. Der eigentliche Ablauf ist, inklusive Beispielen, auf nur vier Seiten untergebracht.
Und wie wird gespielt?
Eine Reihe von Aktionskarten liegt aus, auf die wir unsere Figuren setzen. Dabei gilt: Jede Figur muss wenigstens eine leer bleibende Karte neben sich haben, wobei durch Hecken getrennte Karten nicht als benachtbart gelten. Als Setzreihenfolge gilt: Beginnend beim Startspieler setzt reihum jeder eine Figur, dann in umgekehrter Reihenfolge jeder eine zweite.
Zweimal in der „normalen” Reihenfolge erfolgt dann die Abarbeitung der gewählten Aktionen. An dieser Stelle seien die Aktionskarten kurz erklärt: Es gibt immer eine Hauptaktion, die meisten Karten tragen zudem eine Zusatzaktion. Eine Figur darf die Hauptaktion der Karte ausführen, auf der sie steht. Außerdem darf sie alle Zusatzaktionen der Karten zwischen sich und anderen Figuren oder Hecken in Anspruch nehmen.
Am Ende zählen die Punkte
Durch die Aktionen kann man neue Gehege eröffnen, den Bestand von Tieren erhöhen, deren Zufriedenheit steigern, neues Land kaufen bzw. kultivieren sowie Waren erhalten und zwischen den Lagerhäusern verschieben. Das bringt alles Punkte, hat aber relativ wenig miteinander zu tun:
Neues Land zu erwerben bringt Punkte, und zwar umso mehr je früher man es erhält. Das Kultivieren dieser Flächen bringt nochmal Punkte. Die besessenen Flächen haben aber nichts mit den Gehegen zu tun, in denen die Tiere wohnen.
Tiere zu haben bringt Punkte, nämlich in Höhe der Population multipliziert mit deren Zufriedenheit.
Jedem Gehege ist ein Lagerhaus zugeordnet. Aber welche Verbindung gibt es? So gut wie gar keine, nur in wenigen Fällen kann ein gefülltes Lagerhaus einen automatischen Populationszuwachs bringen. Neben den Speziallagerhäusern gibt noch ein zentrales Lagerhaus, in dem die Würfel anfangs landen. Am Spielende bringen sowohl zentral gelagerte als auch in den Speziallagerhäusern liegende Würfel Punkte.
Lagerhauserweiterungen und andere Dinge können noch ein paar Extrapunkte bringen, während starke Aktionen mit einem Malus belegt sind, der am Spielende schlagend wird.
Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.
Spieletester
Fazit
Mancherorts liest man von einer total miesen Qualität des Spielmaterials. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Es ist zwar keine Topqualität, aber durchaus im Rahmen. Was ich eher ankreiden möchte, ist die Symbolik. Diese ist teilweise verwirrend bzw. nicht intuitiv. Dies trifft auch auf die Aktionskarten selbst zu. Wofür die farbigen Rahmen? Der unbedarfte Leser könnte denken „Die Farben werden was mit den gleichfarbigen Gehegen/Lagerhäusern zu tun haben.” Nein, die sind völlig losgelöst davon. Das ist nur für den Spielaufbau, damit alle Aktionsarten gleichmäßig im Spiel auftauchen. Soweit ist das ein guter Ansatz, aber er hilft dem einzelnen Spieler herzlich wenig.
Was soll ich mit einem „Nimm dir eine Lagerhauserweiterung”, die mir bei jeder Benutzung des Lagerhauses einen Vorteil bringt, oder einem „Eröffne ein neues Gehege” in der letzten Runde? Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird das Gehege am Spielende einen mickrigen Punkte wert sein. Andere haben am Anfang ein Gehege eröffnen können, die Population aus das Maximum von sechs Tieren gebracht und noch sieben Zufriedenheitsscheiben dazugepackt. Macht einen Multiplikator von 6x8=48 Punkten alleine dafür!
Auf der anderen Seite bringt am Spielanfang ein „Erhöhe die Population bei Farbe xy” nichts, wenn noch fast keine Gehege eröffnet sind. Ich wäre also für Kartensätze, die in einer bestimmten Reihenfolge ins Spiel kommen. Dann kann es auch nicht passieren, dass gleich mehrere Aktionen gleichzeitig ins Spiel kommen, die ich alle dringend benötige. Da ich nur zwei Arbeiter habe, bin ich in der Anzahl schon limitiert. Und durch die Setztregeln fallen mir weitere Möglichkeiten weg. Solche Unglücksmomente können durchaus über Sieg und Niederlage entscheiden.
Bietet The Sanctuary Interaktion? Natürlich behakt man sich bei der Auswahl der Aktionen und versucht, den Mitspielern nicht zu viele Aktionen zu überlassen. Aber was er wirklich treibt, ist mir relativ egal. Ich bin ständig am Überlegen, welche Aktion ich selbst wählen sollte. Da gibt es massige Kombinationsmöglichkeiten und Überlegungen in Richtung „Wenn ich jetzt hier setze, setzt der Mitspieler vermutlich da ...”. Je mehr Mitspieler am Tisch sitzen, desto komplexer werden die Überlegungen und umso länger werden die Wartezeiten in der Setzphase.
Die Praxis zeigt: Es gibt zwar viele Wege, Punkte zu machen, aber schlussendlich muss ich mich auf wenige Wege konzentrieren. Seine Kräfte weit zu streuen bringt überhaupt nichts. Tiere? Ja, ein bis zwei. Und diese möglichst glücklich machen. Land erweitern? Ja, aber dann entweder aufforsten oder Seen anlegen. Waren sammeln? Ja, das ist ein notwendiges Übel, um Populationen wachsen zu lassen. Spezialwarenhäuser bedienen? Entweder anfangs bei der Farbe eröffneter Gehege oder wenn man gerade in Warensteinen „schwimmt” bzw. am Spielende.
The Sanctuary bietet viele tolle Ansätze, die aber kein rundes Gesamtbild ergeben.
Plus
- schönes Cover
- Interessanter Setzmechanismus
Minus
- Spielelelemente greifen nicht ineinander
- Symbolik verbesserungswürdig
- Reihenfolge der verfügbaren Aktionen ist manchmal unsinnig
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Details
100 Aktionskarten
4 Spielertafeln
16 Warenhausplättchen
16 Tierplättchen
16 Waldplättchen
16 Wässerungsplättchen
4 Rangerfiguren
4 Tierretterfiguren
40 Glücklichkeitsplättchen
30 Gefahrenplättchen
24 Landgewinnplättchen
4 Spielerfiguren
1 Startspielerkarte
8 Helferfiguren
80 Ressourcenwürfel
1 Wertungstafel
8 Übersichtskarten
1 Spielanleitung
Statistik
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