Decathlon

Eine der unendlichen Möglichkeiten des Netzes besteht, abgesehen davon, sich bereits vorab über das eine oder andere Spiel zu informieren (netterweise stellen ja inzwischen so gut wie alle Verlage ihre Anleitungen online) oder  die Leserschaft mit den eigenen Eindrücken zu nerven, darin sich komplette Spiele direkt auf die Festplatte zu holen:

„Print & Play“ ist unser heutiges Stichwort. Man wirft die benötigten Files als PDF in den digitalen Strom, gibt an, welches 08/15-Spielmaterial man benötigt, und schon geht’s los. Gibt man beim guten, alten BoardGameGeek „Print & Play“ ein, bekommt man genügend Titel heraus, um damit drei mittelgroße Regenwälder abzuholzen.

Wer jetzt aber denkt, im P&P-Bereich tummeln sich ausschließlich irgendwelche Möchtegerns, die für ihren neuesten Monopoly-Klon völlig zurecht keinen Verlagschef gefunden haben, der Herr seiner Sinne war, der irrt: Im heutigen konkreten Fall hat niemand geringerer als Reiner Knizia, Erdenker von Perlen wie Heckmeck am Bratwurmeck oder Royal Turf und „Erfinder“ des Kooperations-Genres (Der Herr der Ringe), ein Spiel als Print & Play zur Verfügung gestellt, dass wohl wegen seines Themas „Zehnkampf“ nirgendwo untergekommen ist. (Ein anderes Thema war keine Option? Bei KNIZIA? Der offensichtlich den ganzen Tag nichts anderes macht, als Systeme zu entwickeln und dann Themen draufzukleben?)

Tja, gegen das Verlags-Vorurteil „Sportspiel = Mist“ kommt wohl auch ein Reiner Knizia nicht an. (Und als Kenner von mehr Sportspielen als es für die menschliche Psyche gesund ist, sage ich: Zurecht!!!)


Das Spiel:

Decathlon
ist nichts anderes als eine Zusammensetzung von zehn Mini-Würfelspielen, die die einzelnen Disziplinen des leichtathletischen Zehnkampfes repräsentieren, und die unabhängig voneinander nacheinander durchgespielt werden. Jeder Sieg bringt eine Goldmedaille, die 3 Siegpunkte wert ist, Platz 2 entspricht Silber und bringt 2 Punkte und Platz 3 ist mit Bronze zumindest noch 1 Punkt wert.  Der Spieler, der nach der zehnten Disziplin die meisten Punkte hat, hat gewonnen.

Die  einzelnen Disziplinen sehen folgendermaßen aus:

Laufbewerbe:
Die Spieler würfeln eine bestimmte Anzahl von Würfeln, dürfen diese aber bis zu fünf mal wiederholen. Spätestens der fünfte Wurf gilt also. 6er zählen beim Ergebnis fieserweise negativ.

Knizia variiert hier mit den Würfen: Mal würfelt jeder vier Würfel und dann, wenn alle den ersten Wurf haben, die anderen vier Würfel, mal würfelt man einfach alle fünf auf einmal, mal würfelt man alle acht Würfel, aber einzeln.

Weitsprung und Wurfbewerbe:

Hier gilt es stets, einen bestimmten Wert nicht zu überschreiten oder einen bestimmten Wert zu vermeiden, da man sonst übertritt. Knizia setzt hier auf Risikobereitschaft: Man darf beliebig würfeln, doch stets mit dem Risiko eines Fehlwurfs. (Und ja, hier bricht der Heckmeck am Bratwurmeck-Autor voll durch.)

Hochsprung und Stabhochsprung:

Hier gilt es, mit fünf bzw. acht Würfel Höhen ab dem Wert 10 zu übertreffen, wobei man für jede Höhe drei Versuche hat. Der Spieler, der die höchste Höhe schafft, gewinnt. Wer an einer Höhe nach drei Versuchen gescheitert ist, ist aus dem Bewerb, seine letzte gesprungene Höhe gilt.

Hierbei wird in die Runde gefragt: „Wer will Höhe 10 springen?“ Danach „Wer will Höhe 12?“ usw. … so lange, bis nur noch ein Spieler übrig ist.

Der Stabhochsprung ist dabei eine Spur interessanter, hier darf man wählen, wie viele Würfel man verwenden will. Ist nämlich auch nur eine 6 dabei, ist der Sprung automatisch misslungen.

Spieletester

10.11.2016

Fazit

Decathlon ist ein El Dorado für die Liebhaber schneller Würfelspiele mit Bluff- oder Risikogedanken. Die Spiele greifen überhaupt nicht ineinander, man spielt sie einfach runter und sammelt Punkte. So gesehen wär’s vielleicht schön gewesen, wenn man jedem Spieler einen Vorteil für eine oder zwei Disziplinen mitgegeben hätte, aber so geht’s auch.

Die Spiele selbst sind schnell erklärt und recht spaßig zu spielen. Mein Favorit ist dabei übrigens der Weitsprung, den hat Meister Knizia nämlich in zwei Phasen geteilt: In Phase 1 versucht man möglichst viele Würfel zu erwerben, mit denen man in Phase 2 schließlich den Absprung wagt. Ein wenig… ähm… seltsam kommt mir dabei das Duo Hochsprung/Stabhochsprung daher. Hier ist es jedem Spieler erlaubt, bei bestimmten Höhen zu passen, wobei ohnehin immer die letzte ersprungene Höhe gilt. Mir ist schon klar, dass es Meister Knizia hierbei darum geht, dass man ein paar Höhen auslässt, um nicht schon vor seiner Wunschhöhe aus dem Bewerb zu fliegen. Nur kommt das leider nicht zur Geltung. Eine reizvolle Variante ist da, dass sich jeder Spieler an nur drei Höhen versuchen darf.

Abschließend noch zur Spielerzahl: Die hier erwähnte Siegpunkteregel (Gold=3, Silber=2, Bronze=1) wird in der Anleitung  als „Variante für mehrere Spieler“ angehängt und stattdessen im ersten Absatz eine Siegpunktregel präsentiert, in der man einfach die Punkte aller Bewerbe zusammenzählt. Diese Regel ist wegen der ungleichen Punktegewichtung der Disziplinen (so gibt es beim Hochsprung kaum große Punktedifferenzen) für mehrere Spieler schlichtweg ungeeignet. Das ist eine Solitaireregel für Spieler, die immer wieder versuchen, ihren eigenen Highscore zu knacken. Aber mal ehrlich, wer spielt dieses Spiel so…?

Ich rate jedenfalls zu einer Spielerzahl von 3-5. Und unbedingt zur Medaillenregel. 

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Schnell gelernte, leicht spielbare Minispiele
  • Kann einfach runtergeladen werden

Minus

  • Reine Würfelspiele ohne Zusätze (muss man mögen)

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 bis 45 Minuten
Verlag: Print & Play
Autor: Reiner Knizia
Genre: Würfeln
Zubehör:

Man benötigt:
8 Würfel
1 Anleitung
Die entsprechenden Files

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