Comuni

Norditalien ausgangs des Spätmittelalters. Die großen Städte wie Bologna, Florenz oder Mailand schicken sich an, zu Keimzellen der Renaissance zu werden. Als Resultat aus dem harten Wettstreit zwischen diesen Stadtstaaten um die Vormachtstellung in Norditalien entstehen prächtige Bauten. Wirtschaft und Gewerbe gelangen zu bisher ungekannter Blüte. Solch ein wirtschaftlicher Aufschwung und der damit verbundene potentielle Wohlstand rufen allerdings auch Neider und Ihre Armeen auf den Plan, welche von dem mit dem Aufschwung verbundenen Geldsegen einen gehörigen Anteil abbekommen möchten. Dazu gehört neben dem Dogen von Venedig und dem Papst sowie dem französischen König auch der Kaiser des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation. Eine Kulisse, wie geschaffen für ein komplexes Strategiespiel. Dem Autorenteam von Acchittocca, welches man bereits vom Spiel Maestro Leonardo kennt, ist es zu verdanken, dass wir diese italienische Zeitepoche auf den Spieltischen wieder zum Leben erwecken können.

Die Spieler sollen in den folgenden Runden versuchen, lukrative Bauten zu errichten und die daraus resultierenden Erträge an Gold, Armeen, Pilgern und Handwerkern optimal zu nutzen, um ihren Stadtstaat gleichmäßig zu entwickeln und letzten Endes auch den Invasionen feindlich gesonnener Potentaten trotzen zu können. Im Verlauf des Spiels kommt es natürlich immer wieder zu einem Wettkampf um die Vormachtstellungen der einzelnen Stadtstaaten. Um hingegen den einfallenden Invasionsarmeen trotzen zu können, müssen die Spieler zusammenarbeiten

Zu Spielbeginn werden zwei bis fünf Mitspielern die einzelnen Stadtstaaten zugelost. Anschließend ist keine freie Platzwahl angesagt, sondern die Spieler müssen sich immer entsprechend der Startnummer der Stadtstaaten in aufsteigender Reihenfolge platzieren. Es gibt auch keine wechselnden Startspieler oder sonstiges, denn die am Anfang festgelegte Spielreihenfolge wird konsequent beibehalten. So egalisieren Stadtstaaten, welche erst am Schluss der Runde aktiv werden können, dies durch ein erhöhtes oder interessanteres Grundeinkommen. Außerdem erhalten die Spieler ein gewisses Startkapital an Ressourcen und Geld, welches sich natürlich an der wirtschaftlichen Ausrichtung der einzelnen Stadtstaaten orientiert. So ist z.B. Lucca sehr klerikal geprägt, dort werden vorwiegend Pilger generiert, während in Bologna hingegen das Geld das Sagen hat und Mailand eine ausgewogene Wirtschaft besitzt. Diese grundsätzlich unterschiedliche Ausrichtung in der Wirtschaft bleibt während des Spieles bestehen und wird immer bei der Ausschüttung von Erträgen deutlich. Zudem werden die ersten zu vergebenden Bauprojekte offen ausgelegt, sowie der Invasionsmarker positioniert. Für jedes neue Projekt wird dieser um einen Punkt nach unten bewegt und kündet so vom baldigen Erscheinen der feindlichen Armee, welche eintrifft, wenn der Marker die Null erreicht hat.

Nun aber zum Spiel selbst. Jeder Spieler führt in seinem Spielzug nacheinander, wenn möglich, fünf Spielphasen aus. Zuerst wird die Projektphase absolviert, danach werden, wenn notwendig, fehlende Projektkarten aufgefüllt. Anschließend kann gebaut und Anspruch auf die Zunftmeister erhoben werden. Zu guter Letzt ist es noch möglich, vorhandene Plünderungsschäden zu beseitigen. Während der Projektphase ist es möglich, auf einzelne Projekte zu bieten, Projekte einzufordern oder Erträge einzuholen. Je nach Spieleranzahl kann auf eine unterschiedliche Anzahl von Bauprojekten geboten werden. Solch ein Bauprojekt kann bis zu drei Gebäudekarten oder eine Kombination von Gebäudekarten und einem Ressourcenstein umfassen. Um das eigene Interesse für ein Bauprojekt zu signalisieren, werden Gesandte eingesetzt. Zusätzlich kann durch Gold eine Unterstützung aufgebaut werden, denn bei lukrativen und interessanten Bauprojekten ist es sehr wahrscheinlich, dass einen die anderen Spieler verdrängen wollen. In diesem Fall kann der verdrängte Gesandte nun entweder für ein jungfräuliches Bauprojekt Interesse zeigen oder seinerseits einen Konkurrenten verdrängen, welcher weniger Gold investiert hat. Hält man den Zeitpunkt für gekommen, können gleichzeitig alle Bauprojekte, für welche die eigenen Gesandten Interesse bekundet haben, aufgenommen werden. Allerdings gilt ein Handkartenlimit von maximal zwei Karten, welche nach der Bauphase auf der Hand gehalten werden dürfen. Die dritte Möglichkeit besteht darin, sich die Erträge der Comune auszahlen zu lassen. Dieser Ertrag ergibt sich aus dem vorbestimmten Grundertrag, sowie aus Bonuserträgen und aus dem Ertrag an Gebäuden, welche man neu errichtet oder erweitert hat.

Mit Hilfe der Projektkarten können Gebäude in bis zu vier Stufen gebaut oder ausgebaut werden. Dabei ist zum einen die Unterteilung in die vier verschiedenen Gebäudearten wichtig. Zum anderen ist es notwendig, immer Baukarten mit den richtigen Stufen zu besitzen, welche man dann für den Ausbau der Gebäude verwenden kann. Zusätzlich können noch Stadtmauern, ebenfalls in bis zu vier Stufen, errichtet werden, welche es deutlich erleichtern, Invasionen abzuwehren. Derjenige Stadtstaat, welcher aktuell das höchste Gebäude in einer der vier Kategorien, Handel, Wirtschaft, Militär, Kirche, besitzt, erhält den entsprechenden Zunftmeister, welcher bei der Ertragsausschüttung einen Bonus garantiert.

Die Projektkarten sind in vier Stapel aufgeteilt. Wird die letzte Karte eines Stapels ausgelegt, wird das Spiel sofort unterbrochen und es kommt zu einer Invasion. Die Invasionsarmee wird von Stapel zu Stapel stärker. Allerdings werden nicht alle Stadtstaaten gleichmäßig stark von der Invasion betroffen. Wohlhabende Städte werden naturgemäß stärker im Blickpunkt der Invasoren stehen. Im Spiel wird zum Vergleich die Siegpunktleiste herangezogen. Die vorgegebene Invasionsstärke trifft so nur den schwächsten Spieler. Alle anderen Spieler haben mit einer höheren Armeestärke zu tun. Der Unterschied entspricht dabei dem Unterschied an Siegpunkten. Nun bemannen die einzelnen Städte ihre Stadtmauern. Gleichzeitig wird durch alle Stadtstaaten eine gemeinsame Verteidigungsarmee gebildet. Jede Stadt stellt für diese Streitmacht verdeckt Truppen. Die Größe der Invasionsarmee wird mit der Größe der Verteidigungsarmee verglichen. Können nicht alle Angreifer abgewehrt werden, greifen diese die Städte an und plündern diese. Plünderungsschäden können in den einzelnen Spielrunden wieder repariert werden. Bleiben einige von den Schäden bis zum Ende des Spiels übrig, gelten diese als Minuspunkte. Der Stadtstaat hingegen, welcher die meisten Truppen zur Abwehr der Invasoren gesandt hatte, erhält zusätzliche Siegpunkte als Bonus.

Nachdem die vierte und stärkste Invasion vorbei ist und ihre Auswirkungen ausgewertet wurden, ist das Spiel sofort vorüber. Alle Bonus-, Sieg- und Minuspunkte werden verrechnet und der Stadtstaat mit den meisten Siegpunkten wird zum Sieger erklärt.


Spieletester

23.10.2009

Fazit

Bei Comuni werden viele verschiedene Komponenten zu einem gut funktionierenden, komplexen Aufbau- und Entwicklungsspiel mit einigen kooperativen Elementen zusammengefasst. So können unterschiedlichste Strategien ausprobiert werden und durchaus zum Sieg führen. Die Grafik ist stimmig und hebt sich wohltuend vom üblichen bunten, leicht kitschigen Mittelaltergrafikeinheitsbrei ab. Vor den Genuss des Spieles wird allerdings das Regelstudium gesetzt. Zwölf Seiten mit Spielregeln gilt es durchzuarbeiten, zu verstehen und dann den geneigten Mitspielern zu erklären. Kein einfaches Unterfangen, da die Regeln zwar vorbildlich illustriert sind, den Spieler aber an der einen oder anderen Stelle mit Fragen im Regen stehen lassen, weil sie nicht in gleichmäßiger Genauigkeit geschrieben wurden. Zudem gibt es viele kleine Zusatzregeln, welche eine grafische Spielhilfe schmerzlich vermissen lassen. Auch bedarf es einiger Spielrunden, um die Spielregeln bis ins letzte Detail zu verinnerlichen und anwendungsbereit zu haben. Das Spielthema an sich ist unverbraucht und auch das Spielelement der unterschiedlichen Angriffstärke, welche der aktuellen Platzierung geschuldet ist, funktioniert sehr gut. Den hier genannten, unterschiedlichen Punkten und auch der längeren Spielzeit von bis zu zwei Stunden geschuldet, kann das Spiel allerdings nur Vielspielern, dafür aber vorbehaltlos und wärmstens, empfohlen werden.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Preis: 32,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Strategie
Zubehör:

15 Gesandte aus Holz (je 3 pro Spielfarbe), 5 Wertungssteine aus Holz (je 1 pro Spielfarbe), 210 Ressourcensteine aus Holz (50 Pilger, 60 Armeen, 50 Gold und 50 Handwerker), 1 Invasionsmarker, 1 Bündnisführer, 88 Projektkarten, 20 Aktivierungskarten (je 4 für jeden Spieler), 11 Bonus-Mauerkarten, 4 Zunftmeisterkarten, 8 Heldenplättchen, 50 Plünderungsplättchen, 5 Stadtbanner (je 1 pro Spielfarbe) und 1 Spielregel

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