Carcassonne - Abtei und Bürgermeister

Mit Abtei und Bürgermeister halten wir die fünfte große Erweiterung für Carcassonne in Händen. Worum geht es? Carcassonne wächst und gedeiht, Händler verkehren zwischen den Städten, Bauern errichten Gutshöfe, der Klerus errichtet Abteien und die Bürger der Städte küren ihre Bürgermeister. Um all das umsetzen zu können, erhält jeder drei neue Spielfiguren (Gutshof, Wagen und Bürgermeister) sowie ein Landschaftsplättchen mit Abtei.

Wenden wir uns gleich mal letztgenannter Abtei zu: Sie darf nur in eine "Lücke" der Auslage gelegt werden, also dort wo an allen vier Seiten bereits ein Plättchen liegt. Es muss dabei auf keinerlei Fortsetzung von Städten und Straßen geachtet werden; die Abtei schließt all diese Bauten prompt ab, ohne sie zu vergrößern. Eine Abtei kann einen Gefolgsmann aufnehmen, der analog zu den Klöstern gewertet wird.

Bürgermeister werden wie jeder andere Gefolgsmann gesetzt, können aber lediglich in Städten aktiv werden. Ihre Stärke entspricht der Anzahl an Wappen, die alle Plättchen der Stadt in Summe tragen.

Auch Gutshöfe werden statt eines Gefolgsmannes gesetzt, ihr Tätigkeitsfeld sind jedoch die Wiesen. Anders als alle bislang bekannten Figuren, werden sie an die Ecke eines soeben gelegten Plättchens gesetzt! Alle vier dort zusammenlaufenden Ecken müssen Wiese zeigen. Außerdem dürfen sie auch in Wiesen gesetzt werden, wo bereits Bauern liegen. Diese Bauern werden auf der Stelle verdrängt, das heißt sie kommen zu ihren Besitzern zurück. Als Entschädigung gibt es so viele Punkte, wie der Bauer bei der Endwertung in dieser Konstellation bekommen hätte. Kommen durch das Verbinden von Wiesen neue Bauern auf eine solche Wiese, werden auch sie entfernt; allerdings für einen einzigen Punkt je abgeschlossener Stadt an der Wiese. Der Gutshof selbst bringt seinem Besitzer am Ende des Spiels 4 Punkte je abgeschlossener Stadt auf seiner Wiese.

Ehe wir die dritte neue Figur besprechen, gehen wir auf die neuen Landschaftskärtchen ein. Was bringen sie? Wieder einige neue Formen. So zum Beispiel folgendes Plättchen: an einer Kante Stadt, außerdem ein in die Wiese eingebette Straße die einen Bogen beschreibt. Dies gab es zwar bereits, nun allerdings berührt die Straße die Stadt. Folge: Es entstehen getrennte Wiesen. Letztgenanntes scheint die Hauptaufgabe der neuen Plättchen zu sein: Die Macht der Wiesen etwas zu schmälern; sonst hätten die Gutshöfe zu viel Macht.

Bleiben noch die Wagen. Ja wo kommen denn die nun hin? Bürgermeister in die Stadt, Gutshöfe in die Wiese... bleiben eigentlich nur Straßen! Das würde bei einem Wagen ja auch Sinn machen, aber die Wagen fahren je herum. Sie dürfen also in Städte, Klöster und auf Straßen gesetzt werden. Auch hier gilt die Regel für Gefolgsmänner: In zusammenhängenden Straßen oder Städten darf sonst kein anderer Gefolgsmann sitzen. Wird ein Gebiet mit Wagen abgeschlossen, zählt er wie ein kleiner Gefolgsmann. Im Anschluss muss sich der Besitzer entscheiden, ob er den Wagen zurücknimmt oder bewegt. Wagen können sich nur in unfertige und unbesetzte Gebiete bewegen, die unmittelbar an das soeben fertiggestellte Gebiet grenzen (von einer Straße also z.b. in eine angrenzende Stadt, ein angrenzendes Kloster oder über die Kreuzung auf die nächste Straße).

Die Ausstattung ist wie immer solide, und eine erfreulichere Neuerung gibt es nun bei Carcassonne: Die Plättchen haben auf der Vorderseite das Symbol der entsprechenden Erweiterung aufgedruckt! Man tut sich also sehr leicht, wenn man mal wieder ohne Erweiterung spielen will und die richtigen Plättchen aussortieren muss (Besitzer der Big Box kommen in den Genuss, auch bei den "alten" Erweiterungen Symbole zu haben).

Allerdings muss man zugeben, dass die neu einfließenden Änderungen das ursprüngliche Prinzip von Carcassonne untergraben. Natürlich war es oft lästig, dass man in einer Situation eingebaut wurde ohne Aussicht auf ein passendes Plättchen. Abteien bilden nun einen sehr einfachen Ausweg, der aber gleichzeitig Beliebigkeit einkehren lässt (ein Umstand, der bereits bei Carcassonne - Die Burg störend war). Zugegeben: der Einsatzfall kommt eher selten vor.

Die Gutshöfe machen überhaupt etwas ganz Neues: andere Figuren werden einfach heimgeschickt, während man selbst ein unumstößliches Monopol erhält, weiterbauen kann und am Ende eine noch größere Belohung einfährt. Dieser Umstand ist alles andere als gelungen.

Auch die Bewegung von Figuren war bislang nicht möglich, die Wagen können aber nun vielfach werten, obwohl man nur ein einziges Mal einsetzen muss. Die erreichten Punkte sind zwar eher niedrig (immerhin handelt es sich um Gebiete, die beim Legen von Plättchen keiner Wert gefunden hatte zu besetzen), aber Kleinvieh macht auch Mist.

Bürgermeister wiederum sind in den allermeisten Fällen so mächtig, dass man mit einer einzigen Figur oft einen materialintensiven Kampf zweier Spieler als lachender Dritter an sich reißt. Die Unterscheidbarkeit zwischen Bürgermeister und großem Gefolgsmann ist nicht immer einfach, wie nebenstehende Abbildung verdeutlicht.

Spieletester

25.01.2008

Fazit

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die aus dem Grundspiel (das zum Spielen der Erweiterung unbedingt erforderlich ist; wer zu sechst spielen möchte braucht auch noch Carcassonne - Die Erweiterung) bekannten Regeln unangetastet bleiben. Durch die Zusätze hat sich der Charakter von Carcassonne aber etwas verändert, worüber sich Gegner einer destruktiven Spielweise sicher freuen werden.

Natürlich kann man die neue Erweiterung mit allen anderen kombinieren. Wichtig hierfür zu wissen: Bürgermeister und Wagen gelten als Gefolgsleute, dürfen also z.B. vom Drachen oder Turm verdrängt werden!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

nobody | 14.03.2010

Also wirklich, du Christoph, so schlecht find ich die 5. Erweiterung eigentlich nicht. Das Spiel wird dadurch um einiges komplizierter, aber es macht immer noch ziemlich Spaß (tolle Karte: der Brunnen mit den 3 Wegen).
Trozdem gute Kritik!

nobody (is perfect)

Christine | 29.12.2017

Die Erweiterung ist gut aber wir haben nicht verstanden, wie die Abtei auf die Felder (Bauern) wirkt. Ist die Wiese durch das Anlegen der Abteikarte geteilt oder eine grosse Wiese?
========

Antwort von Christoph Ledinger/ spieletest.at:
Die Abtei trennt Wiesen, sie schließt generell alles ab (Straßen, Städte...).

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 12,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2007
Verlag: Hans im Glück
Genre: Legen
Zubehör:

12 neue Landschaftskärtchen, je 6 Figuren Wagen, Bürgermeister und Gutshof, 6 Landschaftskärtchen Abtei, 1 Anleitung

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