Fußballfieber

Stell’ dir vor, du hast die Chance, mit einer beliebigen Mannschaft in einer Meisterschaft gegen deine Mitspieler anzutreten, und zwischendurch auch noch den Deutschen Pokal und einen Europapokal auszutragen? Der Traum vieler fußballbegeisterter Brettspieler könnte wahr werden. Tja, leider eben nur KÖNNTE… und damit zur Beschreibung von Fußballfieber, die – wie man sich angesichts des letzten Satzes wohl vorstellen kann – leider nicht sehr schmeichelhaft ausfallen wird:


Das Spiel:

Jeder Spieler erhält eine Spielfigur und legt sie auf sein Heimstadion (= Startfeld). Die Spieler würfeln reihum und ziehen auf dem Plan die entsprechende Anzahl von Feldern. Landen sie auf einem weißen Feld, passiert gar nichts.

Aber es gibt Sonderfelder, auf denen der Spieler Siegpunkte sammeln kann:

Elfmeter / Training / Teamberufung:
Der Spieler würfelt einmal, bei einer geraden Zahl erhält der Spieler einen Siegpunkt.
Schiedsrichter:
Der Spieler würfelt einmal. Bei einer geraden Zahl darf er seine Figur um 6 Felder in eine beliebige Richtung ziehen, bei einer ungeraden Zahl muss einmal ausgesetzt werden.

Zieht der Spieler auf das Stadion eines Mitspielers, kommt es zum Match: Beide Spieler würfeln einmal, der Würfelwurf entspricht den erzielten Toren. Ähnlich wird bei einem Pokalspiel verfahren: Der Spieler zieht eine Karte vom Stapel „Deutscher Pokal“, „Europapokal“ oder „Champions Liga“ (Kein Tippfehler !!!). Die Karte nennt den Namen bzw. das Herkunftsland des Teams und die Anzahl Tore, die der Spieler mit einem Würfelwurf übertreffen muss. Bei Gleichstand wird so lange neu gewürfelt, bis eine Entscheidung gefallen ist.

Die Spieler müssen immer abwechselnd ein Meisterschaftsspiel und ein Pokalspiel austragen. Sobald alle Pflichtspiele ausgetragen wurden, wird nach klassischem Tabellensystem unter den Spielern der Meister ermittelt, und es werden die Punkte für die Erfolge aus der Meisterschaft, dem Pokal, den Europapokalen und den Zügen über den Plan zusammengezählt. Der Spieler mit der höchsten Punktezahl gewinnt.

Spieletester

18.01.2007

Fazit

Bevor ich zum eigentlichen Fazit komme, möchte ich den Brief von Martin Pforte, dem Autor dieses Spieles, zitieren, der dem Spiel beilag:
„Gebaut habe ich es [dieses Spiel] ohne den Anspruch, die höchsten Spielgipfel erstürmen zu wollen. Der Würfel bzw. die Karten regieren und lassen kaum Spielraum für eigene Entscheidungen (außer Laufwege und Aktionsfeld). Mein Ziel, weil in fußballerischen Zwängen (Alltag getreu wiederspiegelnd) steckend, war, dem echten Fan über seinen Verein Spielspaß zu ermöglichen. Darum ist mein erster Ansatzpunkt immer der Fanshop und nicht der Spielwarenhandel.“
Diesen Ausführungen könnte man nun folgendermaßen auslegen, dass der Autor mit einem halbherzigen Etwas nichts anderes versucht, als eine Zielgruppe (nämlich alle Spieler, die ein brauchbares Fußballspiel suchen) gnadenlos an der Nase herumführen.
Ich will einfach einmal glauben, dass dem nicht so ist, sondern dass dem Mann das Schaffen eines möglichst einfachen Fußballspieles schlicht und ergreifend misslungen ist.

Und leider ist „misslungen“ das einzige Wort, mit dem sich dieses Spiel beschreiben lässt.

Sympathisch ist dabei, dass Martin Pforte in seinem Brief (ohne dessen Mitsendung das Fazit wesentlich bissiger ausgefallen wäre; nur, damit das mal gesagt ist) auch gleich den Hauptkritikpunkt an seinem Spiel vorwegnimmt: In Fußballfieber regiert ausschließlich das Würfelglück. Du hast keine Möglichkeit, irgendeine Entscheidung ausgenommen „ziehe ich nach links oder rechts“ zu treffen, und hier von „Entscheidungen“ zu sprechen, ist blanker Hohn, da jeder Spieler natürlich versuchen wird, auf den Sonderfeldern zu landen.
Nun wäre das ein Punkt, mit dem man leben könnte, gäbe das Spiel nicht mit den Matches die endgültige Kapitulationserklärung ab:
Einfach nur einmal würfeln und danach sehen, wie das Match ausgegangen ist, ist leider zu wenig, um seine Spieler auch nur ansatzweise bei der Stange zu halten. Hier hätte eine ganz einfache Idee gereicht, etwa ein Erwerb von Karten durch das Herumziehen auf dem Plan, um mit diesen entweder eine Möglichkeit zu haben, die Wahrscheinlichkeit auf seine Seite zu bringen oder die derzeitigen Chancen gegen die anderen Spieler oder die Pokalgegner einschätzen zu können.

Minus 10 Punkte müsste ich eigentlich der Ausstattung des Spieles aufdrücken, und das einzig und allein für die Idee der runden Würfel: Selten ist mir seit den grandiosen Ausstattungsideen von Spielen wie „7 Ages“ oder „Frag“ etwas unpraktischeres untergekommen. Als momentaner Gag mögen Runde Würfel für ein Fußballspiel ganz witzig sein, doch nach der dritten Runde holst du frustriert klassische Sechsseiter hervor.

Das traurige Fazit: Der lobenswerte Versuch, ein Spiel mit größtmöglicher Einfachheit zu präsentieren, kann ein Spiel nicht retten, wenn es ob seiner Unbeeinflussbarkeit einfach nur LANGWEILIG ist. Als Kinderspiel geht Fußballfieber vielleicht durch, für fußballbegeisterte Brettspieler ist Fußballfieber leider nur frustrierend. Das Schmerzhafte daran ist, dass die IDEE an sich wirklich GUT wäre. Wie lange schon suche ich ein brauchbares Spiel, in dem du dich mit einem Verein oder Team durch ein oder mehrere Turniere spielst? Warum kriegt das keiner als Brettspiel hin?
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 7 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 20,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2005
Verlag: Verlag Steffen
Autor: Martin Pforte
Genre: Würfeln
Zubehör:

1 Spielplan
4 Spielfiguren
1 Runder Würfel
20 Karten für die Pokalbewerbe

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7136 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2305 Berichte.