KRIMI total - Im Schatten der Premiere

Theaterintendanten Josef Tycha hat eine erschreckende Nachricht für seine Festgäste, die gerade die gelungene Premiere des neuesten Stücks am Prager Stadttheater feiern. Die viel versprechende Hauptdarstellerin, Barbara Starova, wurde soeben tot aufgefunden. Als Mörder kommt nur einer der Anwesenden in Frage!

Dieses Party-Rollenspiel kommt in einer Kassettenhülle verpackt und beinhaltet alles, was man für einen gelungenen Krimiabend braucht. Zu allererst überlegt man sich, welche Gäste man für den Abend einladen möchte. Es gilt 8 bis 9 Rollen zu besetzen, davon vier weibliche und vier männliche. Die neunte Person, der Polizeiinspektor, kann sowohl männlich als auch weiblich sein. Er spielt eine optionale Rolle, die auch unbesetzt bleiben kann.
Hat man alle Gäste gefunden, geht es ans versenden der Einladungen. Dazu liegen dem Paket fertig vorgedruckte Formulare bei. Wenn die geladenen Personen zusagen, werden ihnen ihre Rollenbeschreibungen zugeschickt. So können sie sich bereits vor dem Abend auf das Setting, die Spielgeschichte und ihre Rolle vorbereiten. Hier erfährt man, wen man woher kennt, und welcher der Mitspieler – besser gesagt deren Rollen – einem fremd ist.

Eines Abends ist es dann soweit: Alle Gäste finden sich in der Villa des Josef Tycha ein. Ganz besonders effektvoll ist es, wenn alle Teilnehmer in entsprechender Verkleidung erscheinen, sich einander Vorstellen, und sich von Anfang an mit den Charakternamen ansprechen, ehe es zum gemeinsamen Abendessen bei Kerzenlicht kommt. Nun, da noch niemand den Spielablauf kennt, ist es für den Gastgeber an der Zeit, das Spiel zu erklären und die ersten Hinweise auszuteilen. Von nun an nimmt das Spiel eigenständig seinen Lauf – einen Spielleiter in gewohnten Sinn gibt es nicht.

Das Spiel gliedert sich in sieben Runden. Die Erste haben wir mit dem gegenseitigen Vorstellen schon hinter uns gebracht. Nun kommt es zu Runde 2. Hier werden die Kuverts mit der Aufschrift „persönlicher Hinweis für …. – Runde 2“ geöffnet. In dem Kuvert findet jeder Spieler einige Hinweise: Was er gesehen oder gehört hat und einiges, was er sonst noch weiß. Alle Hinweise müssen in die Diskussion eingebracht werden. Ausgenommen davon sind Hinweise zur eigenen Person. Diese können verheimlicht werden – aber nur solange man nicht direkt darauf angesprochen wird. Denn auf alle Fragen muss wahrheitsgemäß geantwortet werden. Da natürlich nicht das gesamte Leben der Charaktere im „Drehbuch“ steht, kann das schon mal zu witzigen Dialogen kommen. Beispielsweise wurde unsere Magdalena gefragt: „Sind Sie verheiratet?“ Was sie mit einem kühnen „Ich glaube nicht“ erwiderte.

Die Unterhaltung entwickelt sich von selbst, ein Wort ergibt das andere und viele der Hinweise greifen flüssig ineinander, so dass ein sehr angenehmes Gesprächsklima entsteht. Einige Hinweise jedoch passen nicht zum Gespräch. So kann es vorkommen das irgendwann Stille einkehrt, keiner mehr was zu sagen weiß, und plötzlich wird ganz unvermutet ein Brocken eingeworfen, der scheinbar nichts mit bisher Gesagtem zu tun hat. Meist eingeleitet mit einem „Übrigens, da fällt mir ein …“. Wenn alle Hinweise ausgetauscht sind, geht es weiter zu Runde Drei, in der noch ein paar Gerüchte eingestreut werden. Jeder zieht ein Gerücht aus dem Kuvert – man weiß nicht, ob es wahr oder falsch ist, was die Diskussion noch spannender macht. In Runde Vier und Fünf geht es mit weiteren Hinweisen weiter. Die Schlinge um den Kopf des Täters / der Täterin zieht sich immer enger. Dennoch bleiben ständig Zweifel, ob der Verdacht tatsächlich auf den/die RichtigeN fällt. Schlussendlich wird in Runde 6 Anklage erhoben: Jeder schreibt seinen Verdacht und eine Begründung auf einen Zettel. Wir fanden die Alternative, das auch die Anklage offen gespielt wird, also jeder seine Meinung mündlich kundtun darf, spannender. Das führt wiederum zu neuen Diskussionen und kann sogar so weit gehen, dass Beschuldigungen komplett umgedreht werden. Schlussendlich wird der / die Angeklagte vom Inspektor festgenommen. Ob sich die Mitspieler für die richtige Person entschieden haben, zeigt die 7. Runde: Nun wird die korrekte Lösung verlesen: Da das Spiel auf Unterhaltung und den Einsatz von Hirnschmalz aufgebaut ist, gibt es keinen „Gewinner“ im herkömmlichen Sinn. Dafür freut man sich umso mehr, wenn man den/die richtigeN TäterIn festgenommen hat.

Die Rolle des Inspektors, der vor jeder Hinweisrunde einen Polizeibericht vorliest oder einen vorgefundenen Brief verlesen lässt, ist sehr klein. Die Person des Inspektors hat nicht wirklich etwas zu tun und sie könnte sich darüber ärgern, dass sie keine Hinweise einbringen kann und daher im Verhältnis zu den anderen eher tatenlos zusehen muss. Dafür kann sich der Inspektor ganz auf Gehörtes konzentrieren und die Hinweise kombinieren.

Das Spiel ist sehr gut strukturiert. Wenn man es jedoch nicht kennt, kann es zu Verwirrungen kommen. Vor allem gegen Ende sollte es einem auffallen, das da etwas faul ist, wenn A etwas von B behauptet, von dem B nichts weiß.

Ein kleines Manko, das Rätsel aufgibt, ist auch, dass ein wichtiges Zimmer am Plan der Villa nicht zu finden ist. Gerne überliest man nämlich den Hinweis „im zweiten Stock“ und merkt so nicht, das der Villenplan nur das Erdgeschoß und den ersten Stock des Hauses darstellt. Das es weitere Stöcke gibt, geht allein vom Plan nicht hervor.

Durch das immer wieder notwendige Nachlesen zwischendurch wird die Unterhaltung zuweilen sehr komisch und amüsant. Das das Spiel dadurch für einen Augenblick ins Stocken gerät stört überhaupt nicht: Der richtige Augeblick die Getränke nachzuschenken oder selbst nochmals auf seinem Hinweispapier nachzulesen, ob man nicht den einen oder anderen Hinweis vergessen hat. Vor allem im fortgeschrittenen Spiel ist es erheiternd: Nun hat man ja bereits 5 Zettel eingesteckt (Rollenbeschreibung, 3 Hinweise und 1 Gerücht). Stellt ein Mitspieler eine Frage kommt der Gedanke „Verdammt, da war doch was zu dem Thema ….“ Und es beginnt das heitere Suchen. Wie gesagt tut das dem Spielablauf keinen Abbruch, sondern bringt viel mehr noch mehr Spaß.

Obschon das Spiel in einem Komplettpaket geliefert wird, fehlt uns noch ein Bestandteil in der Ausstattung: Namensetiketten! Wir haben uns selbst welche gebastelt, da man vor allem in der Startphase schwer daran tut, sich die Charaktere zu merken. Acht „neue“ Gesichter – das muss man erst verarbeiten ;o)

Spieletester

24.08.2005

Fazit

Selten haben wir bei einem Spiel so ein einhelliges Feedback aller Spieler bekommen: "Hervorragend!" Das Party - Rollenspiel bietet knisternde Spannung und unterhaltsames Rätseln um den wahren Mörder (oder die Mörderin) von der ersten bis zur letzten Minute!
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

David aka Methos | 26.02.2008

sehr sehr gutes spiel

als tip, neben namenskärtchen sollte man nicht nur das startkuvert sondern auch gleich den hinweiszettel nr 1 ausgeben, beschleunigt und erleichtert das spiel total

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 8 bis 9
Alter: ab 16 Jahren
Spieldauer: 150 Minuten
Preis: 19,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2005
Verlag: KRIMI total
Genre: Deduktion
Zubehör:

9 verschlossene Kuverts mit Rollenbeschreibungen 9 verschlossene Kuverts mit Hinweisen 1 verschlossenes Kuvert mit Gerüchten 1 verschlossenes Kuvert mit Anklage 1 verschlossenes Kuvert mit der Lösung 1 Grundriß der Villa 9 Einladungen 1 Gutschein für Fotoentwicklung

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