Russian Railroads

In Russian Railroads begebt ihr euch in einen Wettstreit um das größte und fortschrittlichste Streckennetz im Russland des 19ten Jahrhunderts. Wer kann seine Arbeiter am sinnvollsten einsetzen? Welche Gleise lege ich zu welchen Strecken zusammen? Wann setze ich meine Strategie auf die Industrialisierung? Es gibt viele Möglichkeiten, die Gleise auf Sieg zu stellen, aber wer setzt im richtigen Moment das richtige Gleis?
Wie ihr schon erahnt, ist Russian Railroads ein sehr gutes Worker-Placement-Spiel. Im Folgenden möchte ich euch einen kurzen Überblick über dieses Spiel geben.

Verpackung/Grafik/Spielmaterial:
Auf dem stabilen Karton fällt einem zuerst einmal die dem Thema Russland angepasste rote Lokomotive und der in typischer "Arbeiterplakat-Schrift" gestaltete Spieltitel auf. Der Sortiereinsatz könnte etwas effizienter aufgeteilt sein. Lediglich vier Fächer bieten sich einem nach dem "Auspöppeln" des umfangreichen Spielmaterials dar. Schnell sind die wenigen kleinen Klarsichttütchen belegt und man tut gut daran, noch einige eigene Tüten in Reserve zu halten. Die Spielfiguren und die Gleise sind aus Holz und in den entsprechenden Farben lackiert, was dem Spiel einen wertigen Charakter gibt und sich auch beim Spielen gut anfühlt. Die Münzen und Sonderplättchen sowie die Ingenieur- und Lokomotivkarten sind aus sehr stabilem und dicken Karton hergestellt, die Gestaltung der Lokomotiven ist absolut gelungen. Lediglich die Ingenieure sehen aus wie....Ingenieure eben. Das Spielbrett und die Spielertableaus sind ebenfalls hochwertig so wie graphisch dem Thema angepasst und sehr übersichtlich, was bei so einem komplexen Spiel ein wichtiger Punkt ist.

Spielregel:
Das Regelheft besteht aus 24 !!! Seiten. Drei Seiten davon dienen der Erklärung der Karten, Sonderplättchen und der Funktionen der Ingenieure. Drei weitere Seiten erklären den Spielaufbau und regeln die Verteilung des Startkapitals an die Spieler. Der Rest dient der Erklärung des Spieles. Aber trotz der stolzen 18 Seiten ist die Gliederung vorbildlich gelungen. Alles ist ausführlich beschrieben und leicht verständlich- auch wenn im Spielverlauf die eine oder andere Regelfrage auftaucht, so findet man hier doch sehr schnell die passende Antwort.

Spielablauf:
Nachdem der Spielplan in der Mitte mit allen geforderten Materialien bestückt wurde, erhält jeder Spieler noch sein eigenes Spieltableau und diverse Marker, Karten und Münzen sowie eine Lokomotive. Das Spiel wird bei vier Spielern über sieben Runden gespielt, bei zwei und drei Spielern über sechs Runden. Der Spielplan wird der verringerten Spieleranzahl angepasst und einige Aktionen stehen dann nur in geringerer Anzahl zur Verfügung. Während auf dem Spielplan in der Tischmitte die verschiedenen Aktionen wie "Spielreihenfolge wählen", "Gleise zum Bau auswählen" oder "Ingenieure anwerben" zur Auswahl stehen, werden auf dem Spielertableau dann die Gleise verbaut, Lokomotiven angelegt oder Fabrikanlagen gebaut. Nun kann der Startspieler aus den Aktionen auf dem Spielplan wählen. Er setzt die geforderten Arbeiter auf das entsprechende Aktionsfeld und kann nun:

-mit dem Streckenbau auf seinem Tableau beginnen
-eine Lokomotive anschaffen und an sein Tableau anlegen
-eine Fabrik an sein Tableau bauen
-mit der Industrialisierung beginnen
-sich Verdopplerplättchen, Münzen oder Leiharbeiter beschaffen oder die Spielreihenfolge verändern
-Ingenieure für sich anwerben


Nach der Aktion ist der nächste Spieler an der Reihe und so setzt sich die Runde fort, bis ein Spieler keine Arbeiter mehr einsetzen kann oder will und anschließend passt. Wenn alle Spieler gepasst haben, kommt es zur Wertung und die Punkte der ersten Runde werden verteilt. Danach erhält jeder Spieler seine Arbeiter zurück und die nächste Runde beginnt mit dem ggf. neuen Startspieler.
Bei Russian Railroads kommt es auf das geschickte Einsetzen der eigenen Arbeiter an. Aber auch die Mitspieler müssen im Auge behalten werden. Welche Aktionen wählen sie und was haben sie damit vor? Baue ich meine Strecken weiter aus und wenn ja, welche bringt mir dann am schnellsten die lukrativen Boni? Oder setze ich auf Fabriken und Industrialisierung? Aber aufgepasst, dass die dazu benötigten Aktionen nicht vorher von anderen Mitspielern weggeschnappt werden. Dann heißt es, schnell die Taktik wechseln. Wie in jedem guten Worker-Placement-Spiel gibt es so viele Aktionen und Dinge zu erledigen, aber einfach zu wenig Arbeiter. Die Ingenieure wären doch noch so gut gewesen und nur noch ein Gleis mehr und es hätte eine satte Bonikarte gegeben. Vielleicht wäre auch ein Verdopplerplättchen gut gewesen, um mehr Punkte in der Rundenwertung zu bekommen. Es gibt viel zu tun im Russland des 19ten Jahrhunderts! Russian Railroads spielt sich trotz seines komplexen Aufbaus und seiner vielen Möglichkeiten sehr flüssig und die guten und sehr liebevoll gestalteten Grafiken erklären sich nach kurzer Zeit von selbst

Zielgruppe/

Spieletester

16.12.2015

Fazit

Russian Railroads ist sicher nicht als Familienspiel geeignet. Dazu ist es einfach zu komplex. Aber für Vielspieler ist es ein "must have" und eine sichere Kaufempfehlung. Sie kommen hier absolut auf Ihre Kosten. Ein Wermutstropfen findet sich aber dann doch: Wenn man einige Partien gespielt hat und mit einer bestimmten Taktik (welche, verrate ich hier natürlich nicht!) vorgeht, erhält man unschlagbar viele Punkte. Darunter leidet die Ausgewogenheit des Spiels und das frustet die anderen Mitspieler, die diese Taktik nicht kennen oder sie zu spät erahnen. Auch die begrenzte Auswahl an Aktionen (Gleisbau, Lokomotive kaufen, Industrialisierung, Leiharbeiter/Geld/Verdoppler) hindern Expertenspieler eventuell daran, Russian Railroads immer wieder auf den Tisch zu bringen. Punktevergabe: Für die Ausstattung habe ich acht Punkte vergeben.

Das Spielmaterial ist aus Holz und vermittelt eine sehr gute Haptik und Wertigkeit. Weiterhin ist das Spiel graphisch sehr schön gestaltet und der Spielplan wurde mit vielen Details versehen, ohne unübersichtlich zu sein. Die Spielanleitung ist sehr gut gegliedert und leicht verständlich. Lediglich die Sortierbox hat einige Punkte zum Abzug gebracht, hier hätte man etwas spielerfreundlicher planen können. Sieben Punkte gab es im Langzeitspielspaß. Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Ingenieure ist überschaubar, so dass man nach einigen Partien relativ genau weiß, welcher Ingenieur noch im Spiel ist. Die Auswahlfelder der Aktionen sind begrenzt, so dass die taktischen Möglichkeiten meiner Meinung nach langfristig etwas beschränkt werden.

Die Gesamtnote resultiert daraus, das die Spielidee und die graphische Gestaltung, so wie die Spielmechanik überzeugen. Allerdings offenbart das Spiel nach einigen Partien Schwachstellen in der Anzahl der taktischen Möglichkeiten und der Ausgewogenheit.

Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 120 Minuten
Preis: 34,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Hans im Glück
Grafiker: Martin Hoffmann
Genre: Strategie
Zubehör:

1 Spielplan
35 Arbeiter
8 Anzeigefiguren
48 Gleise
8 Industriemarker
4 Spielertableaus
37 Lokomotiven
15 Ingeneure
20 Verdopplerplättchen
18 Münzen
28 "?" Plättchen
4 Aufwerter
4 Kievmedaillen
1 Letzterundeplättchen
4 100/200 Plättchen
4 300/400 Plättchen
10 Spielendekarten
5 "?" Karten
4 Reihenfolgekarten
4 Startbonuskarten
1 Regel
4 Übersichtskärtchen

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