Ach, wie schön wäre es denn ein Vogel zu sein? Die Freiheit des Himmels, die frische Brise in den Federn und der Luxus im Gegensatz zu seinen Piratenkollegen nicht einfach mit dem Schiff abzusaufen! Ja so manches Piratenschiff geht auch mal unter und genau das ist heute auch passiert; zum Glück gibt es jedoch ausreichend Rettungsboote (nicht wie bei gewissen anderen Flotten). Doch über deren Qualität könnte man streiten, denn langsam brechen die morschen Platten und das Meer tritt an die darinsitzenden Seemänner heran. Schwimmen wäre ja kein Problem, wenn da nicht diese fiesen Haie wären…
Wem das Wasser bis zum Hals steht...
… der sollte seine Kollegen von Bord werfen, um Ballast loszuwerden! Ja die Piratenehre ist so eine Sache… Willkommen als Teil einer Piratencrew! Üblicherweise würdest du die ersten Tag lediglich das Deck schrubben, das ist jedoch eher schwierig ohne Schiff. Ja, dieses kuschelt nun irgendwo am Grunde des Meeres mit den Überresten anderer, prunkvoller Galeeren vergangener Tage. Na, zum Glück habt ihr genügend Platz auf den Rettungsbooten. Noch…
Ziel ist es die Haut der euch loyalen Crewmitglieder zu retten und ihre Holzbeine wieder festen Grund spüren zu lassen. Pro Mitglied erhaltet ihr, je nach erreichter Insel, eine unterschiedliche Menge an Punkten. Wer am Ende die meisten hat, der gewinnt! Wie ihr euch vorstellen könnt, erweist sich das Überleben in einer solchen Situation unter Piraten gar nicht mal so einfach, denn sogar euer bester Freund würde euch sofort Kielholen lassen.
Zu Beginn füllt ihr die Boote mit euren Kapitänen und gewöhnlichen Crewmitgliedern auf, via Karten erfolgen im Verlauf einer Runde diverse Abstimmungen. So zum Beispiel welches Boot ein Feld in Richtung der rettenden Inseln vorrücken darf; jedoch erst nachdem darüber entschieden worden ist, auf welchem Boot ein Leck entstehen soll. Ist dabei nicht genug Platz am hölzernen Rettungsring, so muss wohl ein Mitglied über Bord gehen - auch hier wird in Piratenmanier abgestimmt. Wichtig: Hat ein Boot mehr Lecks als Crewmitglieder, so säuft dieses mit der restlichen Besatzung ab! Selbes gilt für das letzte noch am Wasser treibende Rettungsboot, zum Spielende.
Abgestimmt wird mit Karten! Jeder Spieler erhält eine in jeder der Spielerfarben, ergänzt mit einer schwarzen, sowie drei Kapitänskarten. Erstere erhaltet ihr nach Abstimmung zurück, letztere werden nach ihrem Einsatz abgelegt. Als Ziel gilt immer die Farbe der Mehrheit, wobei bei einem Gleichstand der erste Spieler, welcher reihum durchwechselt, entscheidet. Gilt eine Abstimmung für ein Boot, so gibt jeder Pirat darauf eine, jeder Kapitän jedoch stets zwei Stimmen für die Auswahl ab. Kapitänskarten sind nutzlos, sollten mehr als ein Spieler diese auslegen, wird jedoch nur eine gespielt gewinnt sofort dieser Spieler die Abstimmung und entscheidet sich für eine Farbe seiner Wahl als Ergebnis.
Da Piraten von Natur aus skeptisch sind wechseln diese am Ende jeder Runde eventuell sogar noch ihre Boote! Jedes Boot kann hierfür nur einmal pro Runde ausgewählt werden, ein Pirat verlässt dieses und schmuggelt sich einfach in ein anderes, das einen freien Platz bietet, hinein.
Als Sonderregel gilt, dass Kapitäne niemals vor der gewöhnlichen Crew von Bord gehen. Des Weiteren bewegen sich Boote mit einem Leck stets zwei Felder vorwärts, woraufhin, in der Folgerunde, jedoch auch zwei Lecks auftreten. Sinken oder Schwimmen, ähm oder Paddeln? Wofür werdet ihr euch entscheiden?
Spieletester
Fazit
Das klassische Jack und Rose Dilemma – nur im Piratenstil
Sicher auf der Insel angekommen können wir nun die vergangenen Tage aufarbeiten. Viele gute Mitmatrosen und auch den einen oder anderen Kapitän haben wir an die endlose See verloren. Doch insgesamt müssen wir zugeben: Es war schon ziemlich spaßig! Ganz egal nämlich, ob man Lifeboats – Plank of Carneades mit der Mindest- oder Maximalanzahl an Spielern startet, der Spielspaß bleibt dabei relativ gleich. Nur selten findet man so vieles an Spielerinteraktionen in einer Schachtel wie in dieser; wir diskutierten lautstark über die besten Optionen, versuchten uns gegenseitig ans Messer zu liefern oder feilschten uns einen trockenen Platz auf den Booten aus. Aye, das war schon ziemlich actionreich, keine Frage…
Richtig Laune haben die, perfekt zur Szenerie passenden, Boote und Piratenfigürchen gemacht. Etwas lästig stellte sich jedoch heraus, dass sämtliche Token immer mal wieder umgestoßen wurden, zwar halb so schlimm aber auf Dauer doch etwas gewöhnungsbedürftig. Viel schlimmer, also wirklich wirklich wirklich lästig, stellte sich das initiale Bekleben der Kapitäns-Figuren mit den beiliegenden Stickern heraus… Ja, man könnte es auch einfach lassen! Im Sinne der Vollständigkeit wollten wir und jedoch heranwagen und waren wenig begeistert.
Das Regelwerk ist auch so eine Sache… Vorliegend ist dieses in der originalen Sprache Japanisch, jedoch ebenso in Englisch. Letztere weist jedoch einige Mängel auf, denn so mancher Satz ist dadurch nicht vollständig grammatikalisch korrekt, was das Lesen und Erlernen der Regeln leicht erschwert. Als wäre diese teilweise mit einem Übersetzungsprogramm verenglischt worden; besonders gefallen dabei hat uns die Überschrift: „The boat sink!“.
Zum Spielablauf selbst sind wir leicht gemischter Gefühle, jedoch eher den positiven Aspekten zugeneigt! Beim Lesen der Regeln empfanden wir Lifeboats – Plank of Carneades als ein Spiel mit massivem Ellenbogendenken – also Konkurrenz pur! Man hat bereits dieses Bauchgefühl, dass sich alle nach der ersten Runde hassen. Ganz so stellte es sich jedoch nicht heraus! Es steht wirklich einfach der Spaß am Spiel im Vordergrund, so versenkt man auch mal ein Boot, mit dem man selbst punkten könnte, einfach um es gewissen Personen heimzuzahlen. Piratengroll und so…
Negativ könnte sich für manche jedoch der generell eher chaotische Spielablauf herausstellen. Jede Runde kann praktisch alles passieren. Es gibt keine Sicherheiten, keine verlässlichen Kollegen, einfach nichts ist hier in Stein gemeißelt. Na, zum Glück aber auch, sonst würde man ja noch viel rascher sinken! Taktik ist demnach eher ein kleiner, aber dennoch vorhandener Faktor. Ganz besonders bereits beim Aufbau des Spiels! Die Startpositionierung seiner Figuren stellt sich als wirklich essentiell dar! Hat man an einem Boot die klare Überhand wird man leicht zum Opfer der anderen via Kapitänskarten oder man kommt allgemein nicht vorwärts; stellt man die absolute Unterzahl dar, so kann es gut sein, dass man der erste ist der die Fische von unten beobachten kann. Balance ist der Schlüssel; und natürlich ständiges Befeuern kollegialer Fehden!
Für uns war Lifeboats – Plank of Carneades eine eher neuerliche Erfahrung dort draußen in den Weltmeeren der Gesellschaftsspieler! Ein Spiel in dem Kommunikation wirklich so ziemlich das gesamte Spiel bestimmt und der Rest lediglich durch Abstimmungen gesteuert wird. Einfach ein recht eigenes Konzept, an manchen Stellen jedoch schon fast etwas zu chaotisch. Dennoch macht es sowohl mit kleinen als auch größeren Gruppen Spaß! Speziell das hat uns etwas überrascht, dass der Konkurrenzaspekt sich doch sehr hinter dem Spielspaß einreiht. Gesamt ein wirklich cooles Werk, aber ganz bestimmt nicht für jede Spielegruppe das Richtige!
Plus
- sowohl in kleineren, als auch in größeren Gruppen ziemlich spaßig
- regt stark zum Kommunizieren, Diskutieren und gegenseitigem Feilschen an
- die Boote und Piraten-Token sind passend gestaltet
- Spielspaß überwiegt stark dem Konkurrenzdenken
- taktisches Manövrieren bereits beim Aufbau
Minus
- Figuren fallen immer mal wieder um
- sehr aufwändiges Bekleben der Kapitäns-Figuren
- das englische Regelwerk ist nicht völlig optimal aus dem japanischen übersetzt
- leicht chaotisch – schwer eine gute Übersicht zu behalten
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Details
2 Regelhefte (je 12-seitig; in Englisch und Japanisch)
1 Spielbrett
1 Beutel
1 Sanduhr
1 Ruder-Token
2 Sticker-Bögen (für Kapitäne)
8 Boote
7 Spielerhilfen
15 Leck-Token
49 Crew-Token; darunter:
- 14 Kapitäns-Token (je 2 pro Farbe)
- 35 Piraten-Token (je 5 pro Farbe)
77 Abstimmungskarten; darunter:
- 21 Kapitänskarten
- 56 Piratenkarten (je 7 pro Farbe)
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