Access+ trifft Dixit! Letzteres ist wohl den meisten bereits ein Begriff, ersteres eventuell weniger. Keine Sorge, da können wir in diesem Review etwas Abhilfe schaffen. Aber gleich vorweg: Dixit Universe ist kein Spiel für jedermann, eher sogar nur für eine ganz besondere Gruppe an Menschen. Ja der Zauber von Dixit, er scheint wohl sämtliche Barrieren zu brechen.
Pädagogik und Spiel
Für wen die Access+ Reihe bisher noch kein Begriff ist, sollte sich zuvor etwas mit dieser auseinandersetzen. Sie zielt nämlich vorrangig nicht auf den Ottonormalverbraucher des Gesellschaftsspielmarktes aus, sondern hat eine recht kleine Gruppe an Menschen als ihr Ziel gewählt. Und zwar handelt es sich dabei speziell um sehr junge beziehungsweise noch viel mehr um mental beeinträchtigte Personen, bei denen die Förderung emotionaler und kognitiver Aspekte im Vordergrund steht.
Folgend möchten wir hier erstmal trocken auf den Spielablauf selbst eingehen und die pädagogischen Hintergedanken erstmal außenvorlassen.
Wer das klassische Dixit oder auch Stella kennt, für die wird dieses Spiel keine wirkliche Neuheit darstellen. Es handelt sich vielmehr um eine Art Hybridprojekt das speziell auf die genannte Zielgruppe ausgelegt ist. Es werden in beiden beinhalteten Varianten, also sowohl der kooperativen als auch eher kompetitiven, neun Kärtchen ausgelegt. Diese stellen oft eher abstrakte Abbildungen dar, hierbei häufig mit dem Fokus auf einen emotionalen Kontext in den Darstellungen. Diese sind sozusagen in einfache und schwierigere Bildnisse aufgetrennt, sodass eine gewisse Anpassung an die Bedürfnisse der Spielenden möglich ist. Auf der Rückseite gibt es bereits vorgefertigte Zuteilungen zu Kategorien wie Glück, Wut, Trauer, Freiheit und anderen. Diese gilt es in der kooperativen Variante gemeinsam passenden Abbildungen zuzuordnen.
Im kompetitiven Modus hat man dabei etwas mehr Freiheit, denn hierbei entscheidet jeder für sich welcher Kategorie er einen Begriff zuordnen würde. Punkte werden dabei für Übereinstimmung der Auswahl untereinander verteilt. Wer zuerst fünf Punkte erlangt siegt dabei. Alternativ könnten auch eigene Begriffe genutzt werden, welche von den Spielern oder aber den Betreuern ausgehen; so kann eine zusätzliche Anpassung an Fähigkeiten und Bedürfnissen der Spieler erfolgen.
Erwähnenswert ist auch, dass die kompetitive Variante drei bis vier Spieler benötigt, während die kooperative Version sogar alleine gespielt werden kann.
Um den pädagogischen Wert effektiv einschätzen zu können benötigt es gewiss mehr als einer einzelnen Meinung, speziell mehr als der von jemanden, der nicht alltäglich eine Verbindung zur genannten Zielgruppe hat. Dennoch findet ihr eine möglichst ehrliche Ersteinschätzung dieser Wertigkeit im nachfolgenden Fazit.
Spieletester
Fazit
Es ist wirklich schwierig ein ordentliches Fazit zu Dixit Universe zu verfassen, besonders deswegen, da das Werk wirklich nur eine ganz spezielle Zielgruppe anspricht! Das gesamte Erlebnis ist extra für eine eher jüngere Audienz mit mentalen Beeinträchtigungen beziehungsweise für eine sehr junge Gruppe zur Entwicklung emotionaler Kompetenzen angedacht. Demnach sind Personen, die aus Dixit Universe das meiste holen können, Leute in Bereichen wie der Sozialpädagogik, Psychologie oder aber auch Familien mit beeinträchtigten Kindern, die ihren Schützlingen eine neue Erfahrung bieten möchten. Für andere Spielefreunde wird sich Dixit Universe als eher seichtes und wenig interessantes Erlebnis herausstellen. Doch auch wenn hier eine besonders schützenswerte Zielgruppe angesprochen werden soll, sollte man dennoch Kritik, hinter dem guten Grundgedanken, nicht einfach untergehen lassen. Unter diesen Gesichtspunkten wird sich nun an das Spielgeschehen herangewagt!
Ein besonderes Erlebnis für besondere Menschen
Ganz gleich für welche Audienz es auch ausgelegt sein mag, wir taten uns wirklich sehr schwer den großen Spielspaß zu entdecken. Verglichen mit dem klassischen Dixit oder eben auch Stella, denen das Werk ja praktisch gleicht, steht hier eindeutig nicht der Spaß am Spiel im Vordergrund. Es fühlt sich viel mehr an wie eine fast schon pure entwicklungspädagogische Maßnahme zur Einschätzung und weiters zur Förderung emotionaler Intelligenz. Natürlich eine super Sache, keine Frage! Aber wie viel Spaß die angesprochene Zielgruppe wirklich daraus zieht ist etwas fraglich. Ein guter Vergleich sind hier, aus unserer Sicht, die weit bekannten Rorschach-Tests - also die Tintenkleckse, in welche man etwas hineininterpretieren soll - diese sind zwar spannend durchzuführen und interessant daraus ein Ergebnis abzuleiten, doch Spaß hat man dabei nicht so wirklich. Zumindest wäre das unser Empfinden. Und sehr ähnlich fühlt sich auch die Dixit Universe Erfahrung an.
An den oben genannten Punkt dockt auch noch weiters die Gestaltung an. Erstmals hat das Design eher etwas von einem zahnärztlichen oder anderweitig medizinischen Produkt als, dass man sich darin ein lustiges Gesellschaftsspiel erwarten würde, und dann sind da auch noch unzählige Meinungen und Einschätzungen von Experten mit Zitaten und fettgedruckten Fremdwörtern über die Box und das Regelheft hinweg verteilt. Man wird dabei von Begrifflichkeiten wie: mentales Lexikon, auditives Kurzzeitgedächtnis, Synonyme und Antonyme und noch weiteren einfach zugepflastert - das mag ja alles auch so wahr und stimmig zur kognitiven Wertigkeit sein, birgt aber wieder eher diesen Flair von medizinischer/psychologischer Studie als Spaß für die ganze Familie… Quasi wie die Phrase: „Neun von zehn Zahnärzten empfehlen“. Dies birgt doch auch einen gewissen manipulativen Beigeschmack (ohne hier etwas unterstellen zu wollen), denn der tatsächliche Stellenwert bezüglich Entwicklungsförderung ist natürlich sehr schwer zu beurteilen und interindividuell unterschiedlich! Im Grunde aber eine tolle Sache die zu erzielenden Aspekte dem Käufer ausführlich näherzubringen.
Persönlich denken wir, worauf wir hier hinauswollen, sollte nun halbwegs klar dargelegt sein.
Das Spiel an sich ist, wie bereits erwähnt, wie eine sehr simple Version eines klassischen Dixit beziehungsweise Stella, eben für eine spezifische Zielgruppe. Dabei gibt es eine kooperative und eine Art kompetitive Variante, allesamt mit dem Fokus der Förderung kognitiver Fähigkeiten. Demnach ist das Spielgeschehen aber für eine Spielerunde abseits der Zielgruppe wenig zielführend. Streitigkeiten oder gar Frustration sollte dabei aber keine der Spielweisen mit sich bringen! Dennoch muss klar gesagt werden, dass gewisse kognitive Kompetenzen unabdingbar sind um aus dem Spielgeschehen profitieren zu können beziehungsweise dieses generell mitspielen zu können, etwas, dass nicht auf jede Person der Zielgruppe zutrifft und im Regelheft etwas einfacher dargestellt wird als es tatsächlich ist.
Abschließend möchten wir hier noch einmal explizit erwähnen, dass eine Einschätzung dieses Werks, aus den genannten Gründen, wahrlich schwierig ist! In einem puren Vergleich der Spielerfahrung mit anderen beziehungsweise ähnlichen Werken kann Dixit Universe natürlich kaum mithalten. Muss es ja aber auch gar nicht! Denn bezüglich der anzusprechenden Zielgruppe hat es eindeutig seine gewisse Wertigkeit, auch wenn fraglich ist wie spaßig die Erfahrung gesamt dann wirklich sein wird. Auch wenn ich persönlich kein Experte auf dem Gebiet bin, aber nichtsdestotrotz auch Erfahrungen speziell im Gebiet der Kinder und Jugendpsychiatrie nachweisen kann, sehe ich selbst die Motivation von heranwachsenden nur bedingt sich mit Dixit Universe, anstelle anderer Brett- oder Kartenspiele auf einem ähnlich einfachen Niveau, auseinanderzusetzen. Für mich geht hier einfach der Spaß am Spiel etwas zwischen den pädagogisch gewollten „mentalen Lerneffekten“ verloren; doch aus meiner Sicht, speziell eben für Kinder und Jugendliche, sollte bei Spielen jeglicher Art zumeist der Spaß im Fokus stehen und alles andere nachgereiht sein, denn sonst wird der Anklang und die Resonanz dieser sich eher in Grenzen halten.
Insgesamt jedoch finden wir den Grundgedanken von Access+ richtig toll! Spielerisch benachteiligten Menschen mit Hilfe von Gesellschaftsspielen nicht nur Freude, sondern auch noch Lerneffekte näherzubringen, das ist ein wirklich schönes und fördernswertes Projekt! Hoffentlich schafft es die Access+ Reihe dieses Ziel auch zu erfüllen und einige Menschen da draußen zum Strahlen zu bringen und ihnen die eine oder andere Hilfestellung mit auf den Weg zu geben!
Plus
(Achtung: Dieses Spiel ist speziell für (mental) beeinträchtigte Personengruppen angedacht, um einen gleichberechtigenden und inklusiven Zugang zu Brettspielen zu ermöglichen)
- für die angedachte Zielgruppe gut passend
- versucht das Spielerlebnis von Dixit und Stella auch Zielgruppen näher zu bringen, für welche die Originalwerke eventuell zu schwierig sein könnten
- simpel und einfach für praktisch sämtliche Personen
- baut auf kognitive Weiterentwicklung und die Förderung emotionaler Intelligenz
- kooperativer und kompetitiver Modus vorhanden
- generell super toller Gedanke der Access+ Reihe
Minus
(Achtung: Dieses Spiel ist speziell für (mental) beeinträchtigte Personengruppen angedacht, um einen gleichberechtigenden und inklusiven Zugang zu Brettspielen zu ermöglichen)
- unter den oben genannten Gesichtspunkten eben nicht sinnvoll für jedermann
- Spaß scheint hier nicht im Vordergrund zu stehen, sondern eher die entwicklungspädagogischen Ziele
- weist eher einen medizinischen Flair auf als, dass es nach Unterhaltung schreit
- es werden viele große Wörter und Grafiken hinsichtlich des Lerneffekts über den gesamten Inhalt hinweg verstreut, dies lässt es gesamt etwas manipulativ wirken
- teilweise wirken die genannten Benefits, die vermeintlich aus dem Spielen herausgeholt werden können, etwas hochgesteckt
- benötigt gewisse kognitive Fertigkeiten, um effektiv gespielt werden zu können; diese werden etwas einfacher dargestellt als sie tatsächlich sind
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Details
1 Regelheft (12-seitig; darunter jedoch lediglich 3 Seiten wirkliche Regeln)
1 Spielplan
20 Punkte-Plättchen
28 Wortkarten; darunter:
- 10 Wortkarten mit Symbolen (grün)
- 18 Wortkarten ohne Symbole (lila)
36 Abstimmungskarten (1-9 je Spielerfarbe in blau, grün, lila & orange)
70 Bildkarten; darunter:
- 35 einfache Bildkarten (grün)
- 35 fortgeschrittene Bildkarten (blau)
Statistik
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