Gray Eminence

Brexit, Lockdowns, Wahlbetrug... Wer behält da noch den Überblick? Definitiv die Strippenzieher, die Gray Eminences, welche ihr Geld, ihren Einfluss und ihre Macht geltend machen, um mithilfe dieser die Weltgeschehnisse zu ihrem Gunsten zu beeinflussen und dabei jeweils ihre eigenen Ziele verfolgen.

"Zuerst ignorieren sie dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du":

Zu Beginn wird allen Spielern eine Führungskraft zugewiesen, die aus dem Hintergrund heraus agiert, sowie ein zu spielendes Szenario gewählt. Jeweils zwei geheime Ziele werden den offen bekannten Zielen der Eminenzen hinzugefügt, durch deren Erfüllung Siegpunkte gesammelt werden. Schließlich tritt ein Ereignis in Kraft, zu dessen Abhandlung ein Entschluss aller Parteien getroffen werden muss; doch Achtung ist geboten! Nicht jeder der Spieler am Tisch handelt im Sinne des allgemeinen Wohls. Und als wäre das nicht schon genug, beeinflussen zusätzlich Tweets des Präsidenten die bereits brisante Lage. Über fünf bis acht Runden hinweg zeigt sich dann schließlich anhand der gesammelten Siegpunkte, wer von den „Gray Eminences“ seine Ressourcen am effektivsten genutzt, die Geschehnisse der gesamten Welt am stärksten beeinflusst und schließlich sich gegen die anderen Mitspieler am besten behauptet hat.

Im Verlauf des Spiels müssen sich die Spieler auf mehrere Aktionskarten festlegen, welche häufig Einfluss auf Ressourcen des allgemeinen Pools haben oder aber dem eigenen Gewinn dienen. Zusätzlich können die Eminenzen unterschiedliche Fraktionen als Unterstützung erhalten, sowie untereinander handeln. Anhand des Beitrags zum allgemeinen Ressourcen Pool, der aus Geld, Macht & Einfluss besteht, wird auch eine neue Reihenfolge der Spieler gesetzt und dadurch besondere Optionen und Benefits für gewisse Positionen freigeschalten. Ob man nun aus den Schatten heraus agiert, eine Person im Blickpunkt der Öffentlichkeit darstellt oder eben eine graue Eminenz dazwischen ist, obsiegen kann man nur mit einer guten Balance zwischen sozialem Denken und egoistischem Handeln. Doch neben alledem gilt es weiters auch den Frieden mit anderen Ländern zu wahren - oder aber Konflikte zu provozieren, je nachdem, was dem eigenen Kalkül gerade entgegen kommt.

Demokratie, die Diktatur der gemeinsamen Interessen:

Besonders hervorzuheben in Gray Eminence sind die sehr storylastigen & auch teils sehr aktuell gehaltenen Ereignisse beziehungsweise allgemeinen Spielelemente die auch teilweise untermalt von humoristischen Ansätzen sind. Verschiedene Situationen im Spiel laden auch geradezu zum Nachdenken, Diskutieren und Philosophieren an und ergänzen den Charm dieses Werks auch über die Partie hinaus. Szenarien-spezifisch gibt es fünf verschiedene Zusammensetzungen der Spielkarten, sodass passende Events zum jeweiligen Szenario ermöglicht werden und aufgrund der recht großen Auswahl an Karten sich jedes Szenario von Mal zu Mal auch anders spielt. Für richtige Elite-Spieler kann die Variabilität an Karten jedoch sehr begrenzt wirken.

Der Weg zum Sieg in diesem Spiel liegt nicht in einem sturen Verfolgen eigener Ziele oder dem selbstlosen Aufopfern für das gemeinsame Gut, sondern in einer perfekten Balance zwischen diesen Optionen. Wenn man dabei noch seine Handlungen und Intentionen effektiv geheim hält, steht dem Erfolg kaum noch etwas im Weg - aber achtet dennoch immer darauf nicht das große Ganze zu übersehen, ansonsten könnt ihr auch alle gemeinsam fallen! Mit vereinten Kräften gegeneinander lautet die Devise der grauen Eminenzen!

Spieletester

07.12.2022

Fazit

"Es erscheint immer unmöglich, bis es vollbracht ist":

Für politisch interessierte Brettspiel-Fans sowie Liebhaber von semi-kooperativen Settings sollte Gray Eminence gewiss nicht in der Sammlung fehlen! Besonders in einer geselligen Gruppe kann dieses Werk weit mehr sein, als nur ein kurzweiliger analoger Zeitvertreib. Umso mehr finde ich es schade, dass eher kleine Makel dem Spielspaß teilweise im Weg stehen.

Vor allem die Mischung aus einem (zumindest für mich) recht unpraktisch aufgebauten Regelheft und allgemein zu kleinen Texten & Symbolen bremst den Spielfluss ständig aus, wodurch sich etwas Frustration in das Gesamtgeschehen einbaut. Karten/Texte anderer Mitspieler können kaum über den Tisch hinweg gelesen werden und selbst Hauptziele von Ereignissen sind nicht prominenter dargestellt, als der lediglich zusätzliche Storytext. Auch fehlt es an Erkennungsmerkmalen an den Karten, um diese eben sofort wiederzuerkennen und diese nicht jedes Mal aufs Neue durchlesen zu müssen.

Wo Gray Eminence zwar in der Gestaltung etwas fehlt, macht es dies jedoch relativ gut durch ein szenarien-treues Gameplay wett! Geboten wird ein semi-kooperatives Erlebnis in dem man durch geschickte Manipulation sowohl per Karten aber auch durch soziale Interaktionen die Geschehnisse beeinflussen und zu seinem Gunsten lenken kann. Besonders die sehr diversen und mengenmäßig herausstechenden Bedingungen, um Siegespunkte zu erhaschen, führen bei Profis solcher Spiele zu einem wahren Augenschmaus, jedoch wohl bei gemütlichen Gelegenheitsspielern zu einer klaren Informationsüberladung.

Alles in allem versucht Gray Eminence uns auf teils humoristische Weise in eine politische Welt voller Intrige zu führen und schafft es geradezu exzellent ein solches Setting zu erschaffen, scheitert aber etwas dabei dieses fließend aufrecht zu erhalten. Der Spannungsaufbau bricht auf Grund erwähnter Kleinigkeiten im Spieldesign immer wieder ab und kann sich somit nicht vollständig durchsetzen und entfalten, dennoch hat das gesamte Werk einen ganz eigenen Charme, der es gewiss vermag so Manchen in seinen Bann zu ziehen.

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • viele unterschiedliche Optionen jede Runde
  • bringt Spannung in eher trockene Thematik
  • regt zum Nachdenken und Diskutieren an
  • teilweise humoristische Herangehensweise an ernste Themen

Minus

  • unübersichtliches Regelheft
  • Schrift & Symbole recht klein
  • Kontrast ist teilweise schlecht gewählt
  • relevante Information auf Karten kaum hervorgehoben

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 6
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 bis 90 Minuten
Preis: 70,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2020
Zubehör:

1 Regelheft (12-seitig)
1 Spielbrett
6 Spielertableaus
6 Meeples (Spielfiguren)
57 große Karten; darunter:
  - 10 Gray-Eminence-Karten
  - 34 Ereigniskarten
  - 5 Szenariokarten
  - 8 Eskalationskarten
204 kleine Karten; darunter:
  - 70 Aktionskarten
  - 31 Fraktionskarten
  - 36 Geheime Zielkarten
  - 64 Tweetkarten
  - 3 Referenzkarten
108 Holzwürfel (36 in grün, 36 in blau & 36 in rot)
6 "Geheimschachteln"
5 Holzzylinder (= Beziehungsmarker)
1 Spielzugmarker
35 Siegpunktemarker
4 Ländermarker

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