Pacific Rails Inc.

1869 wurde die erste Eisenbahnlinie fertiggestellt, die West- und Ostküste der USA verband. Wandelt in Pacific Rails Inc. auf den Pfaden von damals und baut selbst an kontinentalen Eisenbahnnetzen.

Spielidee

Jeder Spieler versucht, die West- mit der Ostküste zu verbinden, mögliche Zielfelder werden auf beiden Seiten am Beginn des Spiels festgelegt. Aber nicht nur das bringt Punkte, auch der Bau von Bahnhöfen und das Aufstellen von Telegraphenmasten in Städten auf dem Weg. Weitere Punkte kann es geben, wenn Mitspieler an meinen Bauwerken vorbeifahren.

Bahnhöfe bringen den zusätzlichen Vorteil, dass ich Waggons am meine Lok anhängen darf. Dadurch steigt nicht nur mein verfügbares Frachtvolumen, ich kann auch Spezialisten und Zusatzeinkünfte erhalten.

Spielablauf

Im Spiel sind stets zwölf Arbeiter präsent, welche gleichmäßig unter den Spielern verteilt sind. Diese Arbeiter setzt man üblicherweise auf die Aktionsfelder zwischen den neun Stadtbezirken. Man darf aber auch einen Arbeiter von einem Feld nehmen, statt einen einzusetzen. Die Auswirkung ist in beiden Fällen gleich: Ich darf die Aktion eines angrenzenden Bezirks durchführen, eventuell verstärkt durch weitere eigene Arbeiter, die neben oder auf dem Bezirk stehen.

Wie kommen Arbeiter auf einen Bezirk? Ganz einfach: Bezirke sind nie komplett blockiert. Sind alle umliegenden Felder besetzt, darf ich einen Arbeiter direkt auf den Bezirk stellen. Dadurch wird ganz normal die Aktion dieses einen Bezirks gewährt, außerdem werden umliegende Arbeiter vom Spielplan entfernt. Die Besitzer der Letzteren erhalten als Entschädigung einen Cowboyhut, den sie später als Aktionsbooster einsetzen können.

Aktionsmöglichkeiten

Einige Stadtteile erlauben die Produktion der Ressourcen Holz, Eisen, Schwarzpulver und Münzen. Eure Lok bestimmt, wie hoch eure Einkünfte hierbei sind. Dort stehen nämlich Häuser, die anfangs Produktion blockieren, aber von dort auf den Spielplan gebracht werden können, um die Produktion noch weiter zu erhöhen oder als Bahnhof zu fungieren. Dieses Auf-den-Spielplan-bringen ist die Sonderaktion von Produktionsbezirken. Ein Bezirk erlaubt nicht Häuser, sondern Telegraphenmasten ins Spiel zu bringen. Das bringt mir "nur" Siegpunkte.

Andere Stadtteile aktivieren den Zug. Dadurch erhalte ich Einkünfte und aktiviere meine Spezialisten. Letztere erzeugen meist Streckenabschnitte, also Gleisabschnitte, Brücken und Tunnel. Diese Abschnitte muss ich in meiner Lokomotive lagern (stimmt, das ist nicht logisch, dass ich einen Tunnel mit mir mitführen muss...).

Bauen, bauen, bauen!

Der zentrale Stadtbezirk ist auf zwei Arten nutzbar: Spezialisten anwerben (die machen aus Eisen Schienen, aus Schwarzpulver Tunnel...) oder Gleisabschnitte von meiner Lok auf den Spielplan legen. Wenn man baut, muss man stets die komplette Strecke bis zur nächsten Stadt auf einmal bauen. Dabei muss für jedes Terrainfeld die passende Gleisart benutzt werden (z.B. Brücken auf Wasserfelder). In der neuen Stadt darf man sofort einen Bahnhof oder Telegraphenmasten aufstellen. Im weiteren Verlauf darf man bereits vorhandene Streckenabschnitte mitbenutzen, was grundsätzlich kostenlos ist. Allerdings bekommen die Mitspieler Punkte, wenn man mit seiner Lok, die stets das aktuelle Ende der eigenen Route anzeigt, durch Ortschaften mit fremden Bahnhöfen und/oder Telegraphenmasten fährt.

Endabrechnung

Am Ende des Spiels hat man schon ein schönes Punktekonto aufgebaut: Punkte für angeschlossene Städte, Bau von Telegraphenmasten, Aktivitäten von Senatoren, Punkte durch Fremdnutzung meiner Gebäude etc. sind da angehäuft. Wer die Verbindung West-Ost finalisiert, hat ebenfalls Punkte bekommen. Für die Anzahl meiner gebauten Bahnhöfe und Telegraphenmasten werde ich nun nochmals belohnt, außerdem klingelt die Kassa bei Erfüllung der am Spielbeginn ausgelegten Wertungsziele. Wer in der Addition die meisten Punkte aufweisen kann, gewinnt das Spiel.

Spieletester

09.06.2022

Fazit

Die Spielanleitung macht es einem nicht leicht. Und da ist es egal, ob man mit der englischen Originalanleitung hantiert (dann bitte aber nur mit Version 2.0 oder höher!), oder mit der deutschen Übersetzung. Sie haben zwar einige Beispiele in petto, aber die behandeln manchmal Spezialfälle, ohne das grundlegende Geschehen zu zeigen. Außerdem werden die Dinge unnötig kompliziert erklärt. Wer sich How-to-Videos ansieht, wird plötzlich neue Regelauslegungen finden, und wer auf Boardgamegeek das Forum nutzt, wird von einem der Entwickler gleich nochmal mit neuen Auslegungen konfrontiert. Das ist gelinde gesagt verwirrend... So wie auch die Nutzung der sehr ähnlichen Bezeichnungen Stadt, Stadtfeld, Stadtviertel und Stadtteil, wo die ersten beiden eine Stadt auf der Landkarte meinen, während die anderen beiden gleichbedeutende Begriffe für einen der neun Aktionsplätze darstellen.

Was einige Spieler zusätzlich verwirrt: Es gibt bei den Schienenteilen Geraden, Kurven, Kreuzungen. Der Schienenstrang muss aber nicht in eine Stadt hineinlaufen, um sie zu verbinden. Wenn Schienen über ein angrenzendes Feld führen, ist das für eine Verbindung ausreichend, auch wenn es optisch nicht so aussieht!

Und ein weiterer Verwirrungspunkt sind die "Stützräder". Das sind kleine Tafeln, die man ohne weitere Erklärung in der Box findet. Wir haben sie für Übersichtskarten gehalten, sind dann aber über einige Punkte gestolpert, die uns überhaupt nicht klar wurden, auch nach Absolvierung einer kompletten Partie (und sogar bis heute nicht). Sieht man wieder auf Boardgamegeek, findet man die Stützräder-Tafeln zum Download. Einige Texte haben sich komplett verändert, wodurch die ursprünglich verwirrenden Abschnitte weggefallen sind. Aber warum zum Beispiel zweimal 4 Siegpunkte abgedruckt sind, bleibt ein Geheinmis des Grafikers.

Was der Eindruck in unserer ersten Partie war? "Das Spiel ist aus, wenn es gerade erst so richtig begonnen hat". Dies birgt eine gewisse Ironie, weil wir zwei Stunden zugange waren. Auch sonst berichten die Leute über Spieldauern zwischen 60 und 90 Minuten, obwohl die Box 45-60 Minuten aufgedruckt hat.
Mein ganz persönlicher Eindruck des Spiels: Ich habe unterschätzt, wie wichtig es ist, den ersten Bahnhof zu bauen und somit den ersten Waggon plus einen Spezialisten geschenkt zu bekommen. Aber die restlichen zwei hat man (zu) schnell, die "passieren einem", man muss nicht auf sie hinarbeiten. Vor allem den dritten nutzt man so gut wie nie für Ausbauten und Spezialisten, der dient nur als Ressourcenspeicher. Man kann leicht Dinge vergessen (etwa, dass Spezialisten in Wagen zwei und drei ihre Aktion zwei bzw. dreimal ausführen dürfen) oder muss sich mehrere Dinge zusammensuchen (Aktion des Stadtteils, Verstärkung durch anwesende Arbeiter, Verstärkung durch gebaute Häuser im Stadtviertel, Verstärkung durch Felder auf der Loch), was dann auch in entsprechenden Nachdenkpausen und Wartezeiten gipfelt.
Das Wichtigste im Spiel ist, dann man gute Kombinationen aus Zugausbauten und Spezialisten anschafft. Und wer die finale Verbindung zwischen Ost und West legt, hat mit satten fünfzehn Siegpunkten den Sieg fast schon in der Tasche.

Insgesamt hat das Spiel zu viele Ungereimtheiten und Hürden, um aus der Vielzahl von erhältlichen Eisenbahnspielen herauszustechen. Dabei hätte es jede Menge Potential gehabt! Ich fürchte, dass es in meinem Schrank verstauben wird...

Redaktionelle Wertung:

Plus

  • Der Worker-Placement-Mechanismus ist interessant gestaltet

Minus

  • Die Spielanleitung ist sehr schwierig gestaltet
  • Der Bonus für die Ost-West-Verbindung scheint viel zu hoch
  • Man vergisst gerne etwas, das Spiel ist alles andere als selbsterklärend
  • Der Spielplan ist ungewohnt, man hat immer den Drang, um Wasser herum zu bauen
  • Die Schienenplättchen verwirren, da man auch dorthin fahren darf, wo keine Schienen hinführen

Teilen mit facebook twitter

Kommentar verfassen

Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 14 Jahren
Spieldauer: 45 bis 60 Minuten
Preis: 35,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2021
Autor: Dean Morris
Grafiker: Damien Mammoliti
Zubehör:

1 Spielplan
4 Lok-Tableaus
12 Waggons
210 Streckenplättchen
80 Ressourcenplättchen
44 Häuser
28 Telegraphenmasten
24 Spezialistenplättchen
12 Wertungszielplättchen
20 Waggonverbesserungsplättchenen
24 Arbeiter
8 Cowboyhüte
8 Senatoren
8 Lokomotiven
4 Wertungsmarker
1 Spielanleitung

4 Tafeln "Stützräder"

Anzeige

Statistik

Derzeit findest Du auf spieletest.at 7206 Gesellschaftsspiele-,
1656 Videospielrezensionen
2309 Berichte.