Stern von Afrika

Mit dem Begriff "Stern" assoziiert man im Allgemeinen Schutz, Sicherheit und Licht. Seit Millionen von Jahren haben Sterne einen magischen Einfluss auf die Menschheit genommen. So fängt eine ganze Weltreligion mit dem Aufgang eines Sternes an. Aber: Sterne können auch untergehen. Das Spiel „Stern von Afrika“ beansprucht ebenfalls einen Platz am Spiele-Himmel, um dort als Stern zu leuchten. Schon 1951 erschien das Spiel des finnischen Autors Kari Mannerla und avancierte zum erfolgreichsten Spiel in Finnland. 2015, neu aufgelegt und überarbeitet, gelangt es wieder auf unsere Spieltische. Aber kann der große Name dieses Spiels auch die heutigen Erwartungen erfüllen?
Spielmaterial und Regeln:
Der Inhalt der Schachtel wird von einem großen Spielbrett mit dem Umriss von Afrika, versehen mit Ortsbezeichnungen wie Tanger und Kairo, dominiert. Aber auch die Sklavenküste und Luanda finden auf dem Spielbrett ihren Platz. Für ein überarbeitetes Spiel hätte man mit den Ortsbezeichnungen etwas feinfühliger sein können. Ebenso entsprechen die Illustrationen auf dem Spielbrett in keiner Weise dem Standard heutiger Spiele. Vielmehr erinnern diese an kindliche bunte Strichzeichnungen. Proportionen und Detailtiefe sind Fehlanzeige. Auf der Spielschachtel werden die Spielsteine als hochwertig angepriesen. Nach dem Öffnen der Schachtel hält man allerdings nur blaue Kunststoff-Spielsteine in der Hand, die mit bunten Glasperlen oder mit einer Hufeisenzeichnung gefüllt wurden. Auch in diesem Punkt dürfte der Käufer unter dem Begriff "hochwertig" etwas anderes erwarten. Das Spielgeld erinnert dagegen überdeutlich an Monopoly. Lediglich die kleine Lokomotive auf den Geldscheinen fehlt.

Das Spiel:
Inspiriert von dem Film Casablanca und dem Hollywood-Stern Humphrey Bogart entwickelte Herr Mannerla dieses Spiel. Das Spielprinzip ist so einfach und simpel wie eintönig. Es geht darum, Orte auf dreierlei Art zu bereisen, um einen Diamanten zu finden. Dazu werden zunächst die blauen Plastik-Spielsteine verdeckt auf die Städte des Spielplans gelegt. Jeder Spieler erhält ein Startguthaben aus der Bank und der Startspieler den Würfel. Die Spieler starten von einem festgelegten Punkt auf der Landkarte. Der Startspieler würfelt und kann nun seine Spielfigur kostenfrei über Land oder kostenpflichtig auf dem Seeweg oder mit dem Flugzeug zu der nächsten Stadt ziehen. Die Kosten bezahlt er mit dem Spielgeld, welches er zu Beginn des Spiels erhalten hat. Auf der Stadt angekommen, dreht er den blauen Spielstein um. Ist der Stein leer, passiert nichts. Findet er in dem Spielstein einen farbigen Diamanten, erhält er Geld von der Bank, um seine weitere Reise finanzieren zu können. Wird jedoch ein weißer Diamant sichtbar, muss der Spieler mit dem Diamanten nur noch zu seinem Startort zurückkehren und hat das Spiel gewonnen. Lediglich ein Spieler, der nach dem Fund des weißen Diamanten noch ein Hufeisen findet (weshalb ein Hufeisen?), kann den Sieg des Mitspielers verhindern, indem er dieses zum Startort bringt, ehe der im Besitz des weißen Diamanten befindliche Spieler dort eintrifft. Fünf Orte auf dem Spielbrett bringen Aktionen ins Spiel. An diesen Orten kann der Spieler sein gesamtes Geld verlieren oder für drei Runden als Sklave gefangen genommen werden und muss somit aussetzen. An zwei Orten erhält er hingegen Geld aus der Bank. Allerdings hätte man diese fünf Städte auf dem Spielbrett farbig markieren können. Gerade wenn man "Stern von Afrika" das erste Mal spielt, schaut man nach Ankunft in einer Stadt immer im Regelheft nach, ob es in dieser Stadt eine besondere Aktion gibt. Ein wesentlicher Schwachpunkt des Spiels ist die Tatsache, dass es nur fünf Steine mit Hufeisen gibt. Und nur der Spieler, der ein Hufeisen findet nachdem der weiße Diamant gefunden wurde, hat die Chance, das Spiel noch zu gewinnen. Er muss nur vor dem Besitzer des weißen Diamanten an seinem Startfeld ankommen. Wenn aber im Spielverlauf schon viele Steine aufgedeckt und die Hufeisen vor dem weißen Diamant gefunden wurden, ist das Spiel in diesem Moment bereits vorbei. Denn wenn dieser Diamant gefunden wurde gibt es kein Hufeisen mehr, welches den Sieg noch verhindern könnte.

Spieletester

28.03.2016

Fazit

Das Spiel "Stern von Afrika" kann die Erwartungen, die dieser Name und die Beschreibung auf der Spielschachtel wecken, in keiner Weise erfüllen. Die Illustrationen und das Spielmaterial sind altbacken und erinnern eher an das gute alte Das Malefizspiel, Mensch ärgere dich nicht oder Monopoly. Die Spielsteine aus Plastik vermitteln nicht das Gefühl, ein hochwertiges Spiel zu besitzen. Die Spielregel ist mit zwei Seiten kurz und das Spiel schnell erklärt. Allerdings fehlen auch sämtliche Elemente, die eine Erklärung nötig machen würden. Man würfelt und zieht mit seiner Spielfigur die entsprechende Anzahl von Würfelaugen auf dem Spielbrett zur nächsten Stadt. Dann dreht man den blauen Stadtstein um, kassiert die Belohnung oder führt die Aktion aus und der nächste Spieler ist an der Reihe. Auch das Spielprinzip ist eher kolonialistisch angelegt. Durch Afrika reisen und Diamanten ausbeuten ist in der heutigen Zeit kein Spielthema mehr. Und als Sklave gefangen genommen zu werden oder an einen Ort zu reisen, der Sklavenküste heißt, gehört in der heutigen Zeit zum Glück der Vergangenheit an und sollte auch in einem Familienspiel ein No-Go sein! Im Zuge der Überarbeitung hat man die Chance verpasst, die Grafik an die heutigen Ansprüchen anzupassen, das Spielmaterial aufzupeppen und dem Spiel durch Ereignisfelder oder zusätzliche Karten einen neuen Anstrich zu geben. So allerdings wandert das Spiel ins Spieleregal und wird wohl auch so schnell nicht mehr rausgeholt werden.
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • leichte und zugängliche Regeln
  • gut als Familienspiel zu spielen
  • kurzweilige schnelle Spielrunden
  • keine langen Wartezeiten

Minus

  • einfache Grafik
  • Spielmaterial aus Plastik
  • fehlende Abwechselung in der Spielmechanik
  • Begriffsverwendungen wie "Sklave" sind in einem Familienspiel unangebracht

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 25 Minuten
Preis: 27,00 Euro
Erscheinungsjahr: 1951
Verlag: Piatnik
Autor: Kari Mannerla
Grafiker: Elisabeth Plangger
Zubehör:

1 Spielplan 5 Spielfiguren 33 Spielsteine 35 Banknoten 1 Würfel 1 Spielanleitung

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