Realm of Wonder

Die Bandbreite der Verlage für Brettspiele wird immer internationaler. Waren in den 90er-Jahren neben den anglo-amerikanischen vor allem deutsche Verlage präsent, so konnten sich im letzten Jahrzehnt vor allem französische, süd- und osteuropäische Verlage einen Namen machen und fest etablieren. Aktuell wandeln sich vor allem skandinavische Verlage von Geheimtipps zu festen Größen im Spiele-Business. Bestes Beispiel ist Lautapelit. Diese Jungs aus Finnland brachte mit solchen Perlen wie Eclipse, Nations oder Nations The Dice Game frischen Wind in die die Vielspielerszene. Kein Wunder also, dass sich solcherart gestärkt mit Mindwarrior Games ein weiterer finnischer Verlag ins Rampenlicht der Öffentlichkeit wagt.

Die Spieler werden in ein märchenhaft fantastisches Reich, welches aus sechs Landesteilen besteht, entführt. Der König des Reiches besitzt zwar Zauberkräfte die er zum Wohlergehen des Landes einsetzen kann, konnte es aber trotzdem nicht verhindern, dass durch die Machtgelüste einiger seiner Barone, die jeweils über einen Landesteil herrschen, dem gesamten Reich großes Unheil wiederfuhr. Als Ergebnis daraus wurde einer der Landesteile vollständig zerstört und zwei weitere in unwirtliche Landschaften verwandelt. Die drei verbliebenen hingegen wurden danach einem merkwürdigen und überaus starken Wachstum der Vegetation ausgesetzt. Die Bewohner der einzelnen Landesteile passten sich in den darauffolgenden Generationen den neuen Gegebenheiten an und einige Zeit später gab es dort jeweils nur noch Zyklopen, Yetis, Zwerge, Zauberer, Trolle und Golems.

An dieser Stelle werden die Spieler in Realm of Wonder eingebunden. Der König befürchtet einen neuen Aufstand der diesmal aber das ganze Reich zerstören könnte. Um ihm zu helfen diese Gefahr zu bannen, müssen die Spieler in einer Art Wettstreit gegeneinander eine zufällige von fünf möglichen Aufgaben erfüllen.

Für den Aufbau des Spiels sollte man schon einiges an Platz bereithalten, da der eigentliche Spielplan allein stolze 60x60 Zentimeter misst. Nach dem Aufbau kann man dann erst einmal sein Auge genüsslich schweifen lassen. So ist das Märchen-Reich in einer feinen, an alte Stahlstiche erinnernden Grafik illustriert und besteht aus einem festen Außenring und zwei drehbaren, kreisförmigen inneren Ringen. Auf den jeweiligen Ringen befinden sich innerhalb der verschiedenen Landschaftsarten Zauberquellen, Runensteine, geheimnisvolle Türme und Zauberwirbel. Die einzelnen Ebenen sind miteinander durch einige Übergänge verbunden, welche aber durch Drehung der Ringe verschoben werden können.

Jeder Spieler startet in seinem Landschaftsteil und muss von diesem ausgehend die Gegend erkunden. Die auf dem Spielplan verteilten Türme sind dabei sehr interessant, können sie doch einige sehr nützliche Gegenstände beherbergen, allerdings aber auch die Heimstatt von schwer zu bekämpfenden Monstern sein. Die Währung im Spiel sind die Zauberpunkte mit denen fast alle Aktionen in unterschiedlicher Stärke bezahlt werden können. So können sich die Spieler von Zauberwirbel zu Zauberwirbel teleportieren lassen, an Runensteinen zusätzliche Zauberkarten erwerben oder Zauberquellen mit eigenen Festungen für sich beanspruchen. Sollten sich aufgrund dieser Aktionen Änderungen beim rundenweisen Einkommen an Zauberpunkten ergeben, so wird das sofort auf dem jeweiligen Charakter-Tableau der Spieler angezeigt. Sobald der Erste die gestellte Aufgabe erfüllt hat kann er sich auf den Weg zum Schloss des Königs machen, welches sich im Zentrum des Spielplans befindet. Alternativ gibt es auch die immer geltenden Möglichkeiten drei Monster zu besiegen oder drei der Zauberkugeln zu finden und diese dem König zu bringen, um das Spiel zu gewinnen.

Spieletester

15.03.2015

Fazit

Realm of Wonder ist ein optisch wunderschön gestaltetes Wettlaufspiel mit einem nicht zu unterschätzenden Glücksfaktor für die ganze Familie. Die grundlegenden Spielregeln sind schnell vermittelt und verinnerlicht. Trotzdem ist ein bisschen Spiel-Erfahrung von Nöten, um die eigenen Aktionen sinnvoll auszusuchen und dann auch einsetzen zu können. Man kann zudem zwar seine Mitspieler ärgern indem man deren Festungen an Zauberbrunnen zerstört und damit den rundenweisen Nachschub an Zauberpunkten reduziert, wirklich ernsthafte Konflikte untereinander gibt es aber nicht. Im Großen und Ganzen fühlt sich Realm of Wonder letztendlich wie ein Talisman light an. Allerdings finden sich auch einige Kritikpunkte. So ist ein sinnvolles Spiel leider nur mit vier oder fünf Mitspielern möglich, denn erst mit höherer Spieleranzahl ist man darauf angewiesen den anderen etwas wegzuschnappen, um seinen Auftrag erfüllen zu können. Mit weniger Spielern haben nämlich alle viel zu viel Platz und Ressourcen auf dem Spielplan, mit sechs Spielern hingegen zieht sich das Spiel wie Kaugummi. Ein weiterer großer Kritikpunkt betrifft die verschiedenen Rassen. Hier hat sich der Verlag zwar enorme Mühe gegeben diese möglichst individuell zu gestalten, was bis zu den sehr gut gelungenen Miniaturen durchgehalten wurde. Trotzdem spielen sich die einzelnen Rassen leider trotzdem absolut identisch da sie sich nur durch die spezielle Rassenfähigkeit die zudem nur ein bis zweimal im Spiel eingesetzt werden kann unterscheiden. Unter dem Strich ist Realm of Wonder zwar ein sehr schön aufgemachtes und überaus charmantes Familienspiel, bietet aber leider aufgrund einiger vermeidbarer Fehler im Spieldesign spielerisch nur Mittelmaß.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2014
Grafiker: Sami Saramäki
Genre: Wettlauf
Zubehör:

Spielplan, Spielregel (mehrsprachig), Aufgabenbuch (mehrsprachig), sechs Spielfiguren (Kunststoff), sechs Charakterbögen, sechs Spezialtalent-Scheiben, sechs Zugmarker, sechs Punktezähler, 50 Bewegungskarten, 55 Zauberkarten, fünf Aufgabenkarten, Kampfwürfel, Spezialwürfel, 60 Festungen, sechs Häuser, 36 Turmplättchen, 50 Zauberpunkt-Plättchen, sechs Bonusscheiben, sechs Siegscheiben

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