Gib Gas

Man sollte meinen, dass man bei einem Wettrennen immer möglichst schnell sein möchte; abgesehen von Spezialpreisen, für die der Vorletzte ausgezeichnet wird oder Gleichmäßigkeit gefragt ist. Nicht so bei Gib Gas: In manchen Streckenabschnitten soll man der Schnellste sein, in anderen der Langsamste. Wer wird diesen Anforderungen am ehesten gerecht und die meisten Lorbeeren ernten?

Jeder Spieler bekommt einen Satz Karten, die sechs verschiedene Geschwindigkeiten vorgeben oder die zuletzt gefahrene Geschwindigkeit beibehalten lassen. Hinzu kommen eine Karte für zufällige Geschwindigkeit und eine Boxenstoppkarte. In der Tischmitte liegt der Stapel mit Streckenabschnitten, von denen einige offen ausliegen. Gespielt wird aber immer nur auf einem Streckenabschnitt, die restlichen dienen als Orientierung für die nachfolgenden Runden.

Alle Spieler spielen gleichzeitig, indem sie eine Handkarte und somit ihre Geschwindigkeit auswählen. Dann wird aufgedeckt und ausgewertet. Welche Effekte die gefahrenen Geschwindigkeiten haben, ist auf den Streckenabschnitten aufgedruckt. Entweder gibt es Siegpunkt für den schnellsten bzw. langsamsten Fahrer oder er muss Schadenspunkte einstecken. Ja, auch Schaden gibt es hier! Wer einen Totalschaden an seinem Fahrzeug hat, ist aller Siegchancen beraubt. Wer seinen Rennwagen fahrtüchtig ins Ziel bringt und die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt das Spiel.

Das klingt nun alles leicht, ist es aber nicht! Einen ganz wesentlichen Punkt habe ich nämlich noch unerwähnt gelassen: Die Kollisionen der Fahrer untereinander. Immer wenn zwei oder mehr Autos in einer Runde gleich schnell fahren - und das geschieht öfter, als einem lieb ist - kommt es zu einer Beschädigung. Außerdem werden diese gespielten Karten nicht für die Auswertung herangezogen.
Je mehr Spieler teilnehmen, desto öfter kommt es zu Gleichständen. Das verkürzt das Spiel natürlich enorm, da der erste Totalschaden gleich dem Spielende ist. Zudem treten recht witzige Effekte auf, weil die Gleichstands-Karten nicht für die Auswertung herangezogen werden: Knocken sich alle höheren (oder niedrigeren) Karten gegenseitig aus, kann ich auch mit einer niedrigen Karte Schnellster (oder Langsamster) sein. Ob das nun günstig oder ungünstig ist, hängt vom Streckenabschnitt ab.

Ich spiele ständig Karten aus. Und wie bekomme ich neue auf die Hand? Erst wenn man alle Karten ausgespielt hat, bekommt man seine Karten zurück auf die Hand. Eine Ausnahme bildet die Boxenstopp-Karte: Wer diese spielt, nimmt an der Auswertung dieser Runde definitiv nicht teil. Stattdessen darf er bis zu drei Karten vom Ablagestapel aussuchen und wieder auf die Hand nehmen.

Abschließend sei noch auf die beiden Spielvarianten hingewiesen: In der einen darf man beim Boxenstopp statt Karten zu nehmen sein Auto reparieren, in der anderen sortiert jeder vor dem Spiel eine Karte geheim aus seinem Deck aus. Letzteres soll die Anzahl der Kollisionen im Spiel zu sechst verringern.

Spieletester

01.06.2014

Fazit

Das ist doch mal ein ungewöhnliches Wettrennen: Größte Gefahr sind die anderen Fahrer, die bei gleicher Geschwindigkeit mit mir kollidieren. Ich würde es ja noch verstehen, wenn der eine zu stark bremst und der andere ins Heck kracht. Aber beim gleich schnellen Fahren?! Die Fahrer müssen mehr als nur ein paar Promille Benzin im Blut haben, wenn sie auf der Geraden solche Schlangenlinien fahren... Der Charakter des Spiels wechselt sehr mit unterschiedlichen Spielerzahlen: Während bei wenigen Fahrern der Kampf um die Streckenabschnitte überwiegt, ist es in Vollbesetzung das Vermeiden von Zusammenstößen mit den Mitspielern. Wer hat welche Karten schon gespielt? Wer hat einen Unfall mit einem Mitstreiter? Die zweitgenannte Spielvariante, in der jeder eine Karte aus seinem Deck nimmt, ist nur bedingt hilfreich. Entscheiden sich nämlich mehrere für dieselbe Karte, haben sie noch höheres Risiko von Übereinstimmungen, während andere einen Kartenwert quasi für sich alleine haben. Hier kann man aber ganz einfach für Abhilfe sorgen: Man nimmt die Geschwindigkeitskarten eines Decks, jeder zieht eine Karte und sortiert genau diesen Wert aus seinem Deck aus. Nun ist sichergestellt, dass alle wieder dieselben Chancen haben. Wie bereits gesagt ist Gib Gas ein unkonventionelles Wettrennen. Die Rennatmosphäre haben wir etwas vermisst, weil ja niemand schneller irgendwohin kommt als ein anderer; einträchtig beschäftigen sich alle Spieler mit dem einen Streckenabschnitt, wenn sie fertig sind wechseln sie gemeinsam zum nächsten. Die Schachtel trägt den Aufdruck „Das taktische Kartenspiel“, einen großen Bluff- und Glücksanteil kann man aber nicht leugnen. Dadurch sehe ich das Spiel vor allem bei Jugendlichen gut aufgehoben. Und da ist es ganz egal, ob man jemals eine Carrera-Bahn besessen hat oder nicht. Am besten spielt man zu dritt oder zu viert.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 9,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2014
Grafiker: Andreas Resch
Genre: Glück
Zubehör:

60 Handkarten, 36 Streckenabschnittskarten, 1 Spezialwürfel, 6 Schadensmarker, 1 Spielanleitung

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