Pirates vs. Dinosaurs

“Liebe Kinder!“ sagte also der pensionierte Piraten-Großvater zu den im Halbkreis um ihn sitzenden kleinen Knirpsen und räusperte sich bedeutungsvoll. „Liebe Kinder, ich erzähle euch jetzt eine Geschichte die sich vor langer Zeit zugetragen hat. Die Geschichte eines spannenden Abenteuers, die ich selbst nie glauben würde, wäre ich nicht leibhaftig dabei gewesen. Damals, als es noch echt gefährlich war, zur See zu fahren.“ Während er sich nochmals ausgiebig räusperte, wurden die Kinderaugen immer größer und erwartungsvoller.
„Ich war mal ein großer Piratenkapitän, wie ihr bestimmt schon gehört habt. Da begab es sich eines Tages durch einen glücklichen Zufall, dass ich in einer Hafenkneipe bei einem großen Glas frischer Milch saß. Am Nebentisch war ordentlich was los, das kann ich euch sagen! Da erzählte ein Seebär, der die Milch nicht ganz so gut wie ich vertrug und deshalb schon ziemlich betrunken war, von einer geheimnisvollen Insel, auf der ein riesengroßer Schatz vergraben war. Der Schatz wurde beschützt von Geistern verstorbener Piraten und von großen Dinosauriern, die alle armen Seelen, die sie mit ihren gewaltigen Pranken zu fassen bekamen, in tausend Stücke rissen.“ Diesen Satz musste er jetzt erst mal auf seine kleinen Zuhörer wirken lassen. Wie er beruhigt feststellte, begannen tatsächlich schon ein oder zwei der Winzlinge nervös auf ihrem Hosenboden herumzurutschen. Sehr gut!

„Nun war der gute Mann bereits so angetrunken, dass er plötzlich das Gleichgewicht verlor und der Länge nach auf den Boden purzelte. Da fiel ihm doch tatsächlich eine alte Landkarte aus der Manteltasche! Viele grausame und gierige Piraten hatten seiner Geschichte zugehört und sie alle griffen nun gleichzeitig nach dieser Karte, die dabei in viele Teile zerriss. Doch das Glück war mir hold! Durch eine Fügung des Schicksals fanden sich plötzlich zwei dieser Teile in meinen Händen!“ Der alte Freibeuter blickte mit funkelnden Augen in die Runde der Kinder, die immer näher rückten.

„Es galt nun, schnell zu sein! Wo die Insel lag, wusste ich. Auf den beiden Kartenteilen waren auffällige Landmarken zu sehen und waren diese erst gefunden, würden sie mich schon zum Schatz führen! Auf dem Weg zu meinem Schiff beschaffte ich mir in einem Laden noch entsprechendes Werkzeug, ein paar Pistolen, Säbel und Musketen und dann ging es fast schon los. Meinen Steuermann, der vom vielen Milchtrinken sehr müde war, musste ich jedoch noch wecken! Die Reise zur Insel dauerte dann nur ein paar Tage.“

„Als wir in einer großen Bucht ankerten, musste ich feststellen, dass wir nicht die einzigen waren, die es bis hierher geschafft hatten. Es lagen schon fünf weitere Schiffe vor Anker und wie immer kam es also auf meinen Einfallsreichtum und mein Köpfchen an – schließlich wollte ich ja als erster an den Schatz!“

„Wir setzten also mit unserem Beiboot auf die Insel über und schon begann die gefährliche Suche nach den Landmarken. Wir hasteten über den Strand, durchquerten Sümpfe, Savannen, Berge und Dschungel, kämpften gegen Treibsand, Kannibalen, Giftschlangen, riesige Dinosaurier und schließlich…“ Er machte eine lange Pause und betrachtete die Rabaukenhorde, die sich um ihn drängte und ihn aufforderte, doch endlich weiterzuerzählen. „Und schließlich hatten wir nicht nur die Kartenteile richtig zusammengesetzt, sondern auch noch den Schatz gefunden!“ Ein großes „Aaaaah“ und „Oooooh“ ging durch die Runde und vergnügt klatschten die Kinder Beifall! Eine so tolle Geschichte hatten sie noch nie zuvor gehört. Treibsand! Kannibalen!! Giftschlangen!!! Dinosaurier!!!!

„Also“, setzte der alte Pirat seine Erzählung fort, „begannen wir zu graben. Wir gruben und gruben und gruben und da waren plötzlich auch die Piraten der anderen Schiffe, die ebenfalls gruben und wir alle holten von dem Schatz so viel aus der Erde, wie wir nur tragen konnten. Kiste um Kiste haben wir freigeschaufelt und aufgeladen während wir bedroht wurden von unheimlichen Gespenstern und Geistern verstorbener Freibeuter, die um uns herumtanzten und uns verfluchten. Doch wir ließen uns nicht davon abbringen, den Schatz in Sicherheit zu bringen.“ Er machte eine kurze Pause und überlegte ob er wirklich schon alles in seiner Geschichte untergebracht hatte. Dann hellte sich seine Miene auf und er schnippte mit den Fingern: „Habe ich euch eigentlich schon von dem Vulkan erzählt? Der Vulkan, der die ganze Zeit über knapp daran war auszubrechen und die ganze Insel auf den nassen Grund der See zu schleudern? Hmmm, nein, habe ich wohl nicht…“ sagte er zu sich selbst. Gedankenverloren schwieg er eine Zeitlang, blickte kurz auf seine Taschenuhr und fuhr dann fort. „Naja, macht nichts. Es ist heute auch schon sehr spät, ihr Frechdachse. Am Ende hat sich der Vulkan jedenfalls die ganze Insel geholt und sie hinuntergeschickt in die Tiefen des Meeres! Aber da waren wir längst wieder an Bord unseres Schiffes und damit beschäftigt all die Gold- und Silbermünzen zu zählen, die wir erbeutet hatten. Ja, so war das damals. Eine tolle Zeit, das kann ich euch sagen. Und jetzt – ab nach Hause mit euch und schnell unter die Bettdecke gekrochen, sonst holt euch noch der Klabautermann. Und vielleicht erzähle ich euch morgen ja noch eine viel tollere Geschichte!“ Sein Blick wanderte zum nicht weit entfernten Wirtshaus und er genoss seine Vorfreude auf ein schönes, frisches Glas Milch – oder auch zwei.



Das Spiel ist nur in der englischen Originalversion erhältlich.

Spieletester

04.11.2014

Fazit

Wollte man eine spannende Gutenachtgeschichte in ein Brettspiel verwandeln, dann müsste es zweifellos nach dem Muster von Pirates vs. Dinosaurs gestrickt sein. Einfache Regeln, ganz tolles und hochwertiges Spielmaterial und vor allem eine absolut coole Story ganz nach dem Geschmack angehender Piratenkapitäne! Über weite Strecken gefällt Pirates auch wirklich gut und wird den Ansprüchen gerecht, die an ein Familienspiel gestellt werden. Doch mittendrin wiederholen sich einige Mechanismen ein wenig zu oft und so schleicht sich hin und wieder etwas Langeweile in ein ansonsten herrlich verspieltes und lustiges Genre-Erlebnis ein. Bei etwas kürzerer Spieldauer wäre eine deutlich bessere Bewertung drin gewesen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

  • knallbuntes Spielbrett
  • tolle Piraten-Gute-Nacht-Geschichte für die ganze Familie

Minus

  • etwas zu eintöniger Spielverlauf

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 6
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 140 Minuten
Preis: 48,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Grafiker: Joshua Cappel
Genre: Wettlauf
Zubehör:

1 Spielbrett
1 Regelheft (englisch, 16 Seiten)
Spielmaterial aus Karton:
  6 Kapitänsbretter
12 Landmarkenteile
12 Schatzkartenteile
60 Schatzmarker
16 Fluchmarker
16 Beibootmarker
Spielmaterial aus Holz:
  1 Tyrannosaurus Rex
  6 Standortmarker
  6 Zeitmarker
85 Besatzungsmitglieder
Karten:
  6 Steuermannkarten
  8 Reliktekarten
12 Waffenkarten
42 Ausrüstungskarten
76 Inselkarten
Würfel:
10 Spezialwürfel (sechsseitig)

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