Port Royal

Port Royal war eine jamaikanische Hafenstadt, günstig gelegen für Piraten, die reich beladene Schiffe auf deren Weg in die spanische Heimat überfallen wollten. Ja, es war eine wilde Zeit, damals im 17. Jahrhundert. Das hier besprochene Spiel Port Royal, das übrigens nichts mit dem Spiel Port Royal gemeinsam hat, entführt uns zurück in diese Ära. Wer wird einflussreichster Spieler?

Der Kartenstapel wird gemischt und verdeckt in die Tischmitte gelegt, jeder Spieler erhält drei Karten als Startkapital. Die Rückseiten der Karten zeigen je eine Münze, während auf der Vorderseite Personen, Schiffe, Expeditionen und Steuererhöhungen warten. Wer an die Reihe kommt deckt Karten vom Stapel auf; solange bis man keine weiteren Karten aufdecken will oder darf.
Wie funktioniert das im Detail? Man deckt eine Karte auf, je nach Art wird eine bestimmte Aktion damit ausgeführt. Personen und Schiffe werden in die sogenannte Hafenauslage gelegt. Expeditionen haben ihre eigene Auslage und können jederzeit durch entsprechenden Personeneinsatz erfüllt werden. Steuererhöhungen werden sofort abgehandelt (Strafe für Spieler die Geld anhäufen, Hilfe für Spieler mit wenig Einflusspunkten oder wenig Säbeln) und dann auf den Ablagestapel gelegt.

Wie viele Karten darf oder sollte man aufdecken? Das ist eine knifflige Sache: Mehr Karten aufzudecken kann höhere Einkünfte bescheren, birgt aber auch das Risiko komplett leer auszugehen. Beides ergibt sich aus der Anzahl verschiedenfarbiger Schiffe, die ein Spieler aufdeckt: Je mehr Farben, desto mehr Einkünfte. Es darf aber höchstens ein Schiff pro Farbe sein! Bleibt ein zweites Schiff einer Farbe offen liegen – peng! Alles vorbei. Darum: Schiffe abwehren! Was uns gleich zu den Personen bringt.

Die Personen bringen uns die heiß ersehnten Einflusspunkte sowie dauerhafte Vorteile. Außerdem kann man sie gegen Expeditionskarten und zusätzliche Einflusspunkte eintauschen, wenn man die passenden Symbole gesammelt hat. Einer der wichtigsten Vorteile: Säbel! Ein paar kämpferische Burschen können uns nämlich helfen aufgedeckte Schiffe abzuwehren, damit diese nicht in die Hafenauslage kommen. Hierzu muss meine Truppe allerdings den Stärkewert des Schiffs erreichen oder übertreffen. Eines muss man den Matrosen aber lassen: Ausdauernd sind sie! Egal wie viele Schiffe auftauchen, sie behalten ihre volle Kampfkraft.
Neben Einflusspunkten, Symbolen und Säbeln gibt es aber noch etliche weitere Funktionen: zusätzliche Einkünfte, zusätzliche Karten, Personen günstiger anheuern…

Vorteile von Personen kann ich nur nutzen, wenn ich Personen in meiner persönlichen Auslage liegen habe. Das bringt uns gleich zu Phase Zwei, die an das Aufdecken von Karten folgt: Das Anheuern! Wurde das Aufdecken durch zwei gleichfarbige Schiffe in der Auslage beendet, entfällt die Anheuerphase. Wurde freiwillig beendet, gibt es jetzt Einkünfte. Je nachdem wie viele verschiedenfarbige Schiffe in der Hafenauslage liegen, darf sich der aktive Spieler mehr oder weniger Karten nehmen. Das Minimum liegt bei einer Karte, das Maximum bei drei. Nehmen bedeutet: Ich nehme mir ein Schiff bzw. das aus dem Überfall darauf erbeutete Geld, oder ich heuere eine Person ab, was mich natürlich Geld kostet. Die Heuerkosten sind einmalig zu erstatten, für den Rest des Spiels bleibt mir die Person erhalten (außer ich tausche sie gegen eine Expedition ein).
Anschließend darf jeder der nicht aktiven Spieler eine Karte nehmen. Dies ist allerdings mit der Zahlung einer Goldmünze an den aktiven Spieler verbunden; will also gut überlegt sein.

Haben alle Spieler eine Karte genommen oder darauf verzichtet, wird die Hafenauslage komplett geleert und auf den Ablagestapel gelegt. Der nächste Spieler ist an der Reihe. Dieses Prozedere wiederholt sich so lange, bis ein Spieler zwölf Einflusspunkte angehäuft hat. Die Runde wird noch zu Ende gespielt, damit alle gleich oft an der Reihe waren. Wer jetzt die meisten Einflusspunkte vorweisen kann, hat das Spiel gewonnen. Bei den Profiregeln gilt die Einschränkung, dass für den Sieg nur in Frage kommt, wer wenigstens eine Expedition erfolgreich absolviert hat.

Spieletester

13.09.2014

Fazit

Selten habe ich ein Spiel erlebt das mit wechselnden Spielerzahlen so stark in der Performance schwankt, wie es Port Royal tut. Vor allem zu zweit, aber auch zu dritt, gibt es Personen die ihrer Sinnhaftigkeit quasi komplett beraubt sind. Als Beispiele seien der Witzbold, der Gouverneur und in gewissem Maße der Admiral genannt. Alle drei kosten eine Menge Geld, bringen ihre Leistung aber vor allem in Zügen meiner Mitspieler. Und da macht es für die Amortisationsdauer einen gewaltigen Unterschied, ob nur ein oder vier Mitspieler am Tisch sitzt bzw. sitzen. Aber auch andere Vorgänge sind spielerzahlabhängig: Um die Expeditionen herrscht viel mehr Gerangel, wenn sich eine größere Runde trifft um Port Royal zu spielen. Oder die Steuererhöhungen: Da der Stapel viel schneller durchgespielt ist, treten sie viel häufiger auf; und wirken viel öfter mit ihren negativen (und positiven) Konsequenzen. Warum? Weil die oben genannten Personen außerhalb meines eigenen Zuges Geld in die Kasse spülen können und ich noch gar nicht zum Ausgeben meiner neuen Einkünfte gekommen bin, wenn die Steuer zuschlägt. Das erinnert ein bisschen an die Rohstoffeinkünfte bei Die Siedler von Catan, wo ich bei den Würfen der Gegner groß kassiere und wenn ich selbst am Zug bin schnappt mir der Räuber einen großen Teil davon wieder weg. Mit der Spielerzahl und dem Gerangel um Expeditionen verschiebt sich auch die eher siegreiche Strategie: Es wird schwieriger Expeditionen zu erfüllen, dagegen wird es attraktiver und auf hohe Einkünfte zu spielen und viele günstige Personen anzuheuern. Bei wenigen Spielern ist es nämlich so, dass die Säbel-Strategie erst dann so richtig ins Laufen kommt, wenn die Expeditions-Strategie in die Zielgerade biegt. Was ein großer Pluspunkt des Spiels ist: Der Kartenstapel wird mehrfach durchgespielt. Aber niemand kann sagen, welche Karten im nächsten Durchlauf aufgedeckt werden! Es werden ja immer wieder verdeckte Karten als Geld genommen, die nach Bezahlung wieder am Ablagestapel landen ohne als Person, Schiff oder ähnliches aktiv zu werden. So haben auch die Zocker etwas von Port Royal. Ebenfalls lobend erwähnt sei an dieser Stelle die gute Grafikgestaltung, die sprachneutral mit eindeutigen Symbolen die Funktion der einzelnen Karten beschreibt. Ein witziges Detail der Spielausstattung ist ein Stück Karton im Ansichtskartenformat. Er trägt nichts zum Spielgeschehen bei, kann aber die Umgebungsbedingungen verbessern. Die Idee dahinter: Man knickt den Karton so oft wie notwendig und legt ihn unter das zu kurze Bein des wackelnden Tisches. Voila! Ich habe es hier erstmals gesehen, kann mir aber gut vorstellen, dass wir das Kärtchen in Zukunft öfter in Schachteln von Pegasus Spiele sehen werden. Erzählungen zufolge sind sie derzeit schon in allen Boxen beigepackt. Also was nun: Kaufen oder nicht kaufen? Kaufen! Aber nehmt es nur für größere Runden zur Hand, Minimalbesetzungen werden mit diesem Spiel nicht glücklich.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 5
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Preis: 10,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: Pegasus Spiele
Grafiker: Klemens Franz
Genre: Glück
Zubehör:

120 Spielkarten 1 Anleitung Losgelöst vom Spiel: 1 Karte die man zusammenfalten und unter Tischbeine wackelnder Tische schieben kann

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