Das wundervoll illustrierte Spielbrett zeigt eine Ansammlung von Häusern und Wohnungen, die durch Fenster- und Türöffnungen von dem sie umlaufenden Straßennetz aus betreten werden können. All das ist fein säuberlich in asymmetrisch große Felder aufgeteilt, über die sich bis zu 16 Diebe und zwei Wachtposten bewegen. An 16 Stellen des Spielplanrandes enden die dunklen Gässchen und an diesen dringen die Diebe zu Spielbeginn in das Stadtviertel ein und haben dieses rechtzeitig vor Spielende mit möglichst großer Beute auch wieder zu verlassen. Was die Sache deutlich erschwert, sind die Fallgitter, die nach und nach herabgelassen werden und die Ausgänge aus dem Stadtbezirk versperren.
Diebe ruhen nie, Wächter ab und zu
Jeder Spieler verfügt über vier Langfinger, die er auf Diebestour losschickt. Einer nach dem anderen wird aktiviert und kann sich bewegen, Truhenschlösser knacken, Wachtposten und gegnerische Halunken attackieren sowie seine individuelle persönliche Eigenschaft nutzen. All dies kostet Aktionspunkte und pro Spielrunde stehen für die vier Diebesbandenmitglieder insgesamt nur sieben davon zur Verfügung. Kluges und abwägendes Handeln ist deshalb angesagt!
Während sich die Diebe solcherart durch Häuser und Wohnungen arbeiten, um dort die vor Spielbeginn ausgelegten Wertgegenstände zu klauen, drehen die beiden Stadtwachen ihre Runden durch das Stadtviertel. Wird ein Dieb erwischt, setzt es eine Tracht Prügel. Dieser unschönen Szene nicht genug, verringert sich noch dessen Beute um einige Dukaten.
Aneignen nennt es der Gebildete
Die Abwechslung bezieht das nichtmodulare Spielbrett daraus, dass dem Spiel acht unterschiedliche Szenarien beigegeben sind. Jedes folgt einigen Sonderregeln und bietet den Dieben unterschiedliche stets lukrative Missionen, die es zu erfüllen gilt. Unweigerlich folgt jedoch jene Spielrunde, in der sich die Fallgitter in Bewegung setzen und die Diebe langsam aber sicher zum Aufbruch drängen. Wer entkommt, tauscht seine erbeuteten Güter in Dukaten um. Wer es nicht rechtzeitig aus dem Stadtviertel schafft, verliert nicht nur seine Beute sondern kostet seiner Gilde noch zusätzliche Dukaten! Der Spieler, dessen Lederbeutel am Ende mit den meisten Münzen gefüllt ist, gewinnt das Spiel.
Also ran an die Edelsteine, Armbänder, Geldbörsen und die Schriftrollen der Gelehrten. Frei nach dem „Glück auf!“-Gruß der Bergleute sei Euch Dieben ein herzliches „Truhe auf!“ zugerufen!
Das Spiel ist unter dem Titel „Cadwallon: Stadt der Diebe“ in einer deutschen vom Heidelberger Spieleverlag vertriebenen Fassung erschienen. Diese ist jedoch mittlerweile nahezu vergriffen.
Spieletester
Fazit
Das Spielmaterial ist überaus umfangreich und sieht fantastisch aus. Die Mechanismen sind rasch erlernt und ebenso rasch kann Neueinsteigern das Spiel erklärt werden. Obwohl die Spieler eine Diebesbande in eine unschuldig-verträumte Stadt führen und dort klauen, was das Zeug hält, ist die Umsetzung doch so weit gelungen, dass man der Altersfreigabe „Ab 10 Jahren“ nicht allzu laut widersprechen muss. Die Spieler bewegen sich in einem klar skizzierten Phantasie-Setting und wenn man mal zwischendurch von einem Wächter eins über die Rübe gezogen bekommt oder eines seiner mühsam erworbenen Raubstücke an einen Mitspieler abtreten muss, da dieser seiner Bitte mit leichter Gewalteinwirkung Nachdruck verleiht, bringt das zwar einen gewissen Ärgerfaktor mit sich, der Spaß an der Freude überwiegt aber dennoch.
Aufgrund der geringen Einstiegshürde eignet sich Cadwallon für Familien- und Gelegenheitsspieler, die ebenso kurze wie atmosphärisch überzeugend gestaltete Zwischendurch-Abenteuer erleben wollen. Abzüge gibt es jedoch dafür, dass die Miniaturen aus sehr weichem Plastik gefertigt wurden und leider teilweise furchtbar verformt daherkommen. Zudem ähneln die Miniaturen kaum den Abbildungen auf den ihnen entsprechenden Charakterkarten. Streifte man dem Dungeon-Kultspiel HeroQuest ein zeitgemäß-buntes Mäntelchen um, erhielte man wohl ein Brettspiel, das Cadwallon: City of Thieves sehr ähneln würde. Eine recht enge Verwandtschaft besteht zu jenen leichten, durchaus abwechslungsreichen Abenteuer-Familienspielen, denen auch Maus & Mystik angehört. In allen drei Fällen ziehen Atmosphäre, Spaß und Würfelglück recht deutlich vor Strategie, Taktik und Herausforderung.
Plus
- Kampagnenmodus
Minus
- hoher Glücksfaktor
Besucherkommentare
Verstehe eure Bewertung überhaupt nicht. Ihr lobt das Spiel in diversen Punkten,insgesamt eine sehr gute Kritik. Aber diese lässt mit eurer Bewertungsanzeige/Balken nicht überein. Oder bekommt das Spiel nur ca die Hälfte an Gesamtpunkten weil die Figuren zu weich sind??? Vielleicht mal überarbeiten. Für mich bekommt das Spiel fast volle Punktzahl,aufgrund Ausstattung,Spielbrett,Figuren,Spielidee,verschiede Missionen,Anleitung,Vielspieler aber auch für Familien geeignet. Kann nichts negatives sagen.
Lieber Thorsten, Du hast recht! Ich war mit meiner Bewertung durchaus kritisch und habe den Faktor, dass CADWALLON halt einfach nur ein durchschnittliches Spieleerlebnis bietet, deutlich bewertet. Die Spielmechanismen lassen Tiefgang und Abwechslung für mein Empfinden etwas zu sehr vermissen. Da das Fehlen dieser Eigenschaften bei Familienspielen nicht unbedingt schwer wiegt, habe ich CADWALLON im Text auch eindeutig mit „eignet sich für Familien- und Gelegenheitsspieler“ bewertet.
Nachdem die Spielewelt allerdings nicht nur aus Familienspielern besteht, bin ich bei der Bewertung kritisch geblieben und da ist halt bei der Gesamtbewertung und vor allem beim Langzeitspaß nicht mehr drinnen als eine durchschnittliche Bewertung.
Bei der Ausstattung 7/10 muss ich über eine Nachbesserung der Bewertung nicht lange nachdenken; auch wenn die Miniaturen nicht dermaßen derangiert gewesen wären (verbogene Figuren und – für mich noch schlimmer: 12 dieser Figuren passen leider nicht in die mitgelieferten farbigen Sockel und fallen teilweise wieder heraus) hätte es bei der Ausstattung maximal 8/10 gegeben. Eine höhere Bewertung wäre keinesfalls gerechtfertigt.
Es gibt in meiner Sammlung durchaus Spiele, die ich für Ausstattung, Optik oder Spielmechanismen in den Himmel loben könnte. Dennoch, wenn nicht alles stimmig zusammenpasst, wird ein Spiel, das zum Beispiel eine ganz tolle Ausstattung hat und optisch irrsinnig gut aussieht, bei dem aber die Mechanismen nicht ineinander greifen, schon allein aus diesem Grund von mir keine überdurchschnittlich gute Bewertung erhalten. CADWALLON ist so ein Spiel: vieles passt gut zusammen (und das habe ich im Text auch erwähnt), dennoch fehlt es an entscheidenden Ecken.
Ich hoffe, Dir damit meine Beweggründe, die der Bewertung zugrunde lagen, erklärt zu haben. In der Spielewelt ist es halt auch so wie überall anders: Geschmäcker sind eben (glücklicherweise) verschieden. Es freut mich jedenfalls, dass Du sehr deutlich Deine eigene Meinung vertrittst und unseren Lesern somit die Chance gibst, auch einen anderen Blickwinkel auf CADWALLON vermittelt zu bekommen.
Liebe Grüße
Franz
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Details
20 Spielfiguren
20 farbige Figuren-Sockel
20 Charakterkarten
60 Arcana-Karten
15 Missions-Karten
24 Schatztruhen-Marker
28 Aktionspunkte-Marker
25 Charakter-Marker
9 Fallgitter-Marker
1 Runden-Marker
80 Dukaten
6 Würfel (sechsseitig)
8 Abenteuer-Szenarien
1 Spielbrett
1 Regelheft (24 Seiten)
Statistik
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