New Haven

New Haven hat eine bewegte Geschichte: Die Ureinwohner der Stadt „Quinnipiac“ waren Indianer. Mit der Idylle ging es bergab, als 1636 die ersten englischen Siedler ankamen. Bereits vier Jahre später erfolgte die Umbenennung in „New Haven“, zu Deutsch „Neuer Hafen“ bzw. „Neuer Zufluchtsort“. Beides ist passend, da die Stadt am Meer liegt und die Siedler aus Massachusetts ausgewandert waren. Ebenfalls Zuflucht suchten wenig später zwei Richter, die sich vor dem britischen König Charles II. verstecken wollten. Grund der Verfolgung: Sie hatten das Hinrichtungsurteil für seinen Vorgänger Charles I. unterzeichnet. Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts war die Stadt von ländlichem Charakter - dann siedelte sich die Yale Universität an, was zu einem Wandel führte. Während der Amerikanischen Revolution war die Stadt ein Zentrum revolutionärer Gedanken, was eine britische Besetzung zur Folge hatte. 1878 erlangte der Ort Berühmtheit, da hier die erste öffentliche Telefonzelle errichtet wurde. Eine Berühmtheit kommt selbst aus dieser Stadt, die im heutigen Connecticut liegt: der ehemalige US-Präsident George W. Bush jr.
Im Spiel New Haven widmen wir uns der Gründerzeit, als Siedler in die Stadt und ihre umliegenden Ortschaften strömten. Allerorts schießen neue Gebäude aus dem Boden, und je besser man mit den Ressourcen wirtschaftet, desto rascher kommt der Fortschritt. Wer wird am Ende die meisten Siedler in seinen Ort gelockt haben?

Alles beginnt mit einem gerasterten Spielplan, einigen Gebäuden und Erntetafeln hinter den Sichtschirmen der Spieler sowie einer noch leeren Ortstafel (6 Reihen x 5 Spalten) für jeden Spieler. Jeder Spieler wird zehn Mal an der Reihe sein, um eine Erntetafel zu legen. Erntetafel? Das ist ein Plättchen mit vier Rohstofffeldern, auf denen zwei oder drei Rohstoffsorten abgebildet sind. Das Legen der Tafeln lässt zusammenhängende Gebiete der vier Rohstoffarten entstehen. Die Größe der gebildeten Gebiete ist gleichbeutend mit der Anzahl an Rohstoffen, die ein Spieler in seinem Zug für den Bau gleichartiger Gebäude einsetzen darf. Was er nicht aufbraucht, dürfen reihum die anderen Spieler verwenden.

Wie genau funktioniert das Bauen? Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, ein Gebäude von hinter dem Sichtschirm auf die Ortstafel zu bringen: offen oder verdeckt. Am Ende des Spiels sind vollständig belegte Reihen oder Spalten mit ausschließlich offenen Gebäuden doppelt so viel wert wie solche, wo ein oder mehr verdeckte Plättchen liegen. Während verdeckte Gebäude überall liegen dürfen, kann ein offenes Gebäude nur in jener Zeile gebaut werden die seinen aufgedruckten Baukosten entspricht. Bei verdeckten Gebäuden richten sich die Baukosten nach der Zeile in die sie gelegt werden, der Aufdruck wird nicht beachtet. Und weitere, ganz wichtige Einschränkung: Jeder Spieler darf von jeder Gebäudefarbe nur ein einziges zusammenhängendes Gebiet besitzen!

Worauf man beim Legen von Ernteplättchen und beim Bauen von Gebäuden achten sollte: Gutes Wirtschaften! Sind von einer Rohstoffart am Ende des Zuges alle Ressourcen aufgebraucht, darf man ein zusätzliches Gebäude ziehen. Dabei ist es egal, ob ich die von mir generierten Rohstoffe selbst aufgebraucht habe oder ein Mitspieler dies getan hat; aber sie selbst zu verbrauchen ist natürlich deutlich effektiver. Das erste Gebäude das man nachzieht muss aus dem offenen Pool kommen, der lediglich fünf Plättchen umfasst. Weitere Gebäude darf man ebenfalls aus dem Pool nehmen oder aber auf zufälliges Ziehen aus dem Beutel vertrauen.

Das Spiel endet, sobald nur noch ein Feld am Spielplan frei ist; also jeder Spieler zehn Mal eine Erntetafel gelegt hat. Nun geht es an die Abrechnung: Jede Reihe die man vollständig belegt hat, bringt Punkte. Die Reihen mit teureren Gebäuden bringen natürlich mehr Punkte. Liegen in einer Reihe ausschließlich offene Gebäude, wird deren Wert verdoppelt. Ähnliches gilt für die Spalten, auch hier werden nur vollständige berücksichtigt und rein offene Ketten doppelt belohnt, jedoch ist die Werteverteilung eine andere: Die mittlere der fünf Spalten ist am wenigsten wert, nach außen hin werden sie in beide Richtungen wertvoller. Warum dem so ist, habe ich noch nicht ganz verstanden. Sicher ist aber, dass der Spieler mit den meisten Punkten den Sieg davongetragen hat.

Spieletester

17.02.2014

Fazit

Das Spiel hat mich schon beim Lesen der Anleitung in den Bann gezogen – und ich wurde in der ersten Partie nicht enttäuscht! Die Spielidee ist für Liebhaber taktischer Spiele super geeignet, weil man ständig vor einer Entscheidung steht: Menge (viele Plättchen legen, auch mal verdeckt) oder Qualität (Plättchen nur offen, um mehr Punkte zu bekommen)? Nach ein paar Spielen weiß man: Menge gewinnt meist, speziell die teuren Reihen sollten aber ausschließlich offen bestückt werden. Alles optimal zu gestalten weiß Herr Zufall zu vermeiden, der beim Nachziehen von Erntetafeln und Gebäudeplättchen in Aktion tritt. Dann gibt es noch die ständige Entscheidung „Ich habe hier das Plättchen, um dieses Gebiet zu vergrößern. Das schneidet jedoch ein anderes Gebiet von seiner Ausbreitung ab. Welchem soll ich den Vorzug geben?“, die man zugunsten jener Farbe entscheiden sollte von der man mehr zu verbauende Plättchen hinter dem Schirm hat. Wenn einem nämlich die anzulegenden Plättchen ausgehen, ist das so ziemlich die schlimmste Situation die eintreten kann: Je weniger Plättchen man hat, desto schwieriger wird es verwertbare Rohstoffkombinationen zu bilden, desto mehr Rohstoffe muss ich meinen Mitspielern überlassen. Wir sehen: Grübler sind bei diesem Spiel nicht gerne gesehen! Partien zu viert können sonst unter langen Wartezeiten leiden, an diesem Gefühl ändert auch die Einbindung in die gegnerischen Spielzüge (wenn Rohstoffe übrig bleiben) nichts. Zu zweit wiederum tut sich relativ wenig am Spielplan, man muss wirklich alles selbst machen und kann nirgends mitnaschen, gegnerische Killerkombinationen (große offene Gebiete in einer Farbe, von der der Mitspieler noch viele Rohstoffe benötigt) kann man alleine nur schwer aufhalten (schließen). Deshalb sehe ich die perfekte Spielerzahl bei drei Teilnehmern. Erwähnt sei noch, dass es neben dem erwähnten Ablauf noch eine Reihe von Varianten gibt, sowohl was den Aufbau (doppelseitiger Spielplan!) als auch den Ablauf betrifft. All das ist in der Spielanleitung beschrieben, die in perfektem Deutsch vermittelt was zu tun ist. Obwohl das Spiel von einem US-Verlag stammt können Deutschsprechende problemlos damit spielen, da das Spiel selbst völlig ohne Text auskommt. Den einzigen Kritikpunkt den man vorbringen könnte: Platzverhältnisse. Die Erntetafeln sind eine Spur größer als das Raster am Spielplan, wodurch das Spielfeld leicht unordentlich wirkt. Außerdem passen die vielen Tafeln und Plättchen nur schwer in die Box, man muss beim Wegräumen schöne Stapel bilden. Aber wer will sich schon über reichhaltige Ausstattung beschweren?! Mit New Haven - Urkunden gibt es sogar eine kleine Erweiterung für dieses Spiel, das mir und vielen der Mitspieler gut gefallen hat. Nur wenige äußerten Kritik, etwa wenn man als Neuling eine ungünstige Startaufstellung gewählt hatte und deshalb nicht in die Gänge kam. Diesbezüglich sei noch ein taktischer Tipp mit auf den Weg gegeben: Es ist durchaus sinnvoll, die Startpunkte der einzelnen Gebiete auf meiner Ortstafel zu streuen. Ob jedoch Startpunkte in der Reihe „Baukosten 2“ sinnvoll sind, hängt von meinen restlichen Tafeln ab. Auf keinen Fall sollte man aber in der Reihe „Baukosten 1“ beginnen, solche Felder werden früher oder später ohnehin mit Hilfe übrig gebliebener gegnerischer Rohstoffe gefüllt.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 30,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: R&R Games
Grafiker: Dennis Lohausen
Genre: Wirtschaft
Zubehör:

1 doppelseitiger Spielplan, 4 Ortstafeln, 3 Teichplättchen, 60 Erntetafeln, 144 Gebäudeplättchen, 4 Sichtschirme, 4 Rohstoffanzeiger, 1 Beutel, 1 Anleitung, einige Blankoplättchen

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