Brettspieler werden auch in heutigen Tagen ob ihres Hobbys leider noch oft belächelt. Völlig zu Unrecht, schult doch diese unsere Freizeitbeschäftigung wie kaum eine andere u.a. das analytische Denken und fördert den Gemeinschaftssinn. Außerdem können Brettspieler etwas tun, worum sie eigentlich jeder beneiden sollte, sich nämlich in Minutenschnelle aus diversen Zeitepochen und Berufen etwas ihnen Genehmes wählen. Stammesältester in der Steinzeit - voilá, ein Fürst in Florenz - kein Problem; oder sich doch lieber an der Seite von Napoleon auf den Schlachtfeldern Europas den drohenden Niederlagen entgegenstemmen – nichts leichter als das. Diese und noch viel viel mehr
Im vorliegenden
Coal Baron, das zu gut deutsch
Glück auf! heißt und beim
Pegasus Spiele-Verlag erschienen ist, wird den Spielern eine Rolle als Zechenbetreiber, dem sogenannten Kohle-Baron angeboten.
Die Kohle-Mine gibt es schon und alle wichtigen Gebäude wie z.B. eine Lorenfabrik, eine Verladestation oder die Bank stehen auch in der Umgebung. Jetzt heißt es also vor allem abgehend vom Förderschacht lukrativ erscheinende Stollen zu graben, die dortige Kohle abzubauen, zu fördern und an entsprechende Interessenten zu versenden, denn dafür gibt es Siegpunkte. Je tiefer der Förderschacht reicht, umso besser wird die Kohle (leider nicht in der Wirklichkeit). Findet sich im ersten Stollengang noch gelbe, also schwefelhaltige und damit minderwertige Kohle, so kann man direkt darunter im zweiten Stollengang schon Braunkohle fördern. In der dritten Stollenetage gibt es graue Kohle, während erst in der vierten Stollenetage die hochwertige tiefschwarze Steinkohle zu finden ist.
Jeder der bis zu vier Spieler hat zu Spielbeginn neben einem Förderschacht mit zwei Stollenanfängen pro Etage noch abhängig von der Spielerzahl einen gewissen Geldbetrag und eine Anzahl von Arbeitern zur Verfügung. Vom Förderschacht gehen pro Etage je ein beleuchteter und ein unbeleuchteter Stollen ab. Die schon in den jeweiligen Stollenanfängen befindlichen Loren werden noch mit den entsprechenden Kohlearten bestückt und schon kann es fast losgehen, denn von einer gewissen offen ausliegenden Anzahl an Auftragskarten kann sich jeder Spieler reihum insgesamt drei Stück aussuchen und damit schon die ersten Weichen seiner Spieltaktik stellen.
Coal Baron ist ein typisches Worker-Placement-Spiel, wobei es diesmal weniger darum geht eine Aktion ausführen zu können als vielmehr seine eigenen Arbeiter möglichst effektiv einzusetzen, denn deren Anzahl pro Runde ist begenzt und lediglich durch sie wird bestimmt wie viele Aktionen man durchführen kann. Aber welche Aktionen sind denn eigentlich möglich? Eine der wichtigsten ist es, neue Loren in der Lorenfabrik zu kaufen. Hier liegt schon eine gewisse Anzahl davon offen aus. Gekaufte Loren werden sofort mit Kohle bestückt und je nach Kohleart und Grafik an die beleuchtete oder unbeleuchtete Seite der jeweiligen Stollenetage bzw. Kohleart angelegt. Bei der Bank kann man sich gestaffelte Geldbeträge auszahlen lassen, beim Kontor einen der offen ausliegenden neuen Aufträge erhalten oder aber an der Verladestation die Abholung der geförderten Kohle durch die verschiedensten Transportmittel organisieren. Eine extrem wichtige Aktion ist aber auch das eigentliche Fördern der Kohle aus den Stollen. Hierbei wird auf die Anzahl der Förderzüge geboten. Wie immer stehen die Spieler vor einem großen Dilemma. Viele wichtige Aktionen sind möglich, aber nicht alle können effektiv genutzt werden, denn hier kommt im Spiel ein interessanter Verdrängungsmechanismus beim Bieten auf Aktionen zum Tragen.
Ist ein Spieler an der Reihe so stellt er einen Arbeiter im dafür vorgesehenen Feld der für ihn interessanten Aktion ab und führt diese auch sofort aus. Sind aber schon Arbeiter (auch eigene) vor Ort, so muss er eine um einen Arbeiter höhere Anzahl einstellen um die Aktion ausführen zu können. Die vorherigen Arbeiter werden aus dem Spiel genommen. Wenn man nicht aufpasst ist durch diese Art des Bietens schnell der eigene Arbeitervorrat für diese Runde aufgebraucht. So ist es manchmal durchaus effektiver einen oder mehrere Arbeiter zu sparen und sich dafür mit einer geringerwertigen Aktion zufrieden zu geben. Andererseits kann man auch die Mitspieler beobachten und gezielt für sie interessante Aktionen verteuern.
Haben alle Spieler ihre Arbeiter komplett eingesetzt und die möglichen Aktionen ausgeführt, ist die Spielrunde zu Ende und es kommt zu einer Wertung. Nach der ersten Runde werden für die jeweiligen Mehrheiten bei den abgefahrenen Kohlesorten Punkte verteilt. Dabei gelten nur die erfüllten Auftragskarten. Nach der zweiten Runde werden die Kohlesorten und zusätzlich auch die Mehrheiten bei den Transportmitteln gewertet und für die dritte und letzte Wertung kommen noch die Mehrheiten bei den leergeräumten Loren in den jeweiligen Stollengängen hinzu. Zusammen mit den Siegpunkten für die während des Spiels erfüllten Aufträge ergibt sich so eine Gesamtsumme. Ein abschließendes Kriterium für die Schlussabrechnung ist allerdings auch, wie gleichmäßig der Aufbau der gesamten Mine im Bezug auf die beleuchteten und unbeleuchteten Stollenbereiche ist, kann man doch bei einem ungleichmäßigem Aufbau auch recht viele Siegpunkte verlieren.