Inquisitio

Es gab da mal dieses T-Shirt: „Hexenverbrennungen, Kreuzigungen, Inquisition – Wir wissen, wie man feiert! Ihre Kirche" Das ist natürlich generalisierend und fast schon unfair provokant, dennoch stehen dahinter bis zu einem gewissen Grad durchaus historische Tatsachen. Gerade die Inquisition interessiert uns, wie man unschwer am Titel erkennen kann, bei diesem Spiel.

Sie sollen brennen!

Damit wir diese fröhliche Zeit nämlich jetzt nachempfinden können, steckt man uns kurzerhand in die Rolle einer der Ketzerei angeklagten Person. Und das auch nach damaliger Sicht gar nicht zu Unrecht, erhalten wir doch gleich zu Beginn zwei Eigenschaften, zum Beispiel multiple Nippel, unnatürliche Leichtheit oder ein Geburtsmal! Für die Inquisitoren ist mehr als deutlich: klarerweise Ketzer!

Was uns also bevorsteht, ist eine „Befragung" durch einen Inquisitor. Und da war man nicht so zimperlich! Von der Daumenquetsche über das bewährte Dunking bis hin zum Strecken wartet das Spiel mit vielerlei „Befragungsmethoden" auf, die man zu Zeiten der Inquisition eben so verwendet hat.
Um diesen Unannehmlichkeiten zu entfliehen, haben wir zunächst die Möglichkeit, den Verhörleiter zu bestechen. Das kostet uns zwei Goldstücke, dafür sind wir den Bastard los und er wendet sich an unseren linken Sitznachbarn. Will der auch lieber durch Münzen als durch den Mund sprechen, kostet ihn das schon drei Goldstücke und so geht's munter weiter, bis irgendwer mal feststellt, dass ihm der Spaß jetzt wirklich zu teuer wird. Ist der Inquisitor gar zu unangenehm, kann man ihn durch zwei Münzen plus aktuelle Bestechungskosten auch durch den nächsten im Stapel austauschen, auch die Folter wird dann gewechselt.

Der arme Hund, der dann wohl oder übel in den sauren Apfel beißt, hat's nicht leicht! Legt er kein Geständnis ab, erwarten ihn sämtliche negativen Effekte, die auf der Folterkarte angegeben sind. Das kann sowohl auf Kosten der geistigen und/oder körperlichen Gesundheit gehen als auch den Effekt haben, dass wir neue Eigenschaftskarten bekommen. Nach immer zwei von denen wiederum suchen die Inquisitoren und bei jedem Verhör, das wir nicht durch Bestechung verhindern, müssen wir alle zur Verhörkarte passenden Eigenschaften aus unserer Hand runterlegen – blöd für die Schlusswertung.

Ein bisschen abschwächen können wir die Geschichte durch ein Geständnis. Das verhindert zwar nicht, dass wir die Eigenschaften runterlegen müssen, und noch dazu erhalten wir eine Karte, die uns eines bestimmten Vergehens überführt (zum Beispiel der Teilnahme an einem Hexensabbat), aber immerhin ist der Foltermeister dann etwas weniger hart zu uns. Außerdem können wir noch einen Mitspieler verpetzen und ihn mit etwas Glück eine Eigenschaftskarte ablegen lassen – vorausgesetzt, wir raten gut! So oder so, zumindest einen positiven Effekt hat auch die Folter, und zwar, dass wieder ein bisschen Geld in die Kasse kommt.

Jeder Inquisitor, dessen Befragung man durch ein Geständnis abgeschwächt hat, wird der Beweiskette zugeführt. Und nach der richtet sich die Schlusswertung, die eingeleitet wird, sobald der letzte Inquisitor vom Verhörerstapel aufgedeckt wurde. Sämtliche Aktivitäten, die wir gestanden haben, geben uns jetzt drei Schuldpunkte – und das pro Inquisitor, der in der Beweiskette liegt und dieses Geständnis jemandem abgerungen hat. Nach dem gleichen Prinzip erhalten wir zwei Schuldpunkte für jede abgelegte Eigenschaft und einen für jede Eigenschaft, die wir noch verdeckt auf der Hand halten. Lebenspunkte, die wir noch übrig haben, werden von der Summe abgezogen. Wer dann die meisten Schuldpunkte hat, wird öffentlich verbrannt, hat also verloren. Gewinnen tut derjenige, der die wenigsten Schuldpunkte hat!

Starker Toback!

Das Thema, das Inquisitio behandelt, ist freilich ein heftiges. Als Spieler werden wir grausam gefoltert und sogar verbrannt, und das natürlich völlig grundlos. Historischer Kontext hin oder her, das mag dem einen oder anderen aufstoßen – mich persönlich schreckt es nicht ab, dennoch sollte man es nicht außer acht lassen. Die Altersangabe „Ab 13 Jahren" ist da auch fast schon ein bisserl arg, aber das muss schließlich und endlich ja jeder für sich entscheiden.

Spieletester

08.03.2014

Fazit

„Naja". Das ist das Wort, das als erstes nach meinen Testrunden gesagt wurde – und zwar ausnahmslos nach jeder! Zugegeben, die deutsche Anleitung hat mich wirklich Schlimmes erwarten lassen, die besteht nämlich aus nicht wirklich mehr als hingefetzten Informationshappen und macht erst Sinn, wenn man sich viermal durchgewühlt hat (Gott sei Dank ist sie kurz), aber das Gelbe vom Ei war's dann halt auch nicht. Inquisitio ist ein Spiel, hinter dem zwar durchaus schlaue Gedanken stehen und bei dem ausgiebiges Taktieren auch möglich ist, was ihm aber den Rücken bricht ist schlicht und ergreifend der viel zu monotone Spielablauf. Bestechen – Gestehen – Folter komplett über sich ergehen lassen. Mehr gibt es nicht, und irgendwie plätschert alles so dahin und irgendwann ist dann plötzlich Ende. Im Grunde ist Inquisitio wirklich kein schlechtes Kartenspiel, mit ein bisschen mehr Möglichkeiten und somit Abwechslung hätte aber deutlich mehr daraus werden können. So bleibt's für mich leider beim guten Mittelmaß.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 3 bis 5
Alter: ab 13 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Erscheinungsjahr: 2009
Verlag: Sewelli
Grafiker: Antti Löytynoja
Genre: Glück
Zubehör:

1 Anleitung 18 Inquisitorkarten 18 Folterkarten 18 Geständniskarten 27 Eigenschaftskarten 5 Spielerkarten 10 Hilfekarten 42 Geldkarten 10 Holzmarker

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