Sei stark, sag Nein!

Jeden Tag kommt es irgendwo zu Gewaltvergehen an Kindern. Das ist kein Geheimnis und ebenso nicht, dass auch unsere Kleinen bis zu einem gewissen Grad darüber informiert sein müssen, welche potentiellen Gefahren draußen lauern und wie man damit umgehen kann. Dafür gibt es seit 2013 auch ein Spiel, das den lieben Eltern ein wenig hilfreich auf die Füße treten soll. Sei stark, sag Nein! ward auf den Spieltisch geworfen! Ich bin mal neugierig.

Gewinner sind alle!

Das Spiel läuft im Kreis. Wer am Zug ist, nimmt die oberste Karte vom Stapel und gibt sie einem Elternteil (dem Moderator). Der liest dann die Aufgabe vor, die das Kind zu bewerkstelligen hat. Je nach Farbe der Karte sind das verschiedene Kategorien:

Rote Achtung-Karten machen den größten Teil des Kartenpools aus. Klassische Multiple Choice-Fragen, bei denen eine bis alle Antworten richtig sein können.

Gelbe Frage-Karten mit Fragen ohne vorgegebene Antwortmöglichkeiten.

Blaue Merk-Karten, bei denen man sich ein Foto in zehn bis fünfzehn Sekunden genau einprägen soll. Nachdem der nächste Spieler dran war, stellt dann der Moderator eine von drei Fragen zum Foto.

Grüne Aktions-Karten, die Turnanweisungen beinhalten.

Ein definiertes Ende gibt es genauso wenig wie einen definierten Sieger. „Gewinner sind alle Kinder, die mitgemacht haben, und ein bisschen mehr das Kind, das die meisten Karten gesammelt hat." Naaajaaaa, gut, von mir aus.

Spieletester

18.02.2014

Fazit

Ich war neugierig. Unvoreingenommen nicht, das räume ich gerne ein, denn wer würde bei dem Titel schon einen spielerischen Blockbuster erwarten? Ich sicher nicht, aber trotzdem fand ich die Idee gut: „Erstes, innovatives Gewaltpräventionsspiel für Kinder". Also hab' ich's mir geschnappt. Hätte ich das mal nich' getan... Lassen wir mal alles Spielerische außen vor und konzentrieren uns auf das, was dem Spiel wichtig ist: das Entwickeln von Selbstvertrauen, Sicherheit, emotionaler Stärke, Situationsaufmerksamkeit und Handlungsfähigkeit bei Kindern. So. Und jetzt werfen wir einen Blick darauf, wie man diese Charakteristika erlangen soll. Selbstvertrauen, Sicherheit, emotionale Stärke: „Trommle auf deine Brust und schrei laut: „Ich bin stark, ich sage Nein!"" Okay, Gorillagebärden. Ja, mach das einfach, dann bist du unbesiegbar! Was? Nein nein, das ist nicht komisch! Die Nachbarn sagen bestimmt nichts! Situationsaufmerksamkeit: „Schau dir zehn Sekunden dieses Foto von einer Pension an und präge es dir ganz genau ein!" Eine Runde später die Frage dazu: „Welche Form hat das Verkehrsschild, das du wahrscheinlich gar nicht gesehen hast, weil nur die Rückseite auf dem Foto ist und das Schild im hinterletzten Eck der blöden Karte steht?" Handlungsfähigkeit: Die soll mit Hilfe von Fragekarten gewährleistet werden, bei denen prinzipiell jeder Schulweg auch eine Variante durch den Wald hat, Handys circa so weit verbreitet sind wie Laserschwerter, bis auf eine Ausnahme NUR Männer gefährlich sind und die Antworten viel zu oft im 9Live-Schwierigkeitsgrad gestellt sind: „Dürfen Kinder per Anhalter fahren? Ja, um den Eltern zu zeigen, wie selbstständig und cool man ist!" Noch dazu kommt, dass teilweise keiner in unserer Erwachsenen-Testrunde alle als richtig markierten Antworten auch als solche erkannt hat – ich überlasse es euch, das zu interpretieren. Wir hatten jedenfalls alle eine schöne Kindheit! Zugegeben, diese Klassifizierungen stehen nirgendwo geschrieben, aber sie springen einen richtig an beim Lesen von Anleitung und Karten. „Ich bin pädagogisch wertvoll!", steht quasi in goldenen Lettern auf der Schachtel. Und ja, bis zu einem gewissen Grad ist es das auch! Merkaufgaben sind immer gut, ebenso können die Turnkarten nicht schaden (außer der Gorilla, der in meinem Fall tatsächlich für eine etwas bizarre Situation gesorgt hat – Hauptdarsteller waren meine kleine Schwester und die Polizei) – aber das hat doch bitte nichts mit Gewaltprävention zu tun. Ab und an kommen auch auf den roten und vor allem gelben Karten („Was ist der Polizeinotruf?") durchaus sinnvolle Frage-Antwort-Kombinationen zustande, aber mir eben viel zu selten. So, jetzt muss ich aber auch mal auf die Bremse treten. Bitte versteht mich nicht falsch! Ich bin Student der Musikpädagogik und der Psychologie. Ich bin mir im Klaren darüber, dass hier ein wichtiges Thema behandelt wird. Und ich finde die Idee sehr gut, das auf spielerischem Weg anzugehen. Aber so leid's mir tut, irgendwie ist das dieses Mal außer Spesen nix gewesen! Immerhin besteht noch die Hoffnung, dass die Kids mit Hilfe der grünen Turnkarten zu hochgezüchteten Kanten werden und jedem Vergewaltiger einfach eins auf die Nüsse geben – durch das Spiel wird's aber meiner Meinung nach nicht zu einem bewussteren und gesünderen Umgang mit dem Thema kommen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 1 bis 4
Alter: ab 5 Jahren
Spieldauer: 20 Minuten
Preis: 7,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Pegasus Spiele
Genre: Lernspiel
Zubehör:

1 Regel 46 Karten

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