Terra Evolution: Tree of life

…und übrigens zeigt dieses Symbol auf den Karten den Aktivierungspreis an. Und ausgelegt werden Karten hier, während an jener Seite Platz für den Ablagestapel ist… Ihr kennt euch nicht aus? Keine Sorge, mir ging es ähnlich, als ich die Anleitung zu Terra Evolution erstmals in Händen hielt. Ohne jeglicher Einleitung wird in die Erklärung der Spielkarten gesprungen und der Aufbau erklärt. Worum es in diesem Spiel geht (besser gesagt: was die Siegbedingung ist), erfährt man erst auf der letzten Seite der Anleitung. Das Spielthema ist zwischen den Zeilen zu finden (dabei wäre noch ca. eine halbe Seite frei gewesen!). Für euch möchte ich es hier groß und plakativ erläutern: Es geht um die Entwicklung des Lebens! Um die Evolution, um Fortpflanzung, um die Entstehung einer Spezies aus einer anderen, um den Weg vom einfachen Einzeller zum komplexen Säugetier. Die Evolution läuft auf mehreren Planeten parallel (jeder Spieler hat einen, auf dem er den Schöpfer imitiert), die Planeten stehen in Konkurrenz zueinander. Entsprechend ist den Spielern jedes Mittel recht, sich einen Vorteil zu verschaffen. Zum Beispiel dadurch, dass man auf fremden Planeten einen Vulkanausbruch oder Meteoriteneinschlag passieren lässt oder einen heimtückischen Virus einschleust. Wenn Tiere (aus)sterben, ist das nicht zwangsläufig schlecht. Mitunter versteinern sie zu Fossilien, was schlussendlich die notwendigen Siegpunkte generiert.

Vor jeder Partie ist ein Kartendeck zusammenzustellen, dessen Größe von der Spielerzahl abhängig ist. Das Kartendeck umfasst, neben ein paar niederen Lebewesen, einen Ozean und einige Kontinente sowie Bevölkerungskarten. Der Ozean ist der Ursprung allen Lebens und deshalb auch der erste ausliegende Teil unseres Planeten. Alle anderen Karten haben die Spieler in Kartendecks vor sich bzw. liegen höher entwickelte Lebewesen und Katastrophen in der Tischmitte aus. Von seinem Deck nimmt jeder Spieler fünf Karten auf die Hand. Ab nun läuft das Spiel in gleichförmigen Runden, in denen man Karten aus seiner Hand ausspielt. Im Speziellen gehorcht dies folgenden Regeln:
  • Beliebig viele Populationskarten ausspielen: Populationskarten sind eine Art Währung in Terra Evolution.

  • Spezieskarte spielen: Hierdurch besiedelt man Erdteile mit neuen Lebewesen, vergrößert die Population oder transferiert niedere Tiere in höhere. Die niederen versteinern. Achte aber auf den Baum des Lebens: Die Entwicklung kann nur bestimmte Wege gehen. Wer eine Spezieskarte ausspielt, erhält Bevölkerungskarten – aber nur, solange der Vorrat reicht!

  • Kontinent ausspielen: Dies erweitert den Planeten. Auf jedem Kontinent kann nur eine Rasse leben.

  • Katastrophe ausspielen: Katastrophen brechen über einen fremden Kontinent herein. Das muss man allerdings teuer mit zuvor ausgespielten Bevölkerungskarten bezahlen, die man nun wieder auf die Hand nehmen muss.

  • Karte kaufen (oder vom Versteinerungsstapel zurück ins Spiel holen): Nur hierdurch kommt man an höhere Lebensformen. Bezahlt wird mit Bevölkerungskarten, die man zuvor ausgespielt hat und nun wieder für kommende Runden auf die Hand nimmt.

  • Verbliebene oder während der Runde aufgenommene Handkarten werden gemischt und unter das eigene Deck gelegt. Dann zieht man wieder die fünf obersten Karten, mit denen man die kommende Runde bestreitet.


Um das Spiel zu gewinnen, muss man wenigstens einen Kontinent mit Vögeln und einen mit Säugetieren (die beiden obersten Äste des Lebensbaums) besiedelt und je nach Spielerzahl Tiere im Wert von 17 bis 22 im Fossilienstapel haben.

Spieletester

30.03.2014

Fazit

Wie bereits eingangs dargestellt ist die Spielanleitung eine kleine Katastrophe. Learning by doing ist hier der einfachste Weg; und rasch zeigt sich: so kompliziert ist es gar nicht! Im Prinzip geht es um kluges Ressourcenmanagement. Ressourcen sind die Bevölkerungskarten. Sie auszuspielen ist Wunsch eines jeden, da sie effektiv vor den Auswirkungen von Katastrophen schützen können. Außerdem benötige ich sie ja für den Kauf von neuen Karten. Wer allerdings zu teuer einkauft oder teure Katastrophen ausspielt und mit deren ausliegender Zahl gegen Null tendiert, kann rasch zum Opfer fremder Katastrophen werden, wodurch Tiere sterben und Kontinente bevölkerungslos werden; was heißt, dass man wieder von vorne bei den Einzellern beginnen muss. Um das Spiel aufzubauen benötigt es ein wenig Zeit, da man aus den 275 Karten für jede Spielerzahl andere heraussuchen und sortenreine Stapel für die Tischmitte bilden muss. Mehr als diese 275 Karten, die im Übrigen von passabler Qualität sind, umfasst das Spiel nicht. Trotzdem hat es eine vergleichsweise riesige Box als Verpackung erhalten. Die voluminöse Schachtel weckt natürlich hohe Erwartungen, die vom Spielablauf aber nicht hundertprozentig befriedigt werden können. Phasenweise ist das Karten ziehen, Karten spielen, Karten kaufen, Karten ablegen zu banal. Es gibt aber auch gute Momente, etwa wenn man sich am Ende eines Astes im Baum des Lebens wiederfindet. Die dort abgelegten Karten bringen einen ständigen Vorteil (zusätzliche Karten, geringere Kosten, bessere Verteidigung,…) sowie den Vorteil, dass sie in jede Tierart verwandeln können, haben aber gleichzeitig den Nachteil, dass sie nicht versteinern, sondern in den Kauf-Pool in der Tischmitte zurückwandern. Auch hier gilt es, die optimale Balance zu finden zwischen Vorteilen ohne Fortschritt und dem Aufstieg im Lebensbaum. Zum Beispiel sind hier die Insekten zu nennen, die eine sehr niedere Form mit sehr einseitigen Aufstiegschancen haben, die aber einen raschen Nachschub an Bevölkerungskarten garantieren. Zusammenfassend gesagt: Terra Evolution kann durchaus als Deck-Building-Game bezeichnet werden; eine Gattung, die sich seit dem Spiel des Jahres Dominion großer Beliebtheit erfreut. Typisch hierfür ist, dass die Spieler eher jeder für sich spielen und nur selten in Kontakt zueinander kommen. Der Kontakt besteht in Terra Evolution darin, dass Kartenvorräte nur limitiert vorhanden sind und wer zuerst kommt den anderen etwas wegschnappen kann, sowie im Ausspielen der destruktiven Katastrophen, die ganze gegnerische Landstriche verwüsten können. Das Spiel ist nett gemacht, lässt jedoch etwas Spannung vermissen. Das Spielende kann recht überraschend kommen, wenn eine Biodiversitätskarte (das sind die Sackgassen am Ende jedes Astes) durch eine beliebige andere Rasse (die siegbringenden Vögel oder Säugetiere) ersetzt wird. Wer nicht ganz so überrascht werden will, sollte sich merken, wie viele Fossilienpunkte die Mitspieler bereits angehäuft haben und rechtzeitig mit Katastrophen entgegenwirken. Da letztere einen zerstörerischen Charakter haben, ist Terra Evolution für Jugendliche und Erwachsene zu empfehlen, die mit Rückschlägen gut umgehen können.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 23,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2013
Autor: Esa Wiik
Grafiker: Charles R. Knight
Genre: Wirtschaft
Zubehör:

32 Kontinentkarten, 148 Spezieskarten, 59 Populationskarten, 32 Katastrophenkarten, 4 Baum des Lebens-Karten 1 Spielanleitung

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