Die Legenden von Andor

Ein Zauberer, ein Zwerg, ein Bogenschütze und ein Krieger – das klingt wie der Anfang eines durchschnittlichen Fantasiebuchs oder –films und auch im Brettspielebereich meint man sofort zu wissen, was kommt: Dungeon-Eroberung. Bei „Die Legenden von Andor“ sieht es allerdings anders aus.

Wie wird man zum Retter von Andor?

Zwei bis vier Spieler schlüpfen in diesem Coop-Spiel in die Rolle der oben genannten Helden. Ausgestattet sind sie mit Stärke und Willenskraft (Anzahl je nach Held verschieden), einer charakterspezifischen Spezialfähigkeit sowie einem 8-Stunden-Arbeitstag, dem man unter Abgabe von Willenskraft bis zu drei Überstunden hinzufügen kann. Aktionen wie Bewegung und die Einleitung eines Kampfes werden mit diesen Stunden bezahlt. Nun müssen die Helden vor allem ihre Heimatburg vor herannahenden Monsterhorden beschützen, indem sie diese töten. Der Kampf erfolgt dabei als klassisches „Anwürfeln“ gegen Verteidigung und Lebenspunkte der Monster; bei Misserfolg verliert der Held Willenskraft (als Äquivalent für Lebenspunkte). Doch die Burg nur zu verteidigen reicht nicht, denn es müssen in jeder Mission weitere Ziele erreicht werden, für die die Spieler die Burg zum Teil weit hinter sich lassen werden. Haben alle Spieler ihren Tag beendet (nicht zwingend gleichzeitig – je nach aktueller Aufgabe), endet auch die Runde und die Monster stürmen in Richtung Burg. Sie rücken auf dem in Felder unterteilten Spielplan weiter vor, und sollten zu viele von ihnen in die Burg eindringen, ist das Spiel verloren. Dazu kommt eine begrenzte Rundenzahl, bei deren Überschreitung die Mission ebenfalls als verloren gilt.

Spieletester

08.07.2013

Fazit

Die Planungslastigkeit bei „Die Legenden von Andor“ ist wahnsinnig hoch – auch im Vergleich mit anderen Coop-Spielen. Darüber hinaus gibt es nur fünf Missionen zu spielen, bis das Spiel „zu Ende“ ist. Dementsprechend halte ich den Langzeitspaß dieses Spiels für sehr gering, selbst wenn man die Helden neu verteilt oder gar direkt eine neue Partie mit anderen Mitspielern startet. Auch innerhalb dieser wenigen Missionen entwickeln sich unsere Helden leider gar nicht weiter (Geld, Gegenstände und hinzugewonnene Kraft gehen verloren). Das Spiel bringt eine sehr umfangreiche und stabile Ausstattung mit. Sehr schön finde ich außerdem, dass man die Charakterkarten wenden kann, um das Geschlecht des Helden zu verändern. Ein anderes winziges Detail ist, dass - im Unterschied zu vielen anderen Brettrollenspielen - für die Ausrüstungsgegenstände (Helme, Schilde u.ä.) Plätze direkt auf der Charakterkarte vorgesehen sind: Der Helm (in 2D-Helm-Form und nicht als rechteckige Pappkarte) landet also direkt auf dem Kopf des Helden und nicht neben der Karte. Schön! Natürliche Konsequenz ist allerdings, dass es weniger Ausrüstungsgegenstände und keine Aufwertung derer gibt (ein Helm bleibt ein Helm, wird nicht verstärkt, gefüttert oder mit Edelsteinen besetzt). Absoluter Pluspunkt ist, dass kein Spieler ausfällt, um den Bösewicht zu spielen. Die Mission wird zu bestimmten Zeitpunkten (Runden) Stück für Stück weiterentwickelt und es besteht nicht die Gefahr, dass ein Spieler Insiderwissen erlangt. Anstatt Gegenspieler ist er eher Geschichtenerzähler und kann so ebenfalls in der Gruppe mitkämpfen. Mir haben die Abende, die wir mit „Die Legenden von Andor“ verbracht haben, wirklich viel Spaß bereitet. Findet man als Gruppe den geeigneten Ausgleich zwischen Planung und Spielen, ist es sowohl auf Brettrollenspiel- als auch auf Coop-Ebene eine völlig neue Spielerfahrung. Ich kann mir aufgrund der gleichbleibenden Missionen allerdings nicht vorstellen, das Spiel in absehbarer Zeit nochmal zu spielen.
Redaktionelle Wertung:

Plus

Minus

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Besucherkommentare

Ron Giak | 09.07.2013

Eine völlig neue Erfahrung ist das Spiel aber nur für Leute, die bisher vielleicht gerade mal Monopoly kannten und schon gar keine Koops. Für Koop-Spieler bietet Andor als neue Erfahrung lediglich, daß es ohne Eigenverschulden plötzlich ausweglose Situationen im Spiel gibt und man gleich neu anfangen kann. Soviel Willkür hatten bisher nur die wenigsten Koops zu bieten, und kennt man eine Legende und deren "Macken", spielt man sie dann schön nach Schema F.
Nein, Freunde von Defenders of the Realm, Robinson Crusoe, Pandemie und auch Ghost Stories kann Andor nicht dauerhaft hinter dem Ofen hervorholen. "Kennerspiel des Jahres" für Andor ist so skurril wie "Friedens"nobelpreis für Obama.

Deny | 09.07.2013

Also wem die 5 Legenden zu wenig sind findet hier Nachschub: http://legenden-von-andor.de/
Und im Herbst kommt ja eine recht günstige Erweiterung raus :-)

Ich schleiche schon lang um das Spiel rum, aber mir fehlt so ne feste Spielgruppe dafür :-)

Ron Giak | 09.07.2013

Du kannst Andor notfalls - wie jedes andere Koop auch - problemlos und mit ausreichend Spielspaß ebenso allein spielen.

philipp | 13.02.2016

+ Das Spiel ist wirklich sehr liebevoll und aufwendig gestaltet. + Man lernt das Spiel beim spielen kennen (Losspiel,..) - der Einstieg ins Spiel ist gut gemacht, dass man sich nicht durch endlose trockene Seiten an Spielanleitung durchkämpfen muss. Dadurch erlebt jeder die Regeln (was essentiell für das gelingen des Spiels ist, da die nötige taktische Planung der Heldengruppe, wenn nur einer die Regeln liest und zusammenfasst, wohl nicht gut gelingen würde) - Der Aufbau des Spiels/ bis es losggeht, dauerts ne Weile. + Es macht extrem Spaß!! Wir haben gestern an Legende 1, gleich noch Legende 2 anschließen müssen. Es ging nicht anders (auch wenn es schon endlos spät war). - Nur 5 Legenden (Szenarien) im Grundspiel. Das wird mir mir bald zuwenig sein. Ich fürchte, dass ich das Spiel zu schnell "durch"gespielt habe. Der Aufbau (Fortentwicklung) des Spiels ist geschickt. Bei späteren Legenden (Szenarien) kommen zusätzliche Monster, Gegenstände, ... ins Spiel. + Das Spiel ist nicht zu leicht. Eine Herausforderung (Danke dafür!), aber durchaus schaffbar. Wir haben gestern, die ersten beiden Legenden auf Anhieb geschafft. Aber immer sehr knapp. + Das Spiel erfordert viel gemeinsame Kommunikation, Abstimmung, Strategie, vorausschauende Planung & Zusammenarbeit. Arbeitet die Gruppe nicht gut zusammen, besteht wohl wenig Chance. + Das Glück nimmt Einfluss (was auch gut so ist), nimmt aber nicht die entscheidende Rolle ein. Das bleibt euren Entscheidungen und Strategien vorbehalten. - Die Variation einer bereits geschafften Legende - sprich der Wiederspiel-Wert ist wohl klar reduziert, nehme ich an. + Das Spiel ist ne schöne Abwechslung zu den üblichen Brettspielen. + Es gibt gratis Bonus-Legenden im Internet. Ich empfehle es auf jeden Fall - bin aber auch grad im vollen Andor-Fieber. :)

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Details

Auszeichnungen:
Spieleranzahl: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: 60 Minuten
Preis: 40,00 Euro
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Kosmos
Grafiker: Michael Menzel
Zubehör:

71 Legendenkarten, 34 goldene Ereigniskarten, 1 silberne Start-Ereigniskarte, 11 silberne Ereigniskarten, 10 Ereigniskarte geheimer See und 10 Schicksalskarten. 7 große Plättchen, 15 Kreaturenplättchen, ein Turm, 11 Edelsteine, 8 Sternchen, 4 Bauernplättchen, Prinz Thorald, Schildzwerge, 2 Wardraks, ein Dunkler Magier, eine Hexe, 8 Helden, 20 Würfel (5 grüne, 4 blaue, 4 große schwarze, 3 gelbe, 3 rote und 1 violetter), 9 Holzscheiben (je 2 grüne, blaue, gelbe und violette und 1 rote) und 5 Holzsteine (je 1 grüne, blaue, gelbe, violette und rote). 16 Gors, 5 Skrale, 5 Trolle, 1 Erzähler und 41 Kunststoffhalter (26 rote, 4 schwarze, 3 graue und je 2 blaue, gelbe, grüne und violette). Ein Spielplan, ein Drache, eine Losspiel-Anleitung, ein Begleitheft und 15 Sortierbeutel. 3 Heilkräuter, 6 Pergamente, 6 Runensteine, 5 Tränke der Hexe, 5 Trinkschläuche, 2 Fernrohre, 2 Falken, 4 Schilde, 3 Bögen, 4 Brunnenplättchen, 3 Helme, 26 Goldplättchen (12 x Wert 1, 10 x 2 und 4 x 5), 8 Geröllplättchen, 3 rote Kreuze, 1 Gift und 15 Nebelplättchen. Eine Ausrüstungstafel, 4 Heldentafeln und ein N-Plättchen.

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